zurück
Schweinfurt
E-Scooter rollen bald auch durch Schweinfurt
Der Ferienausschuss des Stadtrates macht den Weg frei: Bald gibt es E-Scooter auch in der Wälzlagerstadt. Welches Modell man wählt und warum die Entscheidung knapp war.
Einen E-Scooter-Verleih durch einen privaten Anbieter wird es bald auch in Schweinfurt geben. Der Ferienausschuss gab grünes Licht für eine Firma aus Würzburg.
Foto: Sebastian Kahnert | Einen E-Scooter-Verleih durch einen privaten Anbieter wird es bald auch in Schweinfurt geben. Der Ferienausschuss gab grünes Licht für eine Firma aus Würzburg.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:24 Uhr

Das Thema E-Scooter ist im Moment in aller Munde, meist aber nicht so unbedingt positiv kommentiert. Die Schweinfurter CSU fand, E-Scooter in der Wälzlagerstadt seien eine gute Idee. Dass dies im Ferienausschuss zu einer kontroversen Diskussion und knappen Entscheidung führte, war aber eher überraschend.

Fakt ist: Die CSU-Räte, Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) sowie Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt) befürworteten die Pläne der Stadt für die Einführung eines E-Scooter-Verleihs auf Schweinfurts Straßen, deshalb ging der Antrag mit 8:6-Stimmen durch.

  • Lesen Sie hier, was Sie beim Kauf von E-Scootern alles beachten müssen

Die Verwaltung schließt mit dem noch in Gründung befindlichen Unternehmen TimSharing GmbH aus Würzburg eine Kooperation. Das Konzept der Firma sieht vor, dass man an verschiedenen Orten in der Stadt – aus Sicht von CSU-Stadtrat Oliver Schulte idealerweise neben anderen Hauptbahnhof, Roßmarkt, Silvana oder Wildpark – bei lokalen Einzelhändlern die Roller mietet. Es gibt eine Tagesgebühr in Höhe von drei Euro, dazu fallen 15 Cent pro angefangene Minute an. Man muss sich ausweisen und den Roller auch bei einem Händler abgeben, sie können nicht wie in anderen Städten einfach am Straßenrand zurück gelassen werden.

E-Scooter werden vielleicht bald auch das Straßenbild in Schweinfurt prägen.
Foto: Oliver Berg | E-Scooter werden vielleicht bald auch das Straßenbild in Schweinfurt prägen.

Je nach Bedarf können in Zukunft auch mehr so genannte "Hot Spots" gefunden werden, wo man Roller mieten kann. Die Verantwortung liegt beim Anbieter, sowohl in Sachen Haftung als auch finanziell hat die Stadt kein Risiko. Angedacht ist auch, dass die E-Scooter kostenlos in den Schweinfurter Bussen transportiert werden können.

Anzeige für den Anbieter Facebook Video über den Consent-Anbieter verweigert

Ordnungsreferent Jan von Lackum wies noch einmal auf die grundsätzlichen Regeln hin. Die E-Scooter dürfen nur auf der Straße oder auf einem Radweg genutzt werden, in der Schweinfurter Fußgängerzone oder auf Gehwegen darf man damit nicht fahren. Offen sei die Helmpflicht, das sei aber Sache des Gesetzgebers.

Kommt eine Helmpflicht für E-Scooter? Darüber muss der Gesetzgeber bundesweit erst noch entscheiden.
Foto: Roland Weihrauch | Kommt eine Helmpflicht für E-Scooter? Darüber muss der Gesetzgeber bundesweit erst noch entscheiden.

Wirtschaftsförderin Pia Jost begrüßt das Vorhaben. Man habe unter anderem mit den Kollegen in Bamberg gesprochen, die einen Testbetrieb vor Einführung der E-Scooter hatten, der aber mangels Zulassung der genutzten Modelle im Moment nicht weitergeführt wird. Die Verwaltung hält das gefundene Modell, das es bisher so nicht gibt, deshalb für gut, weil man durch die Ausweis- und Abholpflicht keine Probleme mit Betrunkenen haben werde, die Roller auch nicht auf der Straße herumstünden. 

"Es macht keinen Sinn, sich den neuen Mobilitätswerkzeugen zu verweigern."
CSU-Stadtrat Oliver Schulte freut sich über die Einführung eines E-Scooter-Verleihs in Schweinfurt.

