Weniger Verkehrsunfälle und auch keine Toten auf den Straßen im Gegensatz zum Vorjahr, das ist die durchaus erfreuliche Botschaft der Verkehrsunfallstatistik 2017 für den Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion (PI) Gerolzhofen. Die neuesten Zahlen stellte jetzt Dienststellenleiterin Margit Endres zusammen mit ihrem Stellvertreter Jochen Belz vor.
Insgesamt hat es im Jahr 2017 genau 539 Mal zwischen Schönaich im Süden, Obereuerheim im Norden, Gernach im Westen und Michelau im Osten gekracht. 2016 war es noch 623 Mal der Fall gewesen, dass die Polizei zu Unfällen gerufen wurde.
Am positivsten wertet Inspektionsleiterin Margit Endres, dass es 2017 keinen Unfall mit tödlichem Ausgang zu beklagen gab. 2016 hatten zwei Menschen im Raum Gerolzhofen ihr Leben auf der Straße gelassen, 2015 waren es gar vier.
Weniger Unfälle, aber mehr Verletzte
Leicht gesunken ist von 79 auf 72 auch die Zahl der Verkehrsunfälle mit verletzten Personen. 2015 waren es deren 74. Davon waren 112 Personen betroffen. Das sind zehn mehr gewesen als im Jahr zuvor. Während die Zahl der Leichtverletzten leicht von 80 auf 77 abgenommen hat, schnellte im Gegenzug die Zahl der Schwerverletzten doch merklich von 21 auf 35 hoch.
Ein deutlicher Rückgang war von 395 auf 321 bei den Bagatellunfällen zu verzeichnen. Von Klein- oder Bagatellunfällen wird gesprochen, wenn der Verursacher oder die Verursacherin mit einer Verwarnung davonkommen, weil außer leichten Blechschäden nicht viel passiert ist.
Wieder ein Schulwegunfall
Nach zwei Schulwegunfällen im Vorjahr hat es 2017 einen weniger gegeben. Dabei war am 16. Mai gegen 13 Uhr eine Schülerin beim Überqueren der Schallfelder Straße von einem stadtauswärts fahrenden Auto erfasst worden. Die Zwölfjährige machte unliebsame Bekanntschaft erst mit der Motorhaube und dann mit der Windschutzscheibe, ehe sie auf den Asphalt geschleudert wurde. Dabei erlitt sie mittelschwere Verletzungen, die ihre Einlieferung ins Geomed-Kreiskrankenhaus erforderlich machten.
Rückgang bei den Unfallfluchten
Nach einem starken Anstieg von 78 auf 108 im Vorjahr ist die Zahl der Unfallfluchten im Jahr 2017 wieder ebenso stark zurückgegangen. Diesmal versuchten sich die Fahrer in immerhin noch 84 Fällen ihrer Verantwortung für den angerichteten Schaden zu entziehen. Gerade bei der Aufklärung von Unfallfluchten ist die Polizei weiterhin stark auf die Mithilfe der Bevölkerung durch entsprechende Hinweise angewiesen.
Auch Wildunfälle haben abgenommen
Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zahl der Wildunfälle auf den Straßen im Raum Gerolzhofen weiterhin leicht rückläufig (2015: 195, 2016: 184, 2017: 178). In ganz Unterfranken wurde hingegen 2017 ein deutlicher Anstieg verzeichnet. Eine richtige Erklärung hat man dafür bei der PI Gerolzhofen nicht. Die Polizei mahnt die Kraftfahrer jedenfalls weiter zur Vorsicht, um gefährliche Begegnungen von Fahrzeugen mit Hase, Wildschwein oder Reh & Co zu vermeiden.
Bei aller Statistik ist festzuhalten, dass menschliches Versagen, die Verkettung unglücklicher Umstände oder zuweilen auch die Uneinsichtigkeit von Verkehrsteilnehmern nicht kalkulier- und vorhersehbar sind. Deshalb sind die Zahlen der Verkehrsstatistik zwar ein gewisser Anhaltspunkt, aber nur bedingt aussagekräftig.
Tödlicher Unfall knapp über der Kreisgrenze
Das beste Beispiel dafür, dass Unfälle auch anders ausgehen können, ereignete sich quasi vor der Haustür der Gerolzhöfer Polizei. Am späten Nachmittag des 14. Oktober 2017, einem Samstag, war kurz über der Landkreis- und Bezirksgrenze auf der Bundesstraße 22 zwischen Ebrach und Breitbach ein 17-jähriger Motorradfahrer aus dem Landkreis Kitzingen gestorben. Er war mit seiner Maschine auf der abschüssigen Serpentinenstrecke am Radstein etwa 300 Meter nach dem Baumwipfelpfad-Parkplatz auf die Gegenfahrbahn und unter ein entgegenkommendes Auto geraten.
Nur dem beherzten Eingreifen von Ersthelfern hatte eine 19-Jährige zu verdanken, die im Juli 2017 kurz nach dem Ortsausgang von Herlheim in Richtung Oberspiesheim von der Fahrbahn abgekommen war. Kurz nach Befreiung der Fahrerin war der auf dem Dach in einem Rübenfeld gelandete Pkw in Flammen aufgegangen und vollständig ausgebrannt. So kam die junge Frau nur leicht verletzt davon.
Die häufigsten Unfallursachen
Während die Unfallstatistik also hinsichtlich der Unfälle und ihren Folgen selbst nur bedingt tauglich ist, verhält es sich mit den häufigsten Ursachen für die Verkehrsunfälle etwas anders. 2017 sah die Rangliste wie folgt aus:
• Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie beim Ein-, Aus- und Anfahren.
• Ungenügender Sicherheitsabstand.
• Nichtbeachten der Vorfahrt oder des Vorrangs.
• Auf Platz vier der Unfallursachen folgten die Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit beziehungsweise die nicht an die Wetter- und Fahrbahnverhältnisse angepasste Geschwindigkeit.
Das ist aber nach wie generell die häufigste Ursache, wenn es um schwere Unfälle mit Todesfolge oder mit schwer verletzten Personen geht. Jochen Belz betont: „Wir werden deshalb weiterhin konsequent die Geschwindigkeit inner- und außerorts mit unseren eigenen Lasermessgeräten oder der stationären Messanlage der Verkehrspolizeiinspektion Werneck messen. Demzufolge muss jeder Verkehrsteilnehmer zu jeder Zeit damit rechnen, gemessen zu werden.“
Lasern bringt ins Gespräch
Ein Vorteil der Lasermessung wird von Margit Endres und Jochen Belz in diesem Zusammenhang mit dem anschließenden Gespräch mit den „Temposündern“ gesehen. Viele zeigen sich bei der Belehrung einsichtig. Im anderen Fall, wenn sie mit der stationären Messanlage geblitzt werden, erhalten sie eben nur die Verwarnung oder den Bußgeldbescheid samt dem von ihnen von der Kamera gemachten Foto zugeschickt.
Genauso steht die Überprüfung der Fahrtüchtigkeit von Fahrzeuglenkern ganz oben auf der Agenda der Gerolzhöfer Polizisten, egal ob es nun um das Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss oder das Telefonieren mit Mobilfunkgeräten ohne Freisprecheinrichtung geht.
Beim Bus heißt es aufpassen
Ernst wird es jetzt auch beim Ahnden von Verstößen gegen die Verkehrsregeln beim Vorbeifahren an Bussen und hier insbesondere an Schulbussen. Hier dienten Lasermessungen, wie an der Schulbushaltestelle in der Dr.-Georg-Schäfer-Straße bislang nur dazu, die Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren, statt zu sanktionieren. Ein Schul- oder Linienbus, der während der Fahrt das Warnblinklicht einschaltet, darf generell nicht überholt werden. Oder ein weiteres Beispiel: Hält der Bus mit eingeschaltetem Warnblinklicht an einer Haltestelle oder Haltebucht, darf nur mit Schritttempo (4 bis 7 km/h) vorbeigefahren werden. Da kann der Führerschein schnell weg sein, wenn man nicht aufpasst. Aus- oder einsteigende Fahrgäste dürfen zudem grundsätzlich nicht gefährdet oder behindert werden. Notfalls muss der Auto-, Motorrad- oder Lasterfahrer warten.
Gute Zusammenarbeit
Großes Lob finden Margit Endres und Jochen Belz im Zusammenhang mit der Verkehrsunfallstatistik für die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren und anderen Rettungskräften, ebenso wie für die mit Gemeinden und Behörden. So habe zum Beispiel jüngst die Abstimmung mit dem Landratsamt Schweinfurt bei der Sperrung des ehemaligen militärischen Übungsplatzes am Eichelberg im Dreieck zwischen Sulzheim, Mönchstockheim und Kleinrheinfeld bestens funktioniert. Dort war man bekanntlich bei Erdarbeiten auf eine größere Anzahl an Fundmunition in Form von alten Granaten, Geschossen und Übungsbomben gestoßen.