In der Rathausdiele blättert der 1. Schützenmeister Volker Buchner gerne in der Historie der Gesellschaft. So auch am Samstagnachmittag beim Festkommers zur traditionellen Eröffnung des wichtigsten Festes im Jahr der Bürgerlichen Schützengesellschaft (BSG) Schweinfurt: dem Vogelschuss.
„Warum eigentlich nennen sich die Schweinfurter Schützen ‘Bürgerliche Schützengesellschaft'?“ Mit dieser Frage stieg Buchner in seine Rede ein. Die Schützen seien doch ein Verein wie jeder andere und nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch sowieso. Nach dem BGB sei ein Verein „eine freiwillige und auf Dauer angelegte Vereinigung. Und wir alle sind freiwillig unserer BSG beigetreten und fühlen uns dem Zweck der Gesellschaft, dem Schießsport, verbunden.“ Rein juristisch ist also die BSG ein Verein, der mit Abstand älteste der Stadt, „warum klammern wir uns an den uralten Begriff 'Gesellschaft'?“
Warum die „Schießgesellen“ Privilegien hatten
Es müsse mit dieser Bezeichnung eine besondere Bewandtnis haben, und so lohne es sich auch hier, einen Blick in die Entstehungsgeschichte zu werfen. So wie in vielen anderen alten Städten bezeichneten sich auch in der Reichsstadt Schweinfurt die Schützen ursprünglich als „Schießgesellen“. Diese wählten aus ihrer Mitte einen „Schützenmeister“, der dann von der Stadtobrigkeit der Gesellschaft aus Schießgesellen ‘verordnet', also vorgesetzt wurde. Dieser Schützenmeister diente den beiden Ratsherren, die für die Stadtverteidigung zuständig waren, als Ansprechpartner und war doch nach zweijähriger Amtszeit wieder ein Schießgeselle wie die anderen auch. Diese Tradition der turnusmäßigen Wahl seit mehr als 500 Jahren macht die BSG zur wohl ältesten, demokratischen Institution der Stadt.
Weshalb aber organisierten sich die Schützen in solchen Gesellschaften? Weshalb stattete die Obrigkeit diese mit Privilegien aus, die anderen verwehrt blieben? Zu ersterem gab es eine ganze Reihe von praktischen Gründen, die beim ‘voneinander lernen' begannen und bei der Möglichkeit, ein Stück aus dem damals engen Reglement der Städte ausbrechen zu können, noch nicht endeten.
Die Wehrinstitution der Stadt
Zum zweiten war die Bürgerliche Schützengesellschaft das Wehrinstitut der Reichsstadt. Zwar musste jeder Bürger irgendeine Waffe zuhause haben, was auch bei regelmäßigen Musterungen überprüft wurde. Aber: im Gegensatz zu den ‘Spießbürgern', die sich keine eigene Schusswaffe leisten konnten, waren die ‘Schießgesellen' in der Lage, mit ihren Fernwaffen anrückende Feinde auf Distanz zu halten.
Heute wie auch vor Jahrhunderten bilden die Schweinfurter Schießgesellen eine Gesellschaft von Bürgern, die ihre Freude am Schießsport suchen und finden. Und diese Gesellschaft, betonte Buchner, bestehe nicht nur aus Individuen, sondern aus unterschiedlichen Spezialinteressen, Gruppen und Abteilungen. „Das ist auch gut so.“ Alle müssen sich zu einem gemeinsamen Interesse bündeln, denn nur „alle zusammen geben einen Verein. In seinem Grußwort betonte Bürgermeister Karl-Heinz Kauzcok die Verbundenheit der Stadt mit der Gesellschaft und macht dies am Beispiel der Vogelkönigskette fest. „Diese Kette, in der von Beginn an das Adlermotiv enthalten ist, entstand 1590, erst ab 1933 wurden die Oberbürgermeister als Schützenkommissare berufen und erstmals 1967 fand ein Empfang des Vogelkönigs im Rathaus statt.“
Musikalisch umrahmt wurde der Festkommers wie immer von den Schweinfurter Parforcehornbläsern unter Leitung von Reiner Kloss.
Die Geehrten
60 Jahre: Herbert Schäfer
50 Jahre: Renate Koch
40 Jahre: Hilmar Stühler, Erich Schmitt, Wolfgang Ossiander, Johannes LaCour, Dieter Hackel, Dale Rudy Carlson, Michael Baumbach, Günter Wörtmann.
25 Jahre: Udo Zimmer, Günter Weigmann, Jürgen Wagner, Peter Seifert, Gerd Schüll, Kurt Petzold, Gerald Lurz, Detlef Karl, Stephanie Gombarek, Joachim Fischer, Sandra Berger.
Goldene Ehrennadel mit Kranz: Martin Geuder, Siegfried Pöhlmann.
Goldene Ehrennadel: Rudolf Pfister, Gregory Stamp, Rainer Wichtermann.
Silberne Ehrennadel: Ayline Weiß, Peter Wurm, Ralf König, Stefan Herpich, Dietmar Genßler.
Protektorabzeichen des Bayerischen Schützenbundes: Hermann Berger, Stephanie Gombarek, Ilse Herpich, Robert Langhammer.
DSB-Protektorabzeichen in Silber: Horst Leonhardt.