
Vor ausverkauftem Haus spielte sich das Ensemble in der Tragikomödie von Dürrenmatt von Vorstellung zu Vorstellung immer intensiver in die Herzen des Publikums - Standing Ovations durch Bürgermeister Thorsten Wozniak mit Gattin bei der Premiere. Vor kurzem gab auch unser Landrat Florian Töpper seiner Verbundenheit zum Stadttheater Gerolzhofen Ausdruck. Insbesondere dieses Theaterstück fasziniert ihn durch seinen eigenen beruflichen Werdegang.
Dürrenmatt greife hier die kollektive Selbsttäuschung des modernen Menschen auf. Die Entwicklung der Menschen in Güllen und vor allem ihre Bestechlichkeit stellen eine Kritik am modernen Kapitalismus dar. Die Faszination für Dürrenmatt und die Aktualität dieses Theaterstücks war auch ausschlaggebend für die Inszenierung von Silvia Kirchhof. Dürrenmatt kritisiert die Lächerlichkeit bigott-kleinbürgerlicher Verhaltensweisen und die Hilflosigkeit des Einzelnen in einer anonym und unüberschaubar gewordenen Welt. Das Ensemble symbolisiert stellvertretend den bestechlichen, moralisch wandelbaren, gierigen Menschentyp, den das kapitalistische Wirtschaftssystem produziert.
Dürrenmatts Aussage zur Macht des Geldes vor allem in Zeiten wirtschaftlicher Krisen beweist ein hohes Maß an Aktualität.
Respekt für die Leistung der Laienschauspieler auf der verhältnismäßig kleinen Bühne, u.a. beim Szenenwechsel. Hiltrud Weinig begeisterte mit Mimik und Gestik als "alte Dame" und im Zusammenspiel mit dem wunderbar skurrilen bis hin zum tragisch agierenden Klaus Vogt als "Ill". Mit ihrer Feststellung als Claire Zachanassian "Die Menschlichkeit ist für die Börse der Millionäre geschaffen, mit meiner Finanzkraft leistet man sich eine Weltordnung", findet der Zuschauer in die heutige Zeit schock versetzt.
Reinhard Geissler als Lehrer überzeugt in seiner Betroffenheit "Reichtum hat nur dann Sinn, wenn aus ihm Reichtum an Gnade entsteht". Katarzyna Wrona in der Rolle als Butler und ehemaliger Oberrichter Hofer beeindruckte uns in der Verkörperung dieser Männerrolle.
Das gesamte Ensemble erntete wie bei allen Vorstellungen den hochverdienten Applaus und verabschiedete sich gerührt vom begeisterten Publikum.
Von: Helene Vorndran (Mitglied im Theaterverein Gerolzhofen)
