Die Zeit rennt dahin. Waren nicht eben erst Sommerferien, Stress und Sorgen weit weg? Kaum ist man im Alltag wieder angekommen, „zurück an Bord“, wie die Wiedereingliederung in den unternehmenseigenen Arbeitsablauf gerne genannt wird, da zeigt uns ein Blick auf den Kalender, dass während der Urlaubszeit noch etwas fast unbemerkt ganz nah gerückt ist: die Landtagswahl. Am Sonntag in vier Wochen ist sie schon – und in Bayern wird – wenn nicht alles täuscht – danach nichts mehr so sein, wie es bisher war. Die CSU ist gleich Bayern und verfügt weiterhin über die ungestörte schwarze Alleinherrschaft über den weißblauen Vorgarten zum Paradies?
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Von wegen! Bei 35 Prozent sieht die Demoskopie die Söder- und Seehofer-Partei – so schlecht wie nie und weit entfernt von der gewohnten absoluten Mehrheit. Nur einmal in den letzten 60 Jahren – in der vorletzten Wahlperiode – musste sie sich arg widerwillig mit ein paar FDP-lern herumärgern. Vor fünf Jahren dann trat das Naturgesetz wieder in Kraft: Absolute Mehrheit der Landtagsmandate, alle Macht den Schwarzen – wie gewohnt also. Und jetzt? Soll sich der Herr Markus Söder etwa, der von sich sehr überzeugte Nürnberger, kaum dass er nach langen Kämpfen seinen besten Parteifreund Seehofer nach Berlin losgeworden ist, die frisch gewonnene Macht teilen müssen? Mit Grünen womöglich (Mit den Sozen alleine würde es wahrscheinlich nicht einmal reichen)
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Es macht doch keinen Spaß mehr, unter solch unwürdigen Bedingungen den Ministerpräsidenten in Bayern zu machen. Ja, und auch der AfD macht womöglich etwas bald keinen Spaß mehr – nämlich in Schweinfurt Anti-Migranten-Kundgebungen abzuhalten. Weil „Schweinfurt ist bunt“ recht laut gegen ihr „Kandel ist überall“ angepfiffen, getrötet und „Nazis raus“ gerufen hat, sind sie ganz beleidigt und hadern sogar mit der Polizei, welcher – das nur nebenbei – ihr hiesiger Landtagskandidat Richard Graupner angehört. Scheinbar haben seine Kollegen die durchaus lauten Gegendemonstranten nicht ruhig genug gestellt.
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Fordern aber AfD, Pegida und andere Rechtsaußen nicht minder lautstark „Merkel muss weg“ oder beschwören den „nationalen Widerstand“, weil ohne diesen das Land ja vor die Hunde gehen werde, ist eine erhöhte Lautstärke sicher ok. Die Schweinfurter Polizei wird mit einem gewissen AfD-Gemaule leben können. Sie hat Schallpegelmessungen durchgeführt und festgestellt, dass die AfD-Redner zu hören waren. Nun haben die Rechten aber auch Anzeigen angekündigt – wegen Körperverletzung, Nötigung und Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz. Wer hat da wen verletzt oder genötigt? Keine Ahnung, präzisiert ist das bisher scheinbar nicht. Aber man wird sich ja mal verletzt und als Opfer geben dürfen.
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Kaum aber ist „Kandel überall“ wieder weg, wird bekannt, dass vor der ufra-Eröffnung, aber in einer ufra-Halle drei Parteien Wahlkampfveranstaltungen abhalten – auch die AfD mit Bundesvorsitzendem Jörg Meuthen als „Stargast“. Da braucht's nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, dass es auf dem Volksfestplatz zu einer lautstarken Begegnung zwischen AfD-Anhängern und -Gegnern kommen wird. Mit der ufra habe das nichts zu tun, sagt die Geschäftsführerin. Es findet aber in einem ufra-Zelt statt. Ob die Leute das auch so fein zu trennen wissen wie das ufra-Management?