Wer mit einer "Jubilee Overture" musikalisch überzeugend jubelt, der hat Grund zum Feiern. Die Bläserphilharmonie Werneck begrüßte damit bei ihren traditionellen Dreikönigsfestkonzerten das Jubiläumsjahr "50 Jahre Musikverein Werneck" und stellte wieder einmal unter Beweis, dass das 70 Personen starke Orchester auch unter dem neuen Dirigenten Florian Unkauf eine Klasse für sich im Landkreis Schweinfurt ist.
Das Hochwasser am Parkplatz der Wernecker Schulturnhalle hielt an den beiden Konzerttagen die insgesamt 800 Zuhörer ebenso wenig von einem Besuch ab, wie die Baustelle im angrenzenden Hallenbad. Nach drei Jahren konnten die Musikerinnen und Musiker wieder die heimische Halle bespielen, was auch Vereinsvorsitzender Manfred Weth mit Freude registrierte.
Wohin sich das Orchester seit seiner Gründung als "Schülerblaskapelle Werneck-Ettleben" 1969 durch Peter Blum und der Vereinsgründung 1974 entwickelt hat, erlebten die Konzertbesucher hautnah. Dass sich die heutigen Bläserphilharmoniker von Beginn an ausschließlich an Wertungsspielen und Wettbewerben in der Höchststufe beteiligen, spiegelten die Konzerte eindrucksvoll wider.
Das breite Repertoire des Orchesters belegte das Konzertprogramm unter dem Motto "Bretter, die die Welt bedeuten". Theater, Oper, Schauspiel, Musical – alles, was sich auf der Bühne abspielt, hielt Florian Unkauf mit seinen Bläsern parat. Schon die rasanten "Polovtsian Dances" aus der Oper "Fürst Igor" des russischen Komponisten Alexander Borodin faszinierten: durch das hohe Tempo, das besonders die Holzbläser forderte, durch die Orientalismen und den mitreißenden Rhythmus.
Zarte, ruhige Klänge beherrschten die "Zwischenaktmusik", die "2. Entr'acte" aus der "Theatre Music" von Philip Sparke. Solisten an der Oboe, Trompete oder dem Saxophon wussten zu beeindrucken.
Soloflötistin des Heeresmusikkorps zu Gast
Noch mehr Können bewies Soloflötistin Valerie Teresa Walter, die als Gast des Heeresmusikkorps Veitshöchheim George Bizets "Carmen" zum Leben erweckte. Virtuos flitzten ihre Finger über die Klappen der Querflöte, präzise erklangen die schnellen Läufe. Das Lieben und Leiden der feurigen Spanierin wurde greifbar.
Souverän lenkte Dirigent Florian Unkauf, früher selbst Militärmusiker, sein Blasorchester nach der Pause ins Pariser Varietétheater "Folies Bergère". Der schwungvolle Marsch von Paul Lincke machte Lust auf den zweiten Konzertteil, der mit "Curtain up" ("Vorhang auf") von Alfred Reed Broadway-Entertainment zeigte. Bei Swing-, Jazz- und Rockmusik musste das Publikum natürlich auf den Stühlen rutschen und wippen.
Mit anrührenden Emotionen des Musicals "Les Misérables" beeindruckten die Wernecker. Dunkles, mächtiges Blech wechselte mit sanften, träumenden Oboen- und Klarinettenklängen, das ganze Orchester lebte das Schicksal der Elenden mit. Dirigent Florian Unkauf, der kürzlich Phase vier der Dirigentenprüfung mit Prädikat gemeistert hat, führte seine Musikerinnen und Musiker sicher durch das Werk.
Ins Leichtere lenkte er sein Orchester mit den Welthits der Beatles. Wiederum bewiesen etliche Solisten bei "Hey Jude", "Yesterday" oder "Yellow Submarine" die Stärke der Wernecker.
Ohne Zugabe ließ das begeisterte Publikum seine Bläserphilharmonie nicht von der Bühne. Mit einem temperamentvollen lateinamerikanischen "Tico Tico" riss Flötistin Valerie Walter die Zuhörer mit. Der schmissige Einzugsmarsch aus der Operette "Der Zigeunerbaron" war schließlich Schlusspunkt eines fulminanten Dreikönigskonzerts. Was einiges erwarten lässt für das Jubiläumsjahr des Musikvereins Werneck, der mittlerweile aus vier Orchestern besteht: Mini-Orchester, Jugendblasorchester, Klangtastisch und die Bläserphilharmonie. Besonders auf das Open-Air-Konzert mit der österreichischen Kapelle "Federspiel" am 22. Juni im Schlosspark und das Schlosskonzert am 20. Juli wies die charmante Moderatorin Carolin Wech hin.