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SCHWEINFURT
Die Welt ins Gebet nehmen
Pfarrerin Eva Loos (rechts) dankt Li Langen für ihr 25 Jahre dauerndes Engagement beim Friedensgebet.
| Pfarrerin Eva Loos (rechts) dankt Li Langen für ihr 25 Jahre dauerndes Engagement beim Friedensgebet.
Ursula Lux
Ursula Lux
 |  aktualisiert: 19.10.2017 03:07 Uhr

„Es wäre besser, ein Friedensgebet wäre nicht mehr nötig, aber solange Menschen leben wird es das wohl nicht geben.“ Pfarrerin Eva Loos hat die Hoffnung aufgegeben, dass die Welt irgendwann einmal vollkommen friedlich sein wird. Umso wichtiger sind ihr die Friedensgebete, die jede Woche in der Dreieinigkeitskirche stattfinden. „In 25 Jahren ist keines davon ausgefallen“, verkündet sie stolz, auch wenn ab und zu nur einer oder zwei Mitbeter da waren, die Liturgie wurde gefeiert, notfalls habe sie das auch einmal alleine getan.

Auslöser war der Jugoslawienkrieg

Wegen des Jugoslawienkriegs wurde das Gebet 1992 ins Leben gerufen. Regelmäßig trifft sich seitdem sich eine kleine Gruppe von acht bis 15 Gläubigen um die Welt ins Gebet zu nehmen. Sie kommen aus der Stadt und dem Landkreis und gehören unterschiedlichen Konfessionen an. Was sie eint, ist die Gewissheit, dass Gebete etwas bewirken. „Wenn eine Schneeflocke einen Ast zum Brechen bringen kann, warum soll dann nicht auch das Gebet wirken“, fragt Loos. Beim Jubiläumsgottesdienst wurde zurückgedacht, an die, die inzwischen verstorben sind, an jene, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kommen können, und an all die, die das Gebet bis heute mittragen.

Die einzige Frau der ersten Stunden, die noch aktiv mitwirkt, ist Li Langen.

Sie erinnert sich: „Annemarie Ritter war damals eine junge Vikarin und ich wollte mal sehen, wie die das so gestaltet.“ Wenig später habe man sie gebeten etwas über das Friedensgebet fürs Kirchenblatt zu schreiben und so habe „sich das halt entwickelt“. Als Pfarrer Rainer Oechslen, Initiator des Friedensgebets dann ging, meinte der, jetzt würden diese Gottesdienste wohl sterben.

Da hatte er aber nicht mit der Energie von Langen gerechnet. Das Beten für den Frieden war und ist ihr ein tiefes Anliegen und „so haben wir das das eine Jahr halt gemacht nach bestem Wissen und Gewissen“, erzählt sie. Bis Pfarrerin Loos kam und sie wieder Unterstützung bekamen, haben die Gläubigen ihr Anliegen selbst in die Hand genommen.

Flüchtlinge im Mesnerhaus

Inzwischen betet die Gemeinde nicht nur um den Frieden, sie lebt ihn auch. Ins ehemalige Mesnerhaus sind Flüchtlinge einzogen. Vater Ebi, Sohn Haman und dessen Freund Jasha, Christen aus dem Iran, sowie Shekeb und Morteza, Muslime aus Afghanistan. Die Flüchtlinge zünden Kerzen für die Verstorbenen an und Ebi spricht das Vaterunser auf Farsi. Zum Jubiläumsgottesdienst wurde auch die ehemalige Vikarin Annemarie Ritter, inzwischen Pfarrerin in Bayreuth eingeladen.

In ihrer Festpredigt fragte sie: „Ist Sicherheit wirklich unser höchstes Gut?“ Sicherheit werde heute oft religiös überhöht und Unverwundbarkeit zu einem Sakrament erhoben, meinte Ritter. Gott selbst aber kam als schutzloses Kind in die Welt. Es gelte Unsicherheit und Verletzlichkeit auszuhalten, empfahl sie. „Traut euch auf Panzerungen und Sicherheiten zu verzichtet und leistet so euren Beitrag zum Frieden“, rief sie den Gottesdienstbesuchern zu.

Neben Liedern und Gebeten ist es ein immer wieder beeindruckender Teil, wenn Pfarrerin und Teilnehmer all das aufzählen, was in der Welt befriedet werden müsste. Das beginnt bei der atomaren Bedrohung durch den Nordkorea-Konflikt, geht über die blutige Vertreibung der Rohingya-Muslime in Myanmar und die verheerenden Feuer in Kalifornien bis hin zu Genesungswünschen für OB Sebastian Remelé.

Viele Kerzen brennen für den Frieden. Pfarrerin Annemarie Ritter entzündet eine Kerze für Roland Breitenbach, der das Friedensgebet auch von Anfang an unterstützt und viel mit dessen Initiator Rainer Oechslen zusammen gearbeitet hat.
Foto: URsula Lux | Viele Kerzen brennen für den Frieden. Pfarrerin Annemarie Ritter entzündet eine Kerze für Roland Breitenbach, der das Friedensgebet auch von Anfang an unterstützt und viel mit dessen Initiator Rainer Oechslen ...
 
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