
Schon die Einladung zur Ausstellung „Druckwerke aus WerkDruck“ ist eine Besonderheit. Zu sehen ist die wohl älteste bildliche Darstellung einer Offizin, also einer Werkstatt, in der gesetzt, gedruckt und vertrieben wird. Auch im WerkDruck, in der Langfassung „Laboratorium für Handsatz und Versuchsanstalt zur Bewahrung des Buchdrucks“ geheißen, wird gesetzt, gedruckt und vertrieben.
Die kleine Werkstatt im Haus der Disharmonie betreibt der Setzer und Drucker Werner Enke seit zehn Jahren. Die Ausstellung dient dazu, die künftige Neuausrichtung einzuläuten.
Zu sehen sind die Arbeiten einiger Workshops. Etwa die Monatsblätter „Feine Verse“ für den Kalender 2017. Oder die Radfahr-Sprüche auf Bierdeckeln, die in Anspielung auf den an der Disharmonie vorbeiführenden Maintal-Radweg entstanden sind. Es sind unterschiedlichst gestaltete Blätter mit Gedichten von Georg Heym, Joachim Ringelnatz, Bertold Brecht und auch Friedrich Rückerts „Wert der Zeit“ zu sehen. Oder die satirische Trilogie zur Ausstellung „Main und Meer“.
Dann natürlich ein außergewöhnlicher Spruch (Georg Christoph Lichtenberg) in ebensolcher grafischer Darstellung, gestaltet von Enke selbst: „Mehr als das Gold hat das Blei die Welt verändert, und mehr als das Blei im Gewehr, das Blei im Setzkasten“. Natürlich spielt auch Guttenberg, der Erfinder der beweglichen Lettern, eine Rolle.
„Es ist einiges geschehen, was man hier an den Wänden betrachten kann, aber es soll nun noch mehr geschehen“, sagte Enke bei der Eröffnung am Sonntag zur Zukunft von WerkDruck. Er habe als Rentner mehr Zeit und will, dass mehr experimentiert, gesetzt und gedruckt wird. Auftakt ist mit zwei Kursen. Zum einen das Projekt „Akzidenzen“. Die Mitmacher können Glückwunsch-, Geburtstags-, auch Trauerkarten herstellen. Zum anderen ein „Kinder/Erwachsenen-Druckprojekt“ unter dem Arbeitstitel Memory. Außerdem wird die Werkstatt mittwochs abends für jedermann zum Reinschnuppern geöffnet sein.
Und: Um die bisher alleine von Enke bestrittene Finanzierung meistern zu können, wurde kürzlich ein Förderkreis ins Leben gerufen. Zehn Mitglieder gibt es bereits. Die Förderer unterstützen mit 25 Euro jährlich die Unterhaltungskosten der Werkstatt, stellen ihre Existenz damit auf eine breitere Basis.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten der Disharmonie bis 30. Juni zu sehen.