„Geht nicht – gibt's nicht!“, sagen die eisenbahn- und modellbahnbegeisterten sechs. Ralf, Michael, Matthias, Horst, Heiner und Rainer zeigen mir an diesem Mittwochabend ihr Hobby – besser ihre Hobbys, wie ich schnell begreife.
Die Herausforderungen sind universell und variantenreich. Die Welt der Miniaturen (Maßstab N, entsprich 1 : 160) entsteht durch das handwerkliche Geschick im Umgang mit Werkstoffen, insbesondere mit Holz, mit Modelliermasse und vor allem mit der Liebe zum Detail. Natur wird nachgebildet, eine Stadt entsteht, ein Dorf erinnert an gute alte Zeiten, eine Festung an weniger gute und vor allem an wenig friedliche Zeiten. Und das Beste an dem Ganzen: diese kleine Welt wird nie fertig – fast wie im richtigen Leben.
Gefragt ist das Beobachten und Umsetzen von Alltagssituationen wie etwa von jenem Moment nach einem Unfall, als zwei Autos in den Brückengeländern hängen, die Polizei den Verkehr regelt, das Blaulicht blinkt, der Arzt sich über den Verletzten auf der Krankenbahre beugt.
Am Eingang eines Mietshauses geht ein Licht an, dann im Treppenhaus, danach im dritten Stock. Wenig später kommen die Leute von der Wohnung darüber heim. Kräftig blinkt es beim Einsatz der Feuerwehr. Die Ruhe rund um die Fabrik lässt den Feierabend erahnen, was mit dem lebhaften Straßenverkehr in Verbindung zu bringen ist.
Postler waren die Gründer
Kernstück der knapp sieben Meter langen und zwei Meter breiten Anlage ist natürlich der Bahnverkehr. Allenthalben sind Züge unterwegs, überholen und werden überholt, verschwinden in Tunnels, erklimmen Hügel und Almen, passieren Brücken und Straßenübergänge: alles verspätungs- und unfallfrei.
Eher aus Zufall wurde der Modellbahnclub Schweinfurt als Abteilung des Postsportvereins Bad Kissingen vor über 30 Jahren gegründet, weil Postler zu den Gründungsmitgliedern gehörten, von denen Ralf Weiß bis vor kurzem noch aktiv am Vereinsgeschehen teilnahm.
Ein erstes Quartier hatte der Club im Eckhaus Niederwerrner Straße/Auenstraße. Den Flachbau auf dem Bahngelände in der Ernst-Sachs-Straße 30a bezog man in den 1980er Jahren. Die vier Zimmer bieten Platz für Aufenthalt, Teeküche, Werkstatt, den großen Raum für die vereinseigene N-Anlage, für die Jugendanlage und auch für eine kleine Teststrecke, auf der die Loks zeigen können was sie können, – oder nicht mehr können.
Von den 33 Mitgliedern, darunter vier Frauen, kommen zu den wöchentlichen Clubabenden (18 bis 22 Uhr am Mittwoch, Interessenten immer willkommen) etwa ein Dutzend; im Winter mehr, im Sommer weniger, bei Fußball noch weniger. Finanziert wird die Anlage und deren immerwährender Weiterbau durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und allerhand Zubehör, das die Mitglieder von daheim mitbringen.
Für daheim – also für die eigene Anlage im eigenen Hobbykeller – wird bei den Clubabenden auch gebastelt und ausprobiert, denn bei „wirklich allen Problemen findet irgendeiner immer eine Lösung“, sagen die sechs.
Viele Fragen gehen an die Elektriker und Elektroniker, vor allem bei der neuen Anlage für die Jugend, die einmal digital gesteuert sein wird. Analog läuft die alte Anlage, „die ihren Reiz nie verlieren wird“, so Ralf, Michael, Matthias, Horst, Heiner und Rainer.
Alle Generationen vertreten
Was wann und wo entlang der zweigleisigen Strecken aus-, um- oder neugebaut wird, bespricht man in großer Runde, ehe Straßenbeleuchtungen oder Windkrafträder im generationsübergreifenden Gesamtwerk von den zehn bis 88 Jahre alten Mitgliedern installiert werden.
Am Schluss meines Besuchs wird noch ein Geheimnis gelüftet. Unter der Platte und hinter den seitlichen Stoffbahnen sind die Steckkarten der Steuerung versteckt. Ganze Eisenbahnzüge stehen auf den Schienen der Spur N (eine Nummer kleiner als H0) auf dem Zwischenboden. Über Schneckengänge in den eingebauten Rondells werden die Züge zum Einsatz übertage geschickt.