
Treu dem guten Brauch" – so steht es seit weit über 30 Jahren auf dem hellblau-wolkigen Banner des Röthleiner Volkstrachtenvereins. Zum traditionellen, mittlerweile 40. Dreikönigstanz in der TSV-Halle wurde das gute Stück endlich mal wieder hervorgeholt.
Die fröhliche Tanzveranstaltung am Vorabend von Dreikönig ist die erste im Neuen Jahr, an der sich der Gau, sprich die Mitglieder des Unterfränkischen Trachtenverbandes, mal wieder treffen. Eigentlich wäre das Jubiläum schon 2021 gewesen, erzählt der Vorsitzende des Röthleiner Trachtenvereins, Albert Hein, wurde aber aus bekannten Pandemiegründen immer wieder verschoben.
Eine ganze Busladung des Planvereins aus Rannungen verstärkte die Tanzreihen

Umso schöner, sind sich alle Beteiligten einig, dass nun wieder alle zusammenkommen können, und so ist die Teilnehmerzahl zur Freude der Organisatoren diesmal ziemlich groß, wohl auch weil eine ganze Busladung des Planvereins aus Rannungen die Tanzreihen verstärkt. Dort findet nämlich die Kirchweih nur alle zehn Jahre im Oktober statt, und dann steht anschließend ein Besuch des Dreikönigstanzes an. Und so machten zum Jubiläum auch die Rannunger Planpaare in zünftig bayerischer Tracht den Röthleiner TSV-Tanzboden "unsicher".

Apropos Tracht: Auch das ist ein schöner Brauch, der zum Dreikönigstanz zelebriert werden kann, aber nicht muss. Im Mittelpunkt steht zwar die Brauchtumspflege, aber auch der Spaß am geselligen Tanzen, und so drehten sich wie immer auf der Tanzfläche und überall im Saal die einen in fränkischer Tanztracht mit Mieder, Rock, Tuch und Schürze, in Strickstrümpfen, Unterrock und "Unnerbumbel", wie Lena Götz von den Röthleiner Planpaaren ihr Outfit augenzwinkernd beschrieb, während die anderen in Pulli, Jeans und Chucks ihr tänzerisches Können unter Beweis stellten.
Alles ist also möglich, und so haben sich die Rannunger Planpaare für die bayerische Tracht entschieden. Die Planmädchen tragen lange Dirndl, die Jungs Lederhosen und Haferlschuhe; das traditionell Wichtigste ist bei ihnen die Feder am Hut – ein absolutes Muss, erzählt Marius Heß, die nur einmal kurz ersetzt wird, wenn die Planburschen den Christbaum aufstellen und sich dann einen Tannenzweig an den Hut stecken.
Galderschumer Fichtenpaare und Hammelkönigspaar zu Gast

Aus Geldersheim ist neben den Galderschumer Fichtenpaaren das amtierende Hammelkönigspaar Renate Moreth und Hans Schäfer zu Gast; die "Hammelkönigin" in Festtagstracht mit plissiertem Rock, das unterscheidet sie von den Röthleinerinnen, die haben nämlich gestiftelte Falten.
Die Rafelder Planmädels dagegen haben die traditionelle Tracht neu interpretiert und farbiger gestaltet für alle Gelegenheiten, wie Lena Pröstler berichtete; die Planburschen wie Veit Weidinger tragen eine Arbeitstracht mit blauem Fischerhemd, einer Schiffermütze, dem sogenannten Elbsegler, rot-weißem Halstuch und dunkler Hose. Viele andere Herren haben da an ihrer Tracht schon mehr zu "schleppen" mit Weste, Jacke, Bundhose und Dreispitz auf dem Kopf.
Gleich der erste Tanz sorgte für Schnappatmung. Zum Auftakt stand nämlich eine Polonaise auf dem Programm, die – gut dirigiert von Nadja Götz - mit ihren vielen Abfolgen, darunter einem rasanter "Galopp" durch enge Menschengassen, die vielen Tanzenden eine halbe Stunde lang ganz schön ins Schwitzen brachte und auch BR-Moderatorin Steffi Zachmeier und ihren "Fränkischen Straßenmusikanten" Hans und Lissy Heilgenthal und Heinrich Filsner einiges abverlangte.

Weiter ging es im Programm mit vielen verschiedenen Plantouren, moderiert von Gau-Vortänzer Florian Kress und umschwirrt von Fledermäusen, die aktuell mal wieder in der Turnhalle residieren. Stets ordentlich notiert auf einem blechernen Schild am Bühnenrand, stellten die Standard-Rundtänze wie Walzer, Rheinländer, Schottisch oder der rasante Dreher keine allzu großen Herausforderungen an die Tanzenden. Wohl aber die um einiges schwierigeren Figurentänze Stampfer, Schlamperer oder Bauernpolka mit ihren komplizierten Schrittfolgen, die wie gewohnt von den Röthleiner Planpaaren erstmal vorgetanzt wurden.
Das Highlight nahte dann – auch das ist seit vielen Jahren schöner Brauch - nach der Pause: Die Weidenberger Française – ein ausgelassener Walzer, der auf humorig-tänzerische Weise die steifen höfischen Schreittänze auf die sprichwörtliche Schippe nimmt.
Mit dem letzten Höhepunkt des Abends zu mitternächtlicher Stunde beschloss der unterfränkische Gau ganz traditionell den Dreikönigstanz mit dem gemeinsam im Kreis intonierten "Kein schöner Land zu dieser Zeit".