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SCHWEINFURT
Dr. Heart Music: Der Mediziner als Musikproduzent
Der Mediziner als Musikproduzent: Hubert Seggewiß vor einem Plakat von Friend'n Fellow.
Foto: Anand Anders | Der Mediziner als Musikproduzent: Hubert Seggewiß vor einem Plakat von Friend'n Fellow.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 11.12.2019 14:54 Uhr

Dass Hubert Seggewiß kein Bratscher werden würde, hätte man sich denken können. Und das lag nicht nur daran, dass man ihn, den Anfänger auf diesem Instrument, damals in der Schule viel zu früh ins Schulorchester setzte und er sich komplett überfordert fühlte. Bratscher sind behäbig und nicht übermäßig fleißig. Behauptet jedenfalls eine eigene Gattung von Musikerwitzen, der Bratschenwitz. Prof. Dr. Hubert Seggewiß dagegen gehört eher zu den Menschen, bei denen man sich fragt, wie sie das alles schaffen, was sie schaffen: Chefarzt der Medizinischen Klinik 1 am Leopoldina, international gefragter Kardiologe, medizinischer Betreuer professioneller Sportler.

Und seit 2013 Chef seiner eigenen Plattenfirma: Dr. Heart Music. Der Musik ist er also treu geblieben, wenn er auch von der Bratsche zur Gitarre und von der Seite des Interpreten auf die des Zuhörers gewechselt ist. „Ich habe meine Schallplattenkisten ausgepackt und festgestellt, dass meine Sammlung ziemlich breit gefächert ist“, sagt Seggewiß. „Da ist auch Jazz dabei. Das Köln Concert von Keith Jarrett zum Beispiel habe ich mir damals sofort gekauft.“

Grundsätzlich liebt Seggewiß echte, eigenständige Musik. Wie sie etwa Inga Rumpf macht. Die hatte er in Bad Oeynhausen live erlebt, seinem früheren Wohnort. Und sich gedacht, wenn Inga Rumpf in Bad Oeynhausen auftritt, kann sie auch in Schweinfurt auftreten. Und so holte er sie 2007 zu einem Konzert in die Christuskirche. „Ich war auf der Suche nach einer neuen Idee für das übliche Sommerfest für die Mitarbeiter – also habe ich sie zu Inga Rumpf eingeladen.“

Nachdenkliche Songs

Dabei lernte er auch das Duo Friend'n Fellow kennen – die Sängerin Constanze Friend und den Gitarristen Thomas Fellow. Die beiden machen Acoustic Soul, ihr neuestes Album „About April“, das zehnte, ist bei Dr. Heart Music herausgekommen. Es sind sehr persönliche Eigenkompositionen, alle Texte von Constanze Friend, die Musik meist auch. Nachdenkliche Songs, durchzogen von der Erfahrung des Schmerzes, aber voll innerer Kraft und Vertrauen auf das Leben.

Constanze Friends dunkle Stimme und Thomas Fellows lichte, spannungsvolle Begleitung verbinden sich zu höchst poetischen Miniaturen – wunderbare Musik weit abseits des Einheitsbreis, den die großen Labels in der Hoffnung auf große Verkaufszahlen anbieten.

Genau darum geht es dem Chef: Die Künstler sollen ihre Ideen in größtmöglicher Freiheit unter minimaler Einflussnahme irgendwelcher Chefs verwirklichen können. Drei Produktionen, vertrieben durch inakustik, sind bislang erschienen: „Prometheus“ mit dem Gitarrenduo Hands on Strings, „Danza“ mit dem European Guitar Quartet und eben „About April“ – alle unter Mitwirkung von Thomas Fellow, Label-Chef neben Seggewiß und künstlerischer Kopf der Firma.

Es sei durchaus nicht vorgesehen, dass er immer überall mitspiele, sagt Fellow: „Aber bei diesen ersten Produktionen konnte ich so am besten einschätzen, was wie funktioniert, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss.“ Ein eigenes Label sei natürlich ideal: „Besser kann man sich das als Künstler nicht vorstellen“, sagt Fellow, „aber es ist auch eine Menge Arbeit und Verantwortung.“

Vinyl zum richtig Hinhören

Die vierte Produktion wird mit dem Gewinner des European Guitar Award stattfinden, der alle drei Jahre in Dresden stattfindet, wo Fellow Professor für Akustische Gitarre (Konzertmusik, Worldmusic, Jazz, Pop) an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber ist.

Der ideale Künstler für Dr. Heart Music ist unterscheidbar, hat eine eigene Klangsprache entwickelt, musiziert eher filigran und schwimmt nicht mit dem Mainstream. Der ideale Zuhörer: „Musikliebhaber, die hinhören können und wollen“, sagt Fellow. Die zum Beispiel auch die edlen Vinylversionen kaufen, mit 45 Umdrehungen und 96 Kilohertz. „Die klingen wärmer und weicher. Da sind Töne dabei, die hören wir gar nicht.“

Zur Qualität der Musik und der Aufnahme kommt die Qualität des Artwork: Cover und Booklets sind liebevoll und aufwändig gestaltet, es gibt vernünftige Informationen zu Repertoire und Interpreten. Und Texte, was bei einem so vielschichtigen Album wie „About April“ einen echten Mehrwert darstellt.

Weder Seggewiß noch Fellow halten die CD für tot. Im Gegenteil: Als fassbare Erinnerung an Live-Erlebnisse sei sie bei den Fans beliebter denn je. „Prometheus“ ist in einer Erstauflage von 2000 erschienen. „1600 Stück sind schon verkauft“, sagt Seggewiß. „Auf Konzerten.“ Downloads will er dennoch demnächst anbieten.

Und hier kommt ihm nun seine zweite Leidenschaft zugute: der Sport. Der Präsident seines zweiten Lieblingsvereins (neben dem FC 05) St. Pauli ist nämlich Oke Göttlich, Chef des Independent-Digital-Portals finetunes. Seggewiß: „Mit ihm will ich demnächst mal über das Thema reden.“

Friend'n Fellow sind am Samstag, 7. März, 19.30 Uhr, auf Einladung der Disharmonie in der Rathausdiele zu Gast.

Die ersten drei Produktionen von Dr. Heart Music: Die CD ist vor allem als Erinnerung an Konzerterlebnisse bei den Fans beliebt.
Foto: Repro: StadtKultur | Die ersten drei Produktionen von Dr. Heart Music: Die CD ist vor allem als Erinnerung an Konzerterlebnisse bei den Fans beliebt.
Die ersten drei Produktionen von Dr. Heart Music: Die CD ist vor allem als Erinnerung an Konzerterlebnisse bei den Fans beliebt.
Foto: Repro: StadtKultur | Die ersten drei Produktionen von Dr. Heart Music: Die CD ist vor allem als Erinnerung an Konzerterlebnisse bei den Fans beliebt.
Die ersten drei Produktionen von Dr. Heart Music: Die CD ist vor allem als Erinnerung an Konzerterlebnisse bei den Fans beliebt.
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