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Editorial: Das uralte Rätsel Schlaf
Von MATHIAS WIEDEMANN mathias.wiedemann@mainpost.de
 |  aktualisiert: 11.12.2019 20:27 Uhr

Der Volksmund beziehungsweise die Bibel wissen es oft schon lange vor der Wissenschaft. Was diese erst in aufwendigen Berechnungen oder Studien nachweisen muss, hat auf der anderen Seite die Empirie längst festgestellt. Das wird besonders bei Themen deutlich, die die Wissenschaft noch nicht vollständig enträtselt hat. Beim Schlaf zum Beispiel.

„Den Seinen gibt es der Herr im Schlaf“, heißt es in Psalm 127,2. Das stimmt in mehrfacher Hinsicht. So ist laut dem Münchner Schlafforscher Michael H. Wiegand einerseits der Schlaf selbst ein wichtiger Prozess, in dem sich das Gehirn, abgeschnitten von allen Sinneswahrnehmungen, sozusagen neu sortiert und das tagsüber Erlebte und Erlernte verarbeitet. Andererseits können die Träume wichtige Anregungen in kreativen Prozessen oder für die Lösung von Problemen liefern.

Wiegand, Facharzt für Psychiatrie, Psychologe und Chef des Schlafmedizinischen Zentrums der TU München, und seine Kollegin, die Ärztin Helen Slawik, werden am Samstag, 11. Februar, 16 Uhr, im Rahmen der Spitzweg-Ausstellung „Nachtstücke“ im Museum Georg Schäfer über das Thema Schlaf sprechen – über Physiologie und Funktion des Schlafs, über Schlafstörungen und über Träume.

Im Interview gibt Michael H. Wiegand schon in dieser Ausgabe einen Einblick in die Komplexität seines Forschungsgebiets (Seite 6). Denn was der Schlaf genau ist und wozu er dient, das ist bis heute nicht ganz geklärt, und das, obwohl wir alle (nahezu) jede Nacht schlafen und träumen. Während Schlaf und Traum in Kunst und Literatur schon immer eine Rolle spielen, so haben Medizin und Psychologie sich erst verhältnismäßig spät für das Thema interessiert.

Bei Spitzweg hat die Nacht nichts Bedrohliches. Obwohl der Künstler selbst – wie fast jeder Mensch – hin und wieder an Schlaflosigkeit litt, sah er die Dunkelheit der Nacht als willkommene Phase der Ruhe, in der Wärme und Licht menschlicher Behausungen umso heimeliger wirkten. Johann Heinrich Füsslis Gemälde „Der Nachtmahr“ aus dem Jahr 1781 aber gibt ziemlich treffend wieder, wie sich jemand fühlt, auf dessen Brust ein böser Albdruck lastet. Woher dieser Nachtmahr kommt, das zeigt er nicht. Diese Frage wiederum kann vielleicht irgendwann die Wissenschaft beantworten.

 
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