
1977 katapultierten die legendären Disco-Moves von John Travolta und die Musik der Bee Gees den Tanzfilm „Saturday Night Fever“ zu ewigem Kultstatus. Kurz vor der Jahrtausendwende gelang dann Filmproduzent Robert Stigwood mit seiner Musical-Adaption ein weiterer großer Wurf.
Seit Herbst 2017 ist das vorwiegend deutsche Ensemble des Showproduzenten Frank Serr mit „Saturday Night Fever“ auf Tour und verwandelt allabendlich die Bühnen von Husum bis Taufkirchen mit weißen Schlaghosen, hautengen Polyesterhemden, Paillettenkleidchen und bunten Flackerlichtern in schillernde Discos.
Die cineastischen Fußstapfen sind allerdings riesengroß: John Travolta groovte sich 1978 zur Oscar-Nominierung, der Song „Stayin Alive“ wurde in die Top Ten der besten Filmsongs aller Zeiten gewählt. Tänzerische und gesangliche Messlatten also, die eine solche Musicalproduktion natürlich nicht reißen kann.
Zumindest aber sollten die gesanglichen, choreografischen und schauspielerischen Leistungen für mitreißendes Disco-Feeling sorgen und die Besucher von den Stühlen reißen, doch das gelang in der Grafenrheinfelder Kulturhalle tatsächlich nur streckenweise.
Das Musical über das Lebensbild der Jugend im Brooklyn der 1970er-Jahre orientierte sich weitgehend an der bekannten Handlung. Die zeitgemäßen deutschen Dialoge von Anja Hauptmann folgten authentisch der im Film herrschenden deftigen Jugendsprache, angesichts der vielen sehr jungen Musicalbesucher im Saal eine etwas zwiespältige Entscheidung.
Aufgepeppt wurde das Musical von den im englischen Original gesungenen Filmsongs. Dazu gab es weitere, von den Bee Gees produzierte Lieder, darunter „What kind of Fool“ von Barbra Streisand und „Immortality“ von Celine Dion – erneut mächtige Fußstapfen also, die für die Solisten dann doch viel zu groß waren. Wirklich überzeugen konnte nur die „Ersatz-Annette“ Esther Lach (für die erkrankte Nadine Kühn) mit ihrer souligen Interpretation von „If I can't have you“.
Auch wenn das Musical keinen der knapp 400 Besucher so richtig vom Stuhl riss, kam zumindest klatschbegleitetes Party-Feeling immer dann auf, wenn das komplette Ensemble vor stimmiger Bühnenkulisse im bunt-glitzernden Outfit zu den berühmten Disco-Vibes die Tanzfläche rockte. Hier begeisterte der musikalische Ensembleleiter Garrick Vaughan mit tollen Bewegungen.
Da konnten sich dann die Tanzmädels aus dem benachbarten Garstadt so einiges abgucken. Eine ganze Abordnung der Faschings-Showtanzgruppe „Mee-Hexen“ studierte nämlich genau die Musical-Choreografien, wie die elfjährige Lena und ihre Freundin Pauline verrieten. Auch die „älteren Semester“ Susi und Kurt aus dem Schweinfurter Landkreis fanden den nostalgischen Trip in die eigene Jugendzeit „super“.
Zum spontanen Musicalbesuch in Grafenrheinfeld hatte sie übrigens ihr Kennenlernlied, der Megahit der Bee Gees „How deep is your love“, inspiriert. Discomusik ist eben doch ein generationsübergreifendes Lebensgefühl.
Auch wenn sich das Publikum während der gut zweieinhalbstündigen Veranstaltung eher zögerlich enthusiastisch zeigte, ließ es sich abschließend doch noch mitreißen und belohnte das junge sympathische Ensemble mit lang anhaltendem Beifall.
Im Jahr 2019 wird es übrigens ein Wiedersehen mit Tony Manero und dem Ensemble geben. Im Rahmen der Fortsetzung seiner Europa-Tournee gastiert das Musical dann am 6. Mai im Theater der Stadt Schweinfurt.