Drei zukunftsbezogene Themen standen auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung in Kolitzheim: Die Weiterentwicklung des Gewerbegebietes am Hirtenweg, der Antrag der Unterspiesheimer Gemeinderäte auf den Bau einer Photovoltaik-Dachanlage auf dem Feuerwehrgerätehaus in Unterspiesheim und die Festlegung der Kriterien für den Bau von Freifeld-Photovoltaik-Anlagen. Die Beschlussfassung über jedes dieser drei Themen hat langfristige Auswirkungen für die Zukunft der Gemeinde
Zum Tagesordnungspunkt "Weiterentwicklung des Gewerbegebietes am Hirtenweg" waren der Geschäftsführer der Firma Gleitsmann, Markus Schott sowie Landschaftsarchitektin Gudrun Rentsch vom Architekturbüro arc grün aus Kitzingen eingeladen. Bürgermeister Horst Herbert erläuterte den Sachstand: Die Vorgespräche mit der Firma Gleitsmann stimmen optimistisch, dass sich eine Lösung für ein Gewerbegebiet abzeichne, das schon "seit langen Jahren im Dornröschenschlaf liegt"- so der Bürgermeister.
Firmensitz soll nach Unterspiesheim verlegt werden
Die Firma Gleitsmann beabsichtige, im Rahmen einer Umstrukturierung der Betriebsabläufe - die lärmintensiven Abteilungen sollen entfernt vom Wohngebiet angesiedelt werden - zwei Grundstücke in diesem Gewerbegebiet zu kaufen und so das Betriebsareal zu erweitern. Außerdem sei geplant, zum 1. Mai 2022 den Firmensitz von Wipfeld nach Unterspiesheim zu verlegen.
Von der Schwebheimer Straße aus solle eine Zufahrt zu diesem Gewerbegebiet mit einer Linksabbiegespur erstellt werden; diese sei schon im Bebauungsplan aus dem Jahr 1992 vorgesehen. Bevor über Kosten gesprochen werde, sei es nötig, sich für eine der drei Varianten zu entscheiden, die in Zusammenarbeit von Gemeindeverwaltung, Firma Gleitsmann und dem Architekturbüro erarbeitet wurden. Erst wenn diese Entscheidung gefallen ist, werde man in die Kostenberechnung einsteigen.
Kaufvertrag abgeschlossen, aber noch nicht vollzogen
Gudrun Rentsch stellte dann die drei Varianten vor. "Knackpunkt" sei der Hirtenweg, der durch das Gelände der Firma Gleitsmann führt. Dies ist aus Sicht der Firma Gleitsmann eine Sicherheitslücke, da auf diesem Weg immer wieder schwere Maschinen unterwegs seien. Aus versicherungsrechtlichen Gründen sei auch eine Umzäunung des Geländes notwendig. Die Firma Gleitsmann bietet an, für den Weg, der östlich und nördlich um das Gleitsmann-Betriebsgelände führen würde, Grund zur Verfügung zu stellen. Der Weg könnte dann großzügig gestaltet werden, mit eigenem Fußgängerbereich und Grünflächen. Gegenüber dem Weg durch das Gleitsmann-Grundstück beträgt die Mehrstrecke etwa 300 Meter.
Der Kaufvertrag für den Teil des Hirtenwegs im Gleitsmann-Gelände wurde vor langer Zeit abgeschlossen, aber noch nicht vollzogen, informierte der Bürgermeister. Die Variante 1 bietet auch einen Zugang zu dem geplanten Photovoltaik-Feld, das im Nordosten des Gewerbegebietes geplant ist. Geschäftsführer Markus Schott betonte, dass er an einer Lösung interessiert sei, die für die Gemeinde und für seine Firma Vorteile bringe. Es sei ihm auch ein Anliegen, die Lärmbelästigung mit Blick auf die nahen Wohngebäude möglichst gering zu halten. Er wünschte sich eine schnelle Entscheidung, weil Planungssicherheit für ihn wichtig sei, gerade angesichts der geplanten Verlegung des Firmensitzes und der geplanten Umstrukturierungen der Firma.
Informationsveranstaltung für die Bürger
Die Unterspiesheimer Gemeinderätin Ilona Dusel stellte zusammen mit ihren Kollegen Eric Dittmann und Michael Ortner den Antrag, eine Informationsveranstaltung für die Unterspiesheimer Bürgerinnen und Bürger durchzuführen, bevor man eine Entscheidung fälle. Dies sei nötig, um die Bürgerschaft mitzunehmen. So bestünde die Möglichkeit, dass sich die neue Geschäftsführung bei den Bürgern vorstellen könne. So könnte man zu erwartende Vorbehalte besprechen und die Akzeptanz für das Projekt erhöhen.
Die drei Gemeinderäte betonten, dass sie dem Projekt nicht im Wege stehen wollen; die Variante 1 habe sie überzeugt. Es müssen noch weitere Gespräche geführt werden, vor allem mit der Flurbereinigungsbehörde, der Straßenbaubehörde, den Landwirten. Die Erschließungskosten werden auf die Grundstückseigentümer umgelegt, so Horst Herbert. Er votierte dafür, die Variante 1 zu beschließen, dass man zügig weitere Schritte gehen könne. Auch Markus Schott warb sehr eindringlich für diesen Beschluss. Er habe Sorge, dass eine Diskussion mit der Bürgerschaft, die vielleicht emotional sehr aufgeladen sei, auch nicht weiterführe.
Gemeinderat favorisiert Variante 1
Die Informationsveranstaltung für die Bürgerinnen und Bürger, die geplant war, habe coronabedingt ausfallen müssen, daher steige der Druck, jetzt endlich Planungssicherheit zu haben. Renate Moller gab zu bedenken, dass eine Entscheidung für die Variante 1 der Bürgerschaft das Gefühl vermitteln würde "Wir schaffen Fakten - und jetzt dürft ihr mitreden".
Ihr Vorschlag, die Beschlussvorlage so zu verändern, dass nicht das Wort "beschließt" gebraucht wird, sondern "der Gemeinderat favorisiert die Variante 1" fand große Resonanz. Die Beschlussvorlage wird noch ergänzt durch den Zusatz, dass die Information der Bevölkerung und die Gespräche mit den Behörden zeitnah erfolgen. Dieser Beschluss wurde einstimmig gebilligt, nachdem der Beschlussvorschlag der Gemeindeverwaltung "der Gemeinderat beschließt" mit Stimmengleichheit von 10:10 abgelehnt worden war; aus Geschäftsordnungsgründen musste über diesen Vorschlag abgestimmt werden.