In den letzten Wochen ging die Meldung durch die Medien, dass in Deutschland erstmals weniger als 50 Prozent der Bevölkerung einer der beiden großen Konfessionen angehören. Dem guten Besuch von kirchlichen Großveranstaltungen wie dem Katholikentag oder dem Deutschen Evangelischen Kirchentag sowie Wallfahrten, steht ein Rückgang der Gottesdienstteilnehmer in beiden Kirchen gegenüber. Auch ergeben sich öfters in der Kirche auf den verschiedenen Hierarchieebenen Probleme mit der finanziellen Ausstattung
Immer mehr ist in den Kirchengemeinden – wie oft in unserer heutigen Gesellschaft – ein Fehlen der ehrenamtlich Tätigen festzustellen. Persönlicher Einsatz für die katholische Pfarrei oder evangelische Kirchengemeinde ist jedoch mancherorts noch Alltag. Als Beispiel sei die Kuratie Sankt Georg, Reichmannshausen, vorgestellt, die kirchlich der Pfarrei Ebertshausen zugeordnet ist. Mit ihr gehört sie zur Pfarreiengemeinschaft Schweinfurter Rhön, die zusammen mit den Pfarreien der politischen Gemeinden Schonungen, Stadtlauringen und Üchtelhausen den Pastoralen Raum "Schweinfurter Oberland" bildet. Wir stellen einige Ehrenamtlichen exemplarisch vor.
Sophia Anderson (19) ihr Team: Die Ministranten
"Es gab eine Zeit, da waren wir nur fünf Ministranten, da war es schwer, die Ministranten gerecht für ihren Dienst einzuteilen", erinnert sich Sophia Anderson. Sie hat ab der Erstkommunion bis zu ihrem 18. Geburtstag ministriert. Seither übernimmt sie gelegentlich den Küsterdienst und betreut zusammen mit ihrer Mutter die insgesamt knapp ein Dutzend Ministranten. Gerne organisiert sie für die Gruppe Ministrantenstunden oder auch Proben für besondere Gottesdienste. "Wir treffen uns auch mal zu Freizeitaktionen, wie der Besuch eines Trampolinparks, oder gehen Pizzaessen".
Alle kommen gerne zum Gottesdienst, bestätigen aus der Ministrantengruppe Ryan, Leonie, Yvonne und Jakob, die sonntags auch um neun Uhr als Messdiener rechtzeitig zum Gottesdienst erscheinen. Zu ihren Aufgaben gehört es, Wein und Wasser zum Altar zu bringen oder bei Hochfesten das Weihrauchfass zu bedienen. Bei der Sternsingeraktion des Kindermissionswerks sammeln sie für Kinder in Not. "Manchmal erhalten wir bei Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen Geld, mit dem wir unsere gemeinsamen Freizeitunternehmungen finanzieren", berichtet Ryan, der das Oberministrantenamt bekleidet.
Maria Ott, (73): Die Küsterin
"Zu den Gottesdiensten die Glocken läuten, die Kerzen in der Kirche anzünden, das Evangelienbuch und die Gewänder für Zelebrant und die Ministranten zurechtlegen, Kelch zurechtstellen und den Altar bereiten, das gehört zu meinen Aufgaben", so Maria Ott, die seit 2014 das Küsteramt versieht. Vorher war sie seit 1994 zuständig für den Blumenschmuck, um den sich jetzt Uschi Räth kümmert. "Der Mensch braucht eine Aufgabe, auch für die Gemeinschaft", deshalb übernimmt sie gerne dieses Amt.
Maria und Hubert Blum (beide 69): Die Schlüsselwächter
Das Ehepaar Maria und Hubert Blum versieht den Schließdienst bei der Kirche. "Nur bei ganz schlechtem Wetter lassen wir sie zu", erklärt Maria Blum. Sie ist Lektorin, Vorbeterin bei Andachten und Kommunionhelferin. Bei Sterbefällen ist sie die Ansprechpartnerin für die Beerdigung. Als Seniorenbetreuerin organisiert sie Ausflüge und im Wechsel mit den Pfarreien Hesselbach und Ebertshausen den Seniorenfasching. "In der Corona Zeit hatten wir es schwer. Ich helfe gelegentlich mit beim Küsterdienst, und damals mussten wir die Gottesdienstbesucher notieren," erinnert sie sich. Kräftig unterstützt wird die Kirchengemeinde von ihrem Mann Hubert Blum, der beim Schneeräumen, beim Christbaumaufstellen oder rund um die Kirchenheizung im Einsatz ist.
Winfried Braun (76): Der Kantor und Vorbeter
In der Pfarrei wirkt Winfried Braun seit 1986 als Kantor, Kommunionhelfer und Vorbeter bei liturgischen Feiern mit. Als der Pfarrgemeinderat 1988 die Wallfahrt der Pfarrei nach Vierzehnheiligen wieder begründete, wurde ihm das Amt des Wallfahrtsführers übertragen. "Die historische Aufarbeitung verschiedener Archivalien kam eher zufällig bei der Pfarrhausrenovierung 1990, die ich als Kirchenverwaltungsmitglied zu betreuen hatte, zustande". Dabei wurde auch die Kirchenrechnungen von 1656 gefunden. Auch der Kindergartenneubau fiel in seine Zeit als Mitglied der Kirchenverwaltung.
Kilian Klopf, (59): Der Organist
Sein Lehrer empfahl den Eltern, ihn das Klavierspiel lernen zu lassen. Das war der Einstieg für Kilian Klopf, der inzwischen seit über 40 Jahren die Orgel in Reichmannshausen spielt. Als Kind war er durch den Ministranten- und später durch den Lektorendienst der Kirche verbunden.
Ernst Rösch (69): Der Herr über die Kirchenuhr
Eine wahrscheinlich einzigartige Aufgabe nimmt Ernst Rösch in der Kirchengemeinde wahr: Er ist fast 40 Jahre für das Uhrwerk im Kirchturm zuständig. Das mechanische Uhrwerk ist aus Messing und wird mit Strom betrieben. "Ein richtiges Kunstwerk aus dem Jahr 1958", merkt er an. Deshalb gilt es immer wieder die Uhr nachzustellen, da dieses Material auf Temperaturschwankungen reagiert. "Und die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit und umgekehrt, muss per Hand erfolgen", so Ernst Rösch. Als Mitglied der Kirchenverwaltung obliegt ihm die Sorge für die Liegenschaften der Kirchengemeinde, und das Amt als Wallfahrtsführer hat er 2002 übernommen. Für die kirchenmusikalischen Auftritte sorgt er als musikalischer Leiter der Reichmannshäuser Feuerwehrkapelle.