Da muss man Oberbürgermeister Sebastian Remelé uneingeschränkt recht geben: "Das Schweinfurter Kulturleben erwacht wieder". Nach der Eröffnung der Ausstellung mit Selcuk Dizlek in der Kunsthalle, der Ausstellung Alexander Höllers im Kunstsalong des Kunstvereins, die weit über die Region hinaus medial registriert wurde, nun "Albrecht Dürer revisited" im Museum Otto Schäfer, wieder ein vollbesetztes Haus und durchaus auch ein gesellschaftlich bedeutendes Ereignis, was das Museum Otto Schäfer (MOS) über die inhaltliche Qualität bis zur doch recht langen Zwangspause stets ausgezeichnet hat.
Der neue Leiter des Hauses, Jan Soldin, hat gut zwei Dutzend Künstler in einen Dialog mit Dürer versetzt, die den großen Nürnberger aus heutiger Sicht betrachten und durchaus aktuelle Züge herausarbeiten.
Das MOS birgt die fast vollständige Sammlung der Druckgrafik Dürers, was in Schweinfurt vielen nicht bewusst sei, bedauerte Remelé. Dabei sei das Haus ein gefragter Leihgeber, wie er mit Blick auf das Städel in Frankfurt oder das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg anmerkte.
"Dürer neu bedenken", sei das Motiv für die Ausstellung, betonte Soldin in seiner Einführung. Dazu hat er die Arbeiten von Künstlern aus der Region, aber auch darüber hinaus zusammengetragen. Als Beispiel seien Klaus Staeck genannt, der zum 500. Geburtstag Dürers 1971 in Nürnberg auf eigene Kosten die Stadt mit einem Bildnis Dürers Mutter plakatieren ließ mit dem Satz "Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?" Oder: Thomas Baumgärtel, der Bananensprayer.
Immer noch stark mit Schweinfurt verbunden ist der hier geborene Jürgen Wolf, der jetzt in Köln lebt. Er hat sich dem berühmten Selbstportrait Dürer angenommen, es aber nicht fertig gemalt, eröffnet einen Weg zur eigenen Komplettierung.
Robert Weissenbacher, auch ein Schweinfurter und Träger des Kulturpreises der Stadt, führt Dürers Stiche des "Kleinen Pferds" in gleichgroße Aquarelle über, die Lücken lassen, die der Betrachter und die Betrachterin selbst füllen sollen.
Der Würzburger Max Gehlofen hat für das MOS eine eindrucksvolle Rauminstallation geschaffen, die sich mit Dürers "Vier Büchern von menschlicher Proportion" auseinandersetzt. "Den Körper losgelöst von Konventionen und im wahrsten Sinne nackt."
Einen eigenen Raum erhält Dürers "Ritter Tod und Teufel" in der Kunsthalle, auch ein Zeichen, dass das MOS sich stärker in der Schweinfurter Kunstszene verankern will.
Der OB freute sich, dass die Kultur in Schweinfurt wieder für den Austausch zwischen den Menschen sorgt, "was über zwei Jahre furchtbar vermisst wurde". Für die nächsten Monate kündigte er eine Fülle kultureller Angebote an, unter anderem auf drei Bühnen auf dem Kessler Field, vor der Kunsthalle und im Rathaus-Innenhof an.
Eine wichtige Rolle wird dabei auch das MOS spielen. Soldin will mit wechselnden Ausstellungen mehrmals im Jahr in das Haus in der Judithstraße einladen. Die "Terra Incognita" (Remelé) zugänglich machen. Dazu gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm mit Kuratoren-Führungen, ein Künstlergespräch mit Weissenbacher und Gehlofen, Workshops und einem "Dürer-Schoppen".
Öffnungszeiten: Samstag 14-17 Uhr, Sonn- und feiertags 10 bis 17 Uhr und unter www.museumottoschaeffer.de