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UNTERSPIESHEIM
„Die weiße Chagga“ aus Unterspiesheim
„Die weiße Chagga“ aus Unterspiesheim
Norbert Vollmann
Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 29.02.2016 19:05 Uhr

Der Studienaufenthalt in Tansania hat Theresa Schmidt zweifelsohne geprägt und verändert. Hier in der Ferne hat die Unterspiesheimerin ihre Liebe gefunden: Afrika. Ja, aus ihr ist so etwas wie „die weiße Chagga“ geworden. Jetzt will sie dem Land und den Menschen, die sie durch ihre trotz aller Not und Armut positive Art fasziniert haben, zumindest etwas zurückgeben. Das Projekt, das sie unterstützt, nennt sich „Roots & Culture Foundation“. Zwei junge afrikanische Künstler haben die Stiftung ins Leben gerufen, um mit dem Erlös Jugendliche von der Straße zu holen.

„Die weiße Massai“, das ist die durch das gleichnamige Buch und seine Verfilmung bekannt gewordene Lebensgeschichte von Corinne Hofmann. Die Schweizerin hatte sich im Urlaub in Kenia in einen Krieger verliebt und ihr europäisches Leben aufgegeben, um mit ihm in den Busch zu gehen.

„Ich habe eine Welt entdeckt, die manchmal so anders und dann doch wieder so ähnlich ist wie die, aus der ich komme.“
Theresa Schmidt zu ihrem Studienaufenthalt in Tansania

Direkt vergleichbar ist die Geschichte zwar nicht. Aber was Theresa Schmidt mit Corinne Hofmann verbindet, ist die Liebe zu Afrika, der Reiz, etwas Neues zu entdecken, und sich auch im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis als „die weiße Chagga“ so mancher Frage erwehren zu müssen. Die Chagga sind ein Stamm in Tansania und Kenia. Sie leben rund um das Kilimandscharo-Massiv, auf dessen höchstem Gipfel, dem 5895 Meter hohen Kibo, Theresa Schmidt auch stand. Doch wie kam die 24-Jährige nach Tansania und zu diesem Volk?

Während ihres Biologie-Studiums in Würzburg absolvierte Theresa Schmidt im dritten Jahr ein Auslandssemester in Schweden und entdeckte ihre Reiselust. Nachdem sie ihre Abschlussarbeit geschrieben hatte, entschied sie sich, den Master in Schweden zu machen. Sie schrieb sich an der Uni in Uppsala für den Studiengang Infektionsbiologie ein.

Bei ihrer Masterarbeit über Malaria ging es konkret um die Frage, wann die eingesetzten Medikamente aufgrund von Mutationen der Enzyme im Körper des Kranken zu schnell abgebaut werden, so dass sie ihre Schlagkraft verlieren, und wann sie zu langsam abgebaut werden, so dass eine Vergiftung eintritt. Ein Höhepunkt ihres Studiums war für die junge Frau eine Studienreise nach Bangladesch. Hier verfolgte sie zwei Wochen lang Vorlesungen und absolvierte Praktika in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Dhaka.

Dieser Auslandsaufenthalt hat bei Theresa Schmidt das Interesse an fremden Ländern und Kulturen noch verstärkt. Da bald ihre Abschlussarbeit anstand und sie unbedingt etwas Besonderes machen wollte, landete sie schließlich in Afrika. An der Universität in Uppsala gibt es eine Arbeitsgruppe, die Malaria erforscht, und Verbindungen zu einer Gruppe in Mwanza hat. Die Stadt liegt im Norden Tansanias am Viktoriasee. „Ich war ganz aus dem Häuschen, als ich die Bestätigung erhalten hatte, an der Uni in Mwanza die praktische Laborarbeit für mein Masterprojekt zu leisten.“

Es war der Beginn einer „wahnsinnig aufregenden Zeit“ in Tansania, in der sie auch auf dem höchsten Gipfel des Kilimandscharo-Massivs stand, und der Beginn der großen Liebe zu Afrika für Theresa Schmidt. Sie berichtet: „Ich habe viele neue Erfahrungen gesammelt, schöne und traurige (Lebens-)Geschichten gehört und eine Welt entdeckt, die manchmal so anders und dann doch wieder so ähnlich ist wie die, aus der ich komme.“

So einfach, wie die meisten Menschen in Tansania leben, waren die Arbeitsbedingungen in dem Labor für Studenten, das Theresa Schmidt zusammen mit einem kleinen Büro in der Uniklinik bezog. Doch sie kann bestätigen: „Von den Versuchen her hat alles gut geklappt.“

Und sie konnte viele Freundschaften und Bekanntschaften schließen. Dabei stellte sie bald fest, dass es in dem Land viele richtig arme Leute gibt. Ein hoher Prozentsatz ihrer Freunde musste aufgrund der Sterblichkeitsrate zudem ohne Eltern aufwachsen und wurde von Geschwistern, Verwandten und Bekannten großgezogen. Theresa Schmidt: „Trotz alledem sind die Menschen hier immer freundlich, glücklich und zufrieden. Dieser Kontrast zu Deutschland hat mich fasziniert.“

Fasziniert hat sie auch das Roots-&-Culture-Projekt. Die Stiftung zweier Straßenkünstler kümmert sich um Jugendliche, die von zu Hause weggelaufen sind oder aus anderen Gründen auf der Straße gelandet sind und nie eine Schulbildung und richtige Erziehung genossen haben. Derzeit leben bis zu acht junge Menschen mit den Künstlern unter einem Dach.

Zehn Prozent aus dem Verkauf der von ihnen und den Jugendlichen gefertigten Bilder, Armbänder oder zum Beispiel auch Flip-Flops fließen in das Projekt. Dabei kommen die beiden Künstler gerade selbst so über die Runden. Die 24-Jährige unterstreicht: „Die Idee ist gut, davon konnte ich mich vor Ort selbst überzeugen.“

Da das Projekt allerdings auf Unterstützung von außen angewiesen ist, um den Jugendlichen ein Dach über dem Kopf zu bieten und einen Schulabschluss zu ermöglichen, sucht Theresa Schmidt nicht nur Sponsoren, sondern hat auch schon etliche der Bilder selbst im Freundeskreis verkauft. Das sei sie Afrika schuldig.

Kontakt: Theresa Schmidt, E-Mail: Theresa.schmidt90@gmx.de

 
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