Die Windgeschwindigkeit dürfte am Samstag mit Sicherheit über 150, vermutlich sogar an die 200 Stundenkilometer oder darüber betragen haben. Nach Aussage von Kreisbrandrat Georg Vollmuth (Frankenwinheim) wurden am Samstag von der Station auf dem Kernkraftwerk Grafenrheinfeld um 8.01 Uhr, also kurz bevor einige Kilometer weiter die Welt unterzugehen drohte, 120 km/h als Spitze gemessen. In Lülsfeld hat der Orkan durch den Downburst noch stark zugelegt.
Klostermauer durchschlagen
Je deutlicher wird, welches Ausmaß die Katastrophe am Samstag angenommen hat, um so stärker grenzt es immer mehr an ein Wunder, dass niemand verletzt oder getötet wurde. Aufgewirbelte Tore, Dachlatten und -sparren, Photovoltaikanlagen sowie Ziegel und Schieferplatten hätten jederzeit zu tödlichen Geschossen werden können. Ein Vierkantholz hat die Außenmauer des Klosters durchschlagen. Bei der Familie Plötz im Neubaugebiet „Schleifweg“ stecken die Schieferreste im Außenputz des erst im Jahr 2000 bezogenen Neubaus, als wären sie wie ein Pfeil hineingeschossen worden. Ein Ziegel ist durch das Dachliegefenster ins Innere geschossen.
Im Rücken von Stefan Plötz und seiner Frau Sabine flogen die Innentüren mitsamt der Türrahmen durch den Raum. Sabine Plötz war gerade oben im Bad. So schnell sie konnte rannte sie die Treppe hinunter, packte ihre Buben und suchte mit ihnen den Keller auf.
Bei der Familie Plötz hat es, wie berichtet, das Dach halbseitig inklusive des Kinderzimmers von Sohn Marius (7) auf der linken Seite aufgeschlitzt. Unter dem Dach befindet sich noch das Bad und auf der rechten Seite das Kinderzimmer von Sohn Florian (5). Der Dachstuhl muss wohl ganz erneuert werden.
Blitzschnelle Helfer
Stefan Plötz zu der beispiellosen und vorbildlichen Hilfsbereitschaft, die sich kurz nach dem Unwetter auftat: „So schnell wie das Dach weg war, waren die Helfer da.“ Insgesamt waren 110 Kräfte der Feuerwehren Schallfeld, Lülsfeld und Gerolzhofen sowie vom THW Gerolzhofen im Einsatz. Hinzu kamen gut 150 Freiwillige aus Lülsfeld und Schallfeld.
Derweil sind die ersten Hilfen angelaufen. Ein Spendenkonto ist, wie berichtet, bereits eingerichtet, um dort zu helfen, wo die Schäden überhaupt nicht oder nicht ausreichend durch Versicherungen gedeckt sind. Spendenbescheinigungen werden auf Wunsch ausgestellt.
Als Soforthilfe hat der Landkreis auf das Sonderkonto bereits 5000 Euro eingezahlt. Auch im Bayerischen Finanzministerium werden derzeit Überlegungen angestellt, wie zuletzt im Januar 2007 beim Sturm „Kyrill“ Hilfsprogramme für die Geschädigten im Freistaat aufzulegen
Ferner hat Landrat Harald Leitherer zugesagt, dass die Schrott-Teile kostenlos auf der Kreis-Deponie entsorgt werden können.
Spenden können auf das folgende Spendenkonto der Gemeinde Lülsfeld überwiesen werden: Kontonummer 8289969, Bankleitzahl 793 501 01 (Sparkasse Schweinfurt), Stichwort Sturm.