"Wer die Kostbarkeit des Augenblicks entdeckt, findet das Glück des Alltags": Bürgermeister Oliver Brust zitierte in seinem Jahresrückblick Adalbert Stifter, einen österreichischen Natur- Schriftsteller der unruhigen Zeit um 1848. Das "Glück des Alltags" seien die Momente, wo sich Menschen freundlich und friedlich begegneten, so Brust, überall dort, wo sie Zwietracht und Feindseligkeiten beiseite legen oder ganz begraben könnten.
Es war nicht durchweg von Harmonie geprägt, das politische Jahr am Biegenbach: Im Februar wurden per Bürgerentscheid die Planungen für eine neue Bücherei an der Schule gekippt. Vorangegangen war ein heftiger Streit über Kosten und Nutzen eines Neubaus. Brust erinnerte daran, dass die bestehende Bücherei in den Kirchgaden zuletzt größtenteils ehrenamtlich renoviert worden sei. Ab Mitte 2019 soll auf dem Schulgelände der Bau der Kindergartenerweiterung mit Mittagsbetreuung gestartet und bereits ab Januar ausgeschrieben werden: der Zwist um die Bibliothek hatte sich im Zusammenhang mit diesem Großprojekt entwickelt.
Bürger-Wlan und Ladeparkplätze
Aus Verwaltungssicht war das Jahr in jedem Fall arbeitsreich. Die Gemeinde habe viel erreicht, so Brust: mit Bürger-Wlan am Marktplatz und zwei Ladeparkplätzen für eAutos, neu geplanter Aussegnungshalle, Abschluss des Ausbaus der Breitbandversorgung, Umrüstungen auf LED-Straßenlampen, der Einrichtung einer "Übergangsgruppe" des Kindergartens im Schützengarten, Fortschritten bei der Umwandlung des Flugplatzes der US-Army in einen Gewerbepark, inklusive Machbarkeitstudie - sowie einem potentiell lebensrettenden "Bürger-Defibrillator" in der Sparkassenfiliale.
Auf dem Bürgermeister-Wunschzettel für 2019 ganz oben stehen die Ausweisung von Bauland, eine Verbesserung der Radweg-Situation des Busverkehrs und der Barrierefreiheit sowie mehrere Straßensanierungen. In der Grundschule soll die Digitalisierung Einzug halten, mit Beamer, Dokumentenkameras und Tablets. "Es gibt viel zu tun und wir gehen es an", sagte Brust.
Zwar hatte es auch 2018 keine Weihnachtsmusik zum Auftakt der Gemeinderatssitzung gegeben, wie in früheren Jahren üblich. Die Stimmung zum Ausklang des Jahres war aber deutlich versöhnlicher als noch zu Beginn. "Endlich konnten wir in diesem Jahr einige wichtige Projekte auf den Weg beziehungsweise voranbringen", meinte Annemarie Schuler für die CSU/Freie Bürgerliste, mit Dank an Bürgermeister und Verwaltung, die durch Personalwechsel einige Engpässe habe meistern müssen.
Der Dank galt ebenso den Mitarbeitern in Bauhof und Schule. "Gemeinsam zum Wohle von Geldersheim", das sei der Auftrag, den man vom Wähler bekommen habe. Man habe in dieser Wahlperiode nur noch ein komplettes Jahr. "Da müssen wir alle Anstrengungen bündeln, damit es vorangeht", forderte die Vizebürgermeisterin.
Über dem Durchschnitt
Tatsächlich wird in der Gemeinde Ende April 2020 gewählt. Fest steht, dass dann auch die Wählerinnen ihr selbstverständliches Grundrecht ausüben dürfen. In ihrem Jahresrückblick als Gleichstellungsbeauftragte blickte Schuler auf "100 Jahre Frauenwahlrecht", das bisher Erreichte und die aktuelle Statistik ihrer Amtskollegin auf Kreisebene, Ute Suckfüll. Im Landkreis beträgt der Frauenanteil in den Gemeinderäten durchschnittlich zwanzig Prozent, in Geldersheim liegt der Anteil etwas darüber, hier sind vier von 14 Gemeinderäten weiblich. Zur Spitzengruppe zählt Bergrheinfeld, mit etwa 50 Prozent Frauenanteil.
Dankesworte zum Jahresabschluss gab es auch von Irmgard Pawlak von der SPD-Fraktion, ebenso von Martin Schlör (Junge Liste).