
Der Mantel der Geschichte wehte schon ein wenig heftiger als sonst beim Ehrenabend für zahlreiche Gemeinderäte, die nach den letzten Wahlen aus dem Kommunalparlament ausgeschieden sind. Kurz nach dem Wahlsonntag am 15. März 2020 begann bekanntlich die "heiße Phase" der Corona-Pandemie inklusive Lockdowns, so dass eine offizielle Verabschiedung nicht möglich war. Mittlerweile sind die Inzidenzwerte etwas abgeflaut: Bürgermeister Willi Warmuth nutzte die Gelegenheit, um den Geehrten "im wohlverdienten Ratsruhestand" Verdienstmedaillen, Urkunden und Präsente zu überreichen, bei einer kleinen Feierstunde in der Festscheune Geißler.
Der oberste Gemeindevertreter verschwieg nicht, dass die Ratstätigkeit ein hohes Maß an Einsatz erfordert, auch zeitlich, ebenso ein dickes Fell und manchmal auch Frustrationsbereitschaft. "Wen der liebe Gott einmal bei der Arbeit erwischt hat, den schickt er ständig neue Aufgaben", stellte Warmuth zum ehrenamtlichen Engagement der Polit-Veteranen fest, das teilweise bis in die 80er-Jahre zurückreicht. In dieser Zeit wurden unter anderem doppelte Straßennamen in der Gemeinde bereinigt, für die Öffnung der Heeresstraße und (bereits 2003) gegen einen Panzerwaschplatz demonstriert. Ein Stadtbus hat neben dem Rathaus gebrannt, die Kinderfeuerwehr wurde gegründet. Es gab Bürgerentscheide, gemeinsame Fehden, aber auch Feten, zahlreiche Bauprojekte, Dorfjubiläen, Hambachs Teilnahme am Dorfwettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" und zuletzt, Ende April 2020, Mini-Maibäume statt den gewohnten Tanz in den Mai. Mit dem Ehrenabend kehrte nun wieder ein Stückchen Normalität ins Gemeindeleben zurück.
Verdienstmedaille in Gold, Silber und Bronze
Karin Neubauer war 2016 am Ratstisch nachgerückt. Für ihren Einsatz gab es Wappen-Urkunde, Blumen und Likör. Elena Lategahn, Luzia Weigand und Jürgen Markert waren seit 2014 dabei und zuletzt ebenfalls in der "Unabhängigen Fraktion" aktiv. Sie erhielten die Verdienstmedaille in Bronze. Ebenfalls zu den Trägern der bronzenen Verdienstmedaille zählen Zehra Akcay (die Gemeinderätin seit 2013 war) und Werner Duske, der dem Gemeinderat ab 2009 angehört hat. Beide sind ehemalige Mitglieder der SPD/SBD-Fraktion.
Peter Härterich (SPD) und Martin Kraus (CSU) haben die Bürger seit 2008 vertreten, dafür erhielten sie die Verdienstmedaille in Silber. Peter Härterich war seit 2014 zudem Zweiter Bürgermeister. Lukas Hartung, der dritter Bürgermeister war und vor kurzem zurückgetreten ist, sowie Johanna Seufert gehörten dem Gemeinderat ebenfalls seit 2008 an, für die FWG. Auch sie erhalten "Silber".
Die Verdienstmedaille in der Stufe Gold bekommt Franz Geus (FWG), der dem Gremium von 1985 bis 2002 sowie von 2014 bis 2020 angehört hat und sich urlaubsbedingt entschuldigen ließ. Annemarie Lutz wurde 1996 als CSU-Gemeinderätin gewählt. In ihrer Funktion als Zweite Bürgermeisterin leitete sie kommissarisch die Amtsgeschäfte, nachdem 2011 Bürgermeister Michael Herterich verstorben ist. Für Lutz´ außerordentlichen Einsatz gab es einen Extradank des Nachfolgers Warmuth.
Über stehende Ovationen durfte sich zuletzt Marion Hofmann freuen, launig vorgestellt als "eternal Marion", "ewige Marion". Die Gemeinderätin vertrat Dittelbrunn stolze 36 Jahre lang, von 1984 bis 2020. "Die ersten zwölf Jahre war ich die einzige Frau im Gemeinderat", erinnerte sich die Pionierin in Sachen kommunalpolitischer Gleichberechtigung, die sich für die Freien Wähler Dittelbrunn engagiert hat: "Es war eine andere Zeit." Nun wurde gemeinsam auf ereignis- und letztlich erfolgreiche Jahre zurückgeblickt, zu den Klängen der Band "Intakt".