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Gerolzhofen
Donut mit Loch oder gefüllter Krapfen?
Die Auszeichnung "GEO innovare" ging 2019 beim Geo-net-Neujahrsempfang an den Eine-Welt-Verein. Dazu gab es "grenzenlose" Musik, ein großes Büffet und vieles mehr.
Die multikulturell mit deutschen und aus Syrien stammenden Musikern besetzte 'Gruppe Grenzenlos' sorgte für die Umrahmung des Geo-net-Neujahrsempfangs 2019 in der FC-Stadiongaststätte.
Foto: Norbert Vollmann | Die multikulturell mit deutschen und aus Syrien stammenden Musikern besetzte "Gruppe Grenzenlos" sorgte für die Umrahmung des Geo-net-Neujahrsempfangs 2019 in der FC-Stadiongaststätte.
Norbert Vollmann
Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 02.04.2019 14:29 Uhr

„Global denken, lokal handeln“ – dieser Leitgedanke liegt der seit 2016 alljährlich von der kommunalpolitischen Liste geo-net  im Rahmen ihres Neujahrsempfangs verliehenen Auszeichnung „GEO innovare“ zugrunde. Preisträger war diesmal ganz in diesem Sinne der Verein „Eine-Welt-Gerolzhofen e.V.“ mit seinem Weltladen am Marktplatz. Der Leitgedanke „Global denken, lokal handeln“ zog sich aber auch sonst wie ein roter Faden durch den Abend in der FC-Stadiongaststätte.

Gerade die Auszeichnung der Frauen und Männer des Eine-Welt-Vereins zeigte, wie sehr zum Beispiel fairer Handel und faires Handeln zur Bekämpfung von Armut als einer der häufigsten Fluchtursachen der Menschheit auf der Erde beitragen, und was man dabei vor Ort im Kleinen für die Chancengleichheit in der Welt tun kann, indem man global denkt und lokal handelt.

Es konnte aber irgendwie an dem Abend auch nicht ausbleiben, dass vor allem die grünen Mandatsträger aus Bundestag (MdB Uwe Kekeritz) und Landtag (MdL Paul Knoblach) zwangsläufig auf die AfD zu sprechen kamen, um zu schildern, wie europa- und demokratiefeindlich sich die nationalistisch ausgerichtete Rechtspartei in den Parlamenten präsentiert.

Die "grenzenlose" Europahymne

Für die passende musikalische Umrahmung des Neujahrsempfangs sorgte quasi als Kontrapunkt zu nationalistischen Tönen die multikulturell besetzte Gruppe „Musik grenzenlos“ unter der Leitung von Horst Brand. In ihr spielen voller Leidenschaft auch in der Region gestrandete Syrer mit, wie zwei davon bei diesem Auftritt. Besonders gut kamen die Europahymne mit dem deutschen Text Friedrich Schillers („Freude, schöner Götterfunken“), „Die Gedanken sind frei“ oder kurdische Gesänge wie das melancholisch angehauchte Lied "Min Bêriya Te Kiriye" („Ich vermisse dich so sehr“) an. Es handelt von einem Mann, der im Gefängnis sitzt und viel Grausames erlebt hat und das Leben ohne Liebe als wertlos bezeichnet.

Als grün-rotes Sangestrio stimmten beim Geo-net-Neujahresempfang 2019 in den großen Chor mit ein (von links): Stadt- und Kreisrätin Birgit Röder (Geo-net/Grüne), Landrat Florian Töpper (SPD) und Grünen-MdL Paul Knoblach.
Foto: Norbert Vollmann | Als grün-rotes Sangestrio stimmten beim Geo-net-Neujahresempfang 2019 in den großen Chor mit ein (von links): Stadt- und Kreisrätin Birgit Röder (Geo-net/Grüne), Landrat Florian Töpper (SPD) und Grünen-MdL Paul Knoblach.

Bei so viel weltoffener Stimmung ließen es sich dann auch Geo-net-Stadt- und Kreisrätin Birgid Röder, Landrat Florian Töpper und Grünen-MdL Paul Knoblach nicht nehmen, bei der Europahymne mit vollem Einsatz als grün-rotes Sangestrio in den großen Chor einzustimmen.

Florian Töpper hatte zuvor betont, wie sehr er den Termin genieße, der den Schlussstein in seiner Neujahresempfangs-Rallye setze. Auch der Landrat brandmarkte die Verachtung der Demokratie durch die AfD. Dem gelte es mit einem weltoffenen Landkreis entgegenzutreten.

Zum abschließenden gemütlichen Beisammensein „von netten und engagierten Menschen“, wie es die durch den Empfang als Moderatorin führende Birgid Röder eingangs bezeichnete, gab es am Ende traditionell zur Stärkung nach all den Reden, Liedern und der Ehrung ein von Barbara Stanzel eröffnetes internationales Büffet.  

Die Mischung macht den Reiz des Empfangs aus

Es ist die Mischung, die den Neujahrsempfang seit mittlerweile 2008 fast zu einer Muss-Veranstaltung zum Jahresbeginn macht, und auch das Gespür und die „Antenne“ dafür, immer wieder aktuelle Themen aufzugreifen und in der Öffentlichkeit zu befeuern.

Egal ob es in den vergangenen Jahren um einen Nationalpark im Steigerwald, die Reaktivierung der Steigerwaldbahn oder wie diesmal das geplante Bürgerbegehren ging, das bei der Ausweisung des nächsten Neubaugebietes in Gerolzhofen mit wohlwollender Unterstützung von Geo-net den Sprung über den Nützelbach in Richtung Arlesgarten und Schallfeld verhindern will.

Dazu war seitens der Initiatoren spontan Stefanie Döpfner das Wort erteilt worden, um die Ziele des Bürgerbegehrens vorzustellen, für das gerade die nötigen Unterstützungsunterschriften gesammelt werden. Für Stefanie Döpfner drängt sich bei der Frage, ob Baulücken im Stadtgebiet geschlossen oder der Flächenverbrauch wie hier an der Peripherie im Süden weiter fortgesetzt werden soll, folgender Vergleich auf: „Entwickelt sich Gerolzhofen zu einem Donut mit Loch in der Mitte oder zu einem mit Marmelade gefüllten Krapfen?“.

"GEO innovare"-Preis geht an den Eine-Welt-Verein

Höhepunkt des Abends war die Verleihung der Auszeichnung „GEO innovare“. Zur Hinführung auf den großen Augenblick diente das Impulsreferat zum Thema „Fairer Handel“ von MdB Uwe Kekeritz. Der Uffenheimer vertritt seit 2009 den Wahlkreis Fürth für die Grünen im Bundestag und war schon verschiedentlich in Gerolzhofen zu Gast und dabei auch im Weltladen. Birgid Röder: „Kein Mann der lauten Töne, aber mit Rückgrat und Mut“.

Verleihung Preis 'GEO innovare' Neujahrsempfang Geo-net Gerolzhofen       -  'GEO innovare' nennt sich der Preis, den die Geo-net-Liste seit 2016 alljährlich im Rahmen ihres Neujahrsempfangs verleiht. Heuer ging er an den Eine-Welt-Verein in Gerolzhofen. Deren Vertreter (von links) Georg Löhrlein, Doris Geißler, Klaus Schwaab (daneben in der hinteren Reihe), Elke Niedermeier und Petra Aumüller gratulierten dazu MdB Uwe Kekeritz, MdL Paul Knoblach sowie die Geo-net-Stadtratsmitglieder Birgid Röder und Thomas Vizl.
Foto: Norbert Vollmann | "GEO innovare" nennt sich der Preis, den die Geo-net-Liste seit 2016 alljährlich im Rahmen ihres Neujahrsempfangs verleiht. Heuer ging er an den Eine-Welt-Verein in Gerolzhofen.

Das Plädoyer des MdB galt der „fairen Beschaffung“ auch und gerade unter ökologischen und sozialen Aspekten und dass die „Fairness auf diesem Globus eine ganz zentrale Rolle spielt“. Gerolzhofen und der Landkreis Schweinfurt seien hier auf dem richtigen Weg in Sachen Verteilungsgerechtigkeit, auch wenn „wir noch fairer werden und mehr abgeben müssen in dieser Welt", so Uwe Kekeritz.

Dem Landtags-Shootingstar aus dem Grünen-Kreisverband Schweinfurt und Biobauern aus Garstadt, Paul Knoblach, kam der Part zu, die Laudatio auf den neuen „GEO innovare“-Preisträger zu halten. Der Verein Eine-Welt-Gerolzhofen mit seinem Weltladen, der im November sein 25-jähriges Bestehen feiern könne, lebe demnach das Motto „Global denken, lokal handeln“ auf vorbildliche Art und Weise, so der überraschend über die Liste in den Landtag eingezogene Abgeordnete.

50 Mitarbeiter im Gerolzhöfer Weltladen

Die Auszeichnung und den damit verbundenen Geldbetrag nahmen für den Preisträger 2019 Doris Geißler, Petra Aumüller, Elke Niedermeier, Georg Löhrlein und Klaus Schwaab entgegen. Dabei machten sie deutlich, dass 50 Mitarbeiter ehrenamtlich im Weltladen mitarbeiten. Ihnen und den treuen Kunden gelte der Dank der Verantwortlichen, so Doris Geißler. 

Unterstützt würden vom Eine-Welt-Verein Projekte in Bolivien, Indien, Kongo, Sudan, Nepal und Tansania, aber auch der Menschenrechtsaktivist Rüdiger Nehberg oder der irische Missionar Shay Cullen auf den Philippinen. Die Devise allen Handelns und Handels laute: Jedes im Weltladen gekaufte Produkt hilft den Produzenten und deren Familien ein menschenwürdiges Leben führen zu können.

Georg Löhrlein listete schließlich fünf Gründe auf, warum man sich aus christlicher Überzeugung seit so langer Zeit in Gerolzhofen für eine gerechtere Welt einsetze.

Der Sprecher der Geo-net-Fraktion im Stadtrat, Thomas Vizl, hatte im weiteren Verlauf in seinem kommunalpolitischen Rückblick auf das Jahr 2018 eine Reihe von Themen und Entscheidungen noch einmal im Zeitraffer vorbeilaufen. Damit wollte er aufzeigen, dass Geo-net im Stadtrat, aber auch außerhalb 2018 wieder „einiges bewegen und steuern konnte“.

"GEO innovare"
Die Auszeichnung „GEO innovare“ steht für das Geo-Net-Motto „Global denken, lokal handeln“. Damit wird seit 2016 von der kommunalpolitischen Liste das beispielhafte Denken und Handeln von Initiativen und Privatpersonen sowohl für den Globus, sprich die Erde, als auch für den Heimatort Gerolzhofen gewürdigt.
Erster Preisträger war der „Vater“ des Erneuerbaren Energie-Gesetzes, Hans-Josef-Fell aus Hammelburg. Es folgten 2017 die Flüchtlingshelferinnen und -helfer aus Gerolzhofen und 2018 die Familien Braun-Petermair und Mößlein-Schneider für die aufwändige Sanierung ihrer historischen Wohnhäuser.
Diesmal war die Wahl auf den Verein „Eine-Welt-Gerolzhofen e.V.“ mit seinem Weltladen am Marktplatz für sein jahrzehntelanges Engagement zugunsten des Fairen Handels und einer gerechteren Welt gefallen. (novo)
 
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