Früher hießen solche Läden „Fachgeschäft für Ehehygiene“. Vibratoren wurden im Versandhandel neutralstmöglich als „Massagestab“ bezeichnet. Aber das sind ebenso alte Klischees wie die Vorstellung vom düsteren Hinterhof-Sexshop, in den sich nur verschämt zu Boden blickende Männer schleichen. „Ich weiß gar nicht, wie sich solche Läden heute noch halten wollen“, sagt Dolly Buster, und die muss es ja wissen.
Dolly Buster, bürgerlich Nora Baumbergerová, ehemalige Pornodarstellerin, Medien- und Marketingtalent, ist längst auf den roten Teppichen der gutbürgerlichen Glamourwelt angekommen. Sie ist Produzentin und Regisseurin und betätigt sich außerdem als Autorin, Malerin und Schauspielerin, wie auf ihrer Homepage zu erfahren ist. Mit den Restaurants „BusterPasta“ in Frankfurt und Düsseldorf hat sie außerdem begonnen, eine kulinarische Kette aufzubauen.
Unter ihrem Namen, so schätzt Manfred Pfeifer, laufen gut 30 Sexshops in Deutschland – Pfeifer ist Inhaber der „Dolly Buster Erotic World“ im Schweinfurter Hafen. An diesem Samstag ist Dolly Buster eigens angereist, um dem frisch umgestalteten Laden die Ehre zu erweisen – er ist hell und aufgeräumt, und stünden in manchen Regalen nicht unübersehbar die Nachbildungen gewisser Körperteile in allen Farben und Formen, es könnten hier auch Elektrogeräte oder Bücher verkauft werden.
Möglicherweise wegen des Weihnachtsmarkts kommen nicht so viele Fans zur Interview- und Autogrammstunde wie erwartet, aber drei, vier Dutzend sind es schon, unter ihnen etliche Pärchen. Pfeifer hat beim Umbau die DVDs in einen Nebenraum ausgelagert. So sei der Hauptraum nahezu pornofrei. Vor allem aber sei es darum gegangen, mehr Platz für den eigentlichen Verkaufsschlager zu schaffen: „Unsere Wäscheabteilung ist aus allen Nähten geplatzt“, sagt Pfeifer und bestätigt, was Dollys Fahrer auf vielen Autogrammstunden beobachtet hat: Fans und Kunden sind in der Mehrheit Frauen. „Die Frauen sind tougher, die Männer sind eher die Zurückhaltenden.“
Dolly Buster, bis auf die ausladende Büste sehr schmal auf sehr hohen Heels, gibt im Podiumsinterview mit Radio-Primaton-Moderator Christian Schwarz mit souveräner Gelassenheit Einblicke in ihr Metier. Erotik sei heutzutage dank vielfacher positiver Präsenz in den Medien Normalität. Dass sie fast ausschließlich weibliche Akte malt – Kopien ihrer Bilder hängen auch in Schweinfurt an den Wänden –, erklärt sie so: „Alles, was ich gemacht habe, habe ich aus Spaß und Lust an der Sache gemacht, das gilt auch für meinen früheren Beruf. Ich hätte keine Lust, einen Baum zu malen, das gibt mir persönlich nichts. Ich finde in jeder Frau ein Stück Erotik.“
Die Frage nach den neuesten Trends in Sachen Sex wird ihr oft gestellt. Sie weist sie von sich. Natürlich werde etwa im Elektrobereich die Qualität immer besser – „das ist wie bei Zahnbürsten“. „Aber wir können Sexualität nicht neu erfinden – das wäre gelogen.“ Daran ändere auch ein Bestseller wie „Fifty Shades Of Grey“ nichts. „Das ist auch ein großer Humbug.“ Ein sehr erfolgreicher Humbug mit super Marketing, das erkennt die Geschäftsfrau Dolly Buster allerdings an. „Aber die Thematik ist fast schon naiv kindlich dargestellt. Ich denke nicht, dass jemand nur wegen dieses Buchs gefesselt werden möchte, wenn er nicht schon vorher draufgekommen ist. Das hat der Welt nichts gebracht.“
Daraufhin gibt es Beifall aus dem Publikum, das nun für Autogramme ansteht und für ein Foto mit Dolly Buster. Tatsächlich, es sind in deutlicher Mehrheit Frauen.