Oliver Schulte, der den CSU-Antrag gestellt hatte, brach eine Lanze für seine Idee und wandte sich gegen "typisch deutsche Bedenkenträger". Andere Länder seien viel weiter in Sachen E-Scooter-Integration in den fließenden Verkehr. "Es macht keinen Sinn, sich den neuen Mobilitätswerkzeugen zu verweigern." Auch Jan von Lackum sah das so. "Die schlimmere Alternative ist, nichts zu machen, dann kommt ein Hasardeurbetrieb und die Stadt liegt mit E-Scootern voll."

E-Scooter-Nutzer in Frankfurt/Main an einer Kreuzung in der Innenstadt. In Frankfurt vermieten drei Anbieter die Roller.
Foto: Lennart Stock | E-Scooter-Nutzer in Frankfurt/Main an einer Kreuzung in der Innenstadt. In Frankfurt vermieten drei Anbieter die Roller.

Kritik und Bedenken gab es dennoch. Ulrike Schneider (Schweinfurter Liste/Freie Wähler) war dagegen, aus ökologischen Gründen, Sicherheitsbedenken und auch Kostengründen. Sie verwies auf eine Studie, in der nachgewiesen worden sei, dass die E-Scooter zu Lasten des ÖPNV den Individualverkehr in der Stadt stärken. In München habe die Polizei von chaotischen Zuständen berichtet, insbesondere wegen mehrerer hundert Fahrten von Betrunkenen. Außerdem halte sie die Kosten für zu hoch, auch wenn die Stadt kein Risiko eingehe.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Das Thema Kosten sah Christiane Michal-Zaiser ebenso kritisch, war aber dennoch für die Kooperation. Sie forderte, dass der Betreiber an den Ausgabestellen die Nutzer über die Gefahren bei unsachgemäßem Gebrauch informieren müsse. SPD-Rat Thomas End, gewohnt hintersinnig, empfand die Diskussion als "wunderbares Ferienausschuss-Thema". Seine Fraktion habe nichts dagegen, wenn sich Menschen privat einen solchen Roller kauften und nutzten, "die Stadt muss diesen Unfug aber nicht fördern."

Für Sinan Öztürk (Linke) waren zu viele Fragen offen: Warum machen es nicht die Stadtwerke, welche anderen Modelle wurden geprüft? Die Stadtwerke, das sagte von Lackum, "sehen das nicht als Teil ihres Kerngeschäfts." Auch wenn Rüdiger Köhler (CSU) ebenfalls an der Umweltfreundlichkeit seine Zweifel hatte, konnte er die Kritik nicht nachvollziehen, denn die Stadt bemühe sich um ein Angebot für junge Menschen. "Wir wollen schon den Vorwurf entkräften, wir seien rückständig."

Anzeige für den Anbieter Facebook Video über den Consent-Anbieter verweigert
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Oliver Schikora
CSU
Chaos
Chaotische Zustände
Einzelhändler
Gefahren
Händler
Oliver Schulte
Polizei
Radwege
Sebastian Remelé
Sinan Öztürk
Stadtwerke
Städte
Umweltfreundlichkeit
Öffentlicher Nahverkehr
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • D. K.
    Kleiner Hinweis für unsere Stadträte.Der Rossmarkt,die Wolfsgasse und die Manggasse sind Fussgängerzone .Somit ist das Befahren mit E-Scootern verboten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Weiterer Hinweis an die Stadträte: E-Scooter-Fahrern ist es wurst, ob sie in Fußgängerzonen und auf Gehwegen fahren. Der Polizei übrigens auch.

    Der Polizist im Video oben schildert den Ideal-Fall für den schönen Anschein in der Öffentlichkeit und zur Volksruhigstellung. In der Praxis kräht doch kein Hahn danach, wer auf Gehwegen fährt. Siehe Radfahrer auf Gehwegen und in der Fußgängerzone.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. N.
    Aktuell beschweren sich ja schon alle über den Preis aber 3€ + 15 Cent/Minute für einen Scooter, den ich selbst wo abholen muss und auch zurückbringen muss? Das ist alles aber nicht Flexibilität oder Spontanität. Und diese Punkte sprechen eigentlich eben für E-Scooter. Das wird wirklich niemand nutzen. Auch wenn ich selber gerne Dinge wenigstens ein einziges mal ausprobiere, werde ich es bei Schweinfurt lieber lassen. Zu groß die Gefahr die Kosten aus dem Überblick zu verlieren, vor allem bei nur 20km/h dauert es ne Weile zurückzukommen und eigentlich möchte ich ja vorwärts kommen. Das ist Möchtegern-Coolness aber nichts weiter. Die CSU verdirbt hier wieder mal ein weiteres Verkehrsmittel.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten