Gerhard Seufert eilt in die Küche und holt Platten mit frischer Wurst, Käse und geschnittenen Früchten. Bereits am Vortag hat er mit seiner Frau den Raum vorbereitet, Tische zurechtgestellt und eingekauft. „Es ist ein bisschen Lotterie, wir wissen nie, wie viele kommen“, sagt Seufert. Jeden zweiten Dienstag im Monat findet hier im Schweinfurter Martin-Luther-Haus der Dienstagsplausch statt. Initiiert von der evangelischen Kirche, können dazu Senioren ab 9 Uhr unangemeldet kommen, mit anderen Gästen plaudern und gemeinsam frühstücken.
„Vielen fehlt zuhause die Ansprache, sie sitzen nur alleine herum“, sagt Gerhard Seufert und betont die Wichtigkeit eines solchen Treffens für Senioren. Unter den Gästen seien 95 Prozent Frauen, da ihre Männer fast alle schon verstorben sind. Manche Senioren kommen noch selbst, andere werden gefahren. Für gut zwei Stunden stehen dann die Gehhilfen und Rollatoren in der Ecke; es zählen nur das Gespräch und die Gemeinschaft.
Gästezahl deutlich gestiegen
„Jeder kann geben, was er mag“, erklärt Seufert und verweist auf eine kleine Spendenkasse am Eingang. Mit den Einnahmen verwirklicht sein Team das monatliche Treffen. Vor fast zwei Jahren startete er mit seiner Frau Christl und drei weiteren Mitstreitern das „Vorhaben Dienstagsplausch“. Eine ähnliche Veranstaltung gab es zuvor schon, nur wurde diese eingestellt.„Wir dachten uns, dass es ein solches Angebot für Senioren unbedingt wieder geben muss“, sagt Dieter Welker, ebenfalls ehrenamtlicher Helfer.
Er wurde, genau wie seine Kollegen, von Diakon Norbert Holzheid aus der Gemeinde St. Johannis mobilisiert. „Es ist wichtig, dass Menschen zusammensitzen“, sagt der Initiator. „Wir geben keine Themen vor, es geht hier um Gott und die Welt“, erklärt Holzheid. Vor zwei Jahren seien gerade mal 17 Interessierte gekommen. Heute sind es regelmäßig über 40 Gäste. Die Treffen sollen von einem herzlichen Beisammensein geprägt sein, zu dem es ab und an einen geistlichen Impuls gebe. Holzheid selbst kann heute nicht vor Ort sein. Für ihn soll später ein Pfarrer vorbeikommen.
„In der Gemeinschaft schmeckts besser“
Am ersten Tisch sitzen sechs ältere Damen und unterhalten sich angeregt. „Das ist quasi unser Stammtisch“, sagt die Rentnerin Irmgard Günther und erntet ein herzliches Gelächter von ihren Sitznachbarinnen. Die Stimmung ist gut, es wird viel gelacht. Manche der Damen trinken vor dem Frühstück ein Glas Sekt, andere stoßen lieber mit Orangensaft an. „Wir werden hier wirklich verwöhnt, das Team ist einmalig“, schwärmt Günther von den Ehrenamtlichen.
Einen Tisch weiter wird gerade über die Schönheit anderer Länder philosophiert. Eleonore Ludwig kommt seit knapp zwei Jahren zum Dienstagsplausch und ist froh über das Angebot. „Es ist die Gemeinschaft, die mich hier reizt“, sagt sie. Zuhause würde sie nur alleine sein. „Daheim hat man nur seine Zeitung, hier in der Gemeinschaft schmeckt alles besser“, so Ludwig.
„Geistlicher Impuls“ zum Frühstück
So sieht es auch Margot Günther. Sie schätzt die Offenheit der Veranstaltung. „Ich bin katholisch und kann trotzdem kommen“, so die Rentnerin. Die ehrenamtlichen Helfer betonen, dass jeder, unabhängig von Alter, Hautfarbe und Konfession, willkommen sei.
Wie angekündigt, werden die Gäste um zehn Uhr für ein paar Minuten beim Plaudern und Frühstücken unterbrochen. Der evangelische Pfarrer Andreas Grell ist gekommen, um einen kleinen geistlichen Impuls zu geben. „Ganz ehrlich, ich freue mich riesig, heute bei Ihnen zu sein“, sagt Grell in die Runde, und die Gäste danken es ihm mit einem lauten Applaus. Danach erzählt er eine Geschichte von der Schönheit der Natur und dass es manchmal wenig sei, was Menschen wirklich bräuchten. Dabei blickt er in nachdenkliche und nickende Gesichter.
Jubiläum im Oktober
Wenig später hat der Pfarrer selbst einen Platz an einem der gut besetzten Tische gefunden und unterhält sich mit den Gästen. „Das ist das beste, was der Kirchengemeinde passieren konnte“, sagt Inge Möslein. Die Seniorin schätzt das angenehme Beisammensein und den Kontakt zu neuen Leuten. Möslein ist so begeistert, dass sie jedes Mal eine halbe Stunde Fahrzeit von Maßbach nach Schweinfurt in Kauf nimmt. „Das ist es mir wert“, so Möslein.
Als sich die ersten Gäste verabschieden und der Seniorentreff langsam dem Ende entgegen geht, setzt sich die ehrenamtliche Helferin Christl Seufert zu den Gästen und trinkt mit ihnen eine Tasse Kaffee. „Es macht uns großen Spaß, wir sind hier wie eine große Familie“, so Seufert. Ihr Mann gibt ihr recht und betont, dass sie viel Dankbarkeit zurück bekämen. Am zweiten Dienstag im Oktober jährt sich der Dienstagsplausch zum zweiten Mal.