Benzinhandel im finsteren Vororten, Grenzformalitäten wie einst an der innerdeutschen Grenzen, Nächtliches Frieren in einer Jurte. Das Abenteuer von Henriette und Günter Fuchs, die bei der Silk-Road-Rallye über 12 000 Kilometer von Istanbul nach Shanghai zurücklegen, geht weiter. Inzwischen sind sie in Kirgistan angekommen, wie das Paar per E-Mail mitteilt. Jetzt sind sie auch auf der Route der ehemaligen Seidenstraße unterwegs, die der Rallye den Namen gegeben hat.
Die Seidenstraße im eigentlichen Sinn gibt es nicht, erzählen die Fuchs'. „Die Seidenstraße“ sind mehrere Handelswege, die sich den politischen, wirtschaftlichen und klimatischen Gegebenheiten anpassten und über verschiedene Strecken und Routen verliefen. Meist von den großen Handelsstädten Venedig oder Konstantinopel bis zur alten Hauptstadt des chinesischen Reiches Xian.
Auf dem Weg von Nukus in Usbekistan nach Khiva hat außer den Nomaden und den Kamelen noch nicht viel an die glanzvolle Vergangenheit der berühmten Handelsstraße erinnert. Wieder über, mit heimtückischen Schlaglöchern gespickte Straßen, durch die Steppe und entlang des Karakaugebirges erreichten wir Khiva – eine Oasenstadt, wie aus dem Märchen am Unterlauf des Amudaria an der alten Seidenstraße. Doch wie schon in der Vergangenheit tauchte wieder auf das Problem: Wo gibt's Benzin? In einem verarmten Viertel mitten in der Nacht wurden die Rallyefahrer fündig und füllten mittels Plastikflaschen die Tanks auf. „Wir waren froh, dieses Viertel mit ihren dubiosen Gestalten verlassen zu können.“ Später auf ihrer Reise erfahren sie am eigen Auto, wie es ist, wenn man mit Wasser gestreckten Sprit im Motor hat: Er klopft, klingelt oder geht ganz aus. Auch manchem Fahrer bekommt fremde Kost schlecht: Einige kämpfen mit Verdauungsproblemen. Beifahrer haben eine Tüte dabei, wenn es schaukelig endlose Serpentine ins Hochgebirge hochgeht.
Wie mühsam das Leben der Karawanen entlang der Seidenstraße gewesen sein muss, erfuhren Henriette und Günter Fuchs bei der nächsten Etappe selbst. Die Außentemperatur lag bei fast 32 Grad. In ihrem alten Volvo Amazon kroch sie der 40-Grad-Grenze entgegen. Nicht alle Autos machten das mit: Ein Alfa Spider reiste nur noch auf einem Anbänger mit, bei einem anderen Volvo brach die Vorderachse.
Dann tauchten die Häuser von Buchara. „Die Edle“ ist eine der geschichtsträchtigsten Städte und eines der bedeutendsten Industriezentren ganz Zentralasiens. Die Altstadt mit ihren historischen Bauwerken, darunter zahlreiche Moscheen und religiöse Hochschulen wird von der Unesco als Kulturerbe gelistet. Buchara war einst eine wichtige Handelsstation auf der alten Seidenstraße und viele alte Karawansereien zeugen heute noch davon. Ähnlich der nächste Etappenort Samarkand, eine der ältesten Städte der Welt. „Antike Moscheen, Minarette, Universitäten und Schulen, die in ihrer prunkvollen Pracht wunderbar beleuchtet waren, ließen uns wie im Märchen ,Aus Tausend und einer Nacht' vorkommen“, berichten die Hambacher. Für die Abenteurer boten die Städte die Möglichkeit, in Ruhe auszuschlafen und sich um die eigenen Körpern und die Maschinen zu kümmern.
Und Zeit für eine Zwischenbilanz: Das Ehepaar Fuchs berichtet, dass es schon vier Wochen unterwegs ist und über die Hälfte der 12 000-Kilometer-Tour geschafft hat: „Das Heimweh hat uns noch nicht gepackt. Jeden Tag kommen neue Eindrücke, tolle Erlebnisse und Begegnungen mit der Bevölkerung dazu und die Tage vergehen alle wie im Flug.“
In der usbekischen Hauptstadt Taschkent fand der erste größere Austausch der Rallye-Teilnehmer statt. Einige mussten nach Hause fliegen und neue kamen voller Vorfreude hinzu. Ein paar Fahrzeuge haben ebenso auf diese Station gewartet, denn es wurden auch neue Ersatzteile mitgebracht, die entweder in den nächsten Tagen ausgetauscht oder damit einfach nur die Ersatzteilkoffer wieder aufgefüllt wurden.
Immer weiter geht es gen Osten. Bereits kurz vor der Grenze zu Kirgistan tauchten überall schwer bewaffnete Soldaten auf. Am Schlagbaum wurde es ernst. „Denn zum ersten Mal auf unserer Reise wurden unsere Taschen geöffnet, der Inhalt kontrolliert, die Fotoapparate überprüft, einige Koffer geöffnet, die Medikamententasche unseres Präsidenten ausgeleert, nach Zeitschriften, Videos, CDs usw. gefragt“, erzählen Henriette und Günter Fuchs. Das erinnerte sie an Vorgänge wie damals an der deutsch-deutschen Grenze.
In Sary Tash wartete auf die Rallyefahrer eine landestypische Jurtenübernachtung. Aber zuvor musste die Karawane über den 3600 Meter honen Taldyk-Pass hinauf. Angesichts der dünnen Luft mussten nicht nur die Menschen mächtig schnaufen, auch manchem Mobil ging die Luft aus. Der Fuchssche Volvo legte den ersten Streik hin. In der ehemaligen Nomadensiedlung Sary Tash wurden die Teilnehmer mit einem herrlichen abendlichen Blick auf den über 7000 Meter hohen Pik Lenin im Pamirgebirge belohnt. Für die Rallyefahrer steht als Nächstes der letzte Grenzübertritt an: nach China: „Wir sind gespannt auf die Grenzabfertigungen.“
Henriette und Günter Fuchs aus Hambach nehmen mit ihrem Volvo Amazon P 121, Baujahr 1969, an der Silk-Road Rallye von Istanbul nach Shanghai für Oldtimer teil: 12 500 Kilometer, sechs Länder in 56 Tagen – von der Türkei geht es über Russland, Kasachstan, Usbekistan und Kirgistan bis nach China. Die Strecke folgt einer der Routen der historischen Seidenstraße. Blogs von weiteren Teilnehmern unter www.classiccarevent.com