Der „Auenweg Obermain“ bietet als Dreiklang von Kunst, Radweg und Naturerlebnis eine ganz besondere Qualität. Zwölf monumentale Sandsteinfiguren stehen an ausgesuchten Plätzen, an denen ein Radweg an einem Gewässer vorbeiführt. Die 40 Kilometer lange Strecke verbindet Wiesen bei Bad Staffelstein mit Litzendorf im Landkreis Bamberg. Vertreter der beteiligten Kommunen und Landkreise, des Vereins „Flussparadies Franken“, der Förderer und Projektpartner sowie des Bildhauersymposiums „Flussgesichter“ eröffneten am Freitag die neue Touristenattraktion bei der ersten Station.
Flüsse verbinden
Hier, am Main bei Wiesen, steht die Skulptur „Fließende Begegnung“ des Künstlers Manfred Reinhart. Sie ist geschaffen aus gelbem Sandstein, was Landrat Christan Meißner besonders freute: „Dieser Stein prägt unseren ganzen Landkreis.“
Der Mainradweg, der die Landkreis Lichtenfels und Bamberg verbinde, sei sehr beliebt, im vergangenen Jahr hätten ihn 36 000 Radler benutzt, Tendenz steigend, so Meißner weiter. Diesen müsse eine gute Infrastruktur geboten werden, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Doch neben dem Kulinarischen sei das Kulturelle genauso wichtig. Diese Verbindung sei mit dem „Auenweg Obermain“ gelungen umgesetzt worden.
Eingangs begrüßte „Hausherr“ Jürgen Kohmann, Bürgermeister von Bad Staffelstein die geladenen Gäste mit launigen Worten: „Heute gibt es, obwohl wir zehn Brauereien im Stadtgebiet haben, Quellwasser aus Uetzing und Stublang.“ Denn die Bedeutung von Flüssen und Gewässern stand im Mittelpunkt des Projekts. Kohmann erläuterte, dass die Frauenfigur des zweiteiligen Monuments die Lauter darstelle, einen Bach, der sich auf 20 Kilometern Länge ausschließlich durch Bad Staffelsteiner Gebiet schlängelt. Der Mann an ihrer Seite sei der Main.
„Hochwertige Kunst wertet die Region auf“, sagte Johannes Kalb, Landrat des Landkreises Bamberg. Er hob das Wirken von Albrecht Volk hervor. Dieser habe als künstlerischer Leiter das Bildhauersymposium in Hallstadt organisiert, bei dem namhafte Künstler aus Italien, Bulgarien, Österreich, Tschechien und Deutschland die zwölf „Flussgesichter-Skulpturen“ im vergangenen Jahr schufen.
Künstler Manfred Reinhart aus Untersteinbach, der nach seiner Steinbildhauerlehre am Staatlichen Kunstinstitut in Florenz und an der Akademie der Schönen Künste in Carrara studiert hat, erinnerte an die Entstehungsgeschichte seiner Figur. „Wie würde der Main aussehen, wenn er eine Figur wäre?“, habe das Thema des Symposiums gelautet.
Der Main: stark und kraftvoll
Als stark und kraftvoll empfände er den Main, darum die große, muskulöse Männergestalt. Wachsen würde er durch die kleinen Zuflüsse. Also habe er dem Main eine Frauenfigur, schlank und zierlich, zur Seite gestellt. Beide vereinen sich im unteren Sockelbereich, daher der Titel „Fließende Begegnung“.
Die Form greift den Schwung des Flusses auf, zusätzliche Spannung gewinnt das Werk dadurch, dass der große Monoblock geteilt und wieder zusammengesetzt wurde. Die Maserung läuft weiter, die Färbung des Steins verstärkt den „Zusammenfluss“.
Das 300 000 Euro Projekt „Auenweg Obermain“ schließt an weitere Skulpturenwege an, beispielsweise an die „Fränkische Toskana“ bei Litzendorf und den Pilgerweg von Vierzehnheiligen nach Sesslach. „Insgesamt ist damit jetzt mit über 90 Skulpturen auf rund 100 Kilometern entlang von Flüssen und auf alten Pilgerwegen eine der vielfältigsten Skulpturenlandschaften in Europa entstanden“, so Albrecht Volk.
Nachdem die Ehrengäste mit dem Durchschneiden des gelben Bandes den „Auenweg Obermain“ offiziell eröffnet hatten, schwangen sie sich auf die Fahrräder und radelten Richtung Süden zur nächsten Station: Bei Niederau steht wuchtig und markant der Flussgott „River“, geschaffen von Ilia Varbonov Iliev.
Der „Auenweg Obermain“ ist ein Kooperationsprojekt der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Region Bamberg, der LAG Region Obermain und dem Verein Flussparadies Franken. Die Finanzierung unterstützten unter anderem der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), der Kulturfonds Bayern und die Oberfrankenstiftung. Ein Faltblatt mit allen wichtigen Informationen wird bis Pfingsten veröffentlicht.
Dr. Anne Schmitt, Vorsitzende des Vereins „Flussparadies Franken“, die das Projekt koordinierte und die von Landrat Kalb herzlich als „Mutter des Auenwegs“ tituliert wurde, wies schon auf das nächste Ereignis, den Main-Erlebnis-Tag am 17. Mai, hin. Dann wird der neue „Maingezwitscher-Pfad“ an der Mainschleife Unterbrunn eröffnet.
Zwölf Stationen
Die zwölf Flussgesichter-Skulpturen des Auenweges Obermain.
1. Wiesen: „Fließende Begegnung“ von Manfred Reinhardt.
2. Niederau: „River" von Ilia Varbanov Iliev.
3. Zapfendorf: „Der Liegende“ von Regina Lange.
4. Breitengüßbach, am großen See: „Archaika“ von Rosa Brunner.
5. Baunach, am Steg bei der Schrepfersmühle: „don't stop“ von Simonetta Baldini.
6. Rattelsdorf, am Fischpass der Itz: Flussgesichter-Skulptur von Frantisek Vlcek
7. Kemmern: „Fiume" von Francesco Cremoni .
8. Hallstadt, an der Mainbrücke: „The Nymph of the river" von Gheorghi Filins.
9. Bischberg, am Fischerhafen: „La Barca" von Pier Giorgio Balocchi.
10. Gundelsheim, am Leitenbach: Flussgesichter-Skulptur von Stefan Esterbauer
11. Memmelsdorf, am Leitenbach: „Aqua and Vita" von Marta Cadonici.
12. Litzendorf, neben dem goldenen Haus der Bibliothek: Flussgesichter-Skulptur von Vanda Pianini.