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Gerolzhofen/Dingolshausen
Die vom Triebsterben getriebene Esche
Die Folgen der Erderwärmung setzen auch immer mehr Baumarten zu, die man in unserer Region für widerstandsfähiger gehalten hat. Die Esche ist so ein Todeskandidat.
Eher deprimierend ist der nach oben im „Eichholz“ bei Bischwind auf die letzten Eschen gerichtete Blick von Forstdirektor Stephan Thierfelder (rechts) und Förster Jochen Schenk. Das Eschentriebsterben hatte hier Im Winter 2017/2018 so zugeschlagen, dass eine größere Fläche komplett eingeschlagen werden musste.
Foto: Norbert Vollmann | Eher deprimierend ist der nach oben im „Eichholz“ bei Bischwind auf die letzten Eschen gerichtete Blick von Forstdirektor Stephan Thierfelder (rechts) und Förster Jochen Schenk.
Norbert Vollmann
Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:30 Uhr

Für den hiesigen Wald und seine Förster kommt es derzeit knüppeldick. Hitze, Trockenheit und Schädlinge setzen als Folge der zunehmenden Erderwärmung immer mehr Baumarten zu. Auch solchen, die man im Zeichen der Klimakrise für widerstandsfähiger und toleranter gehalten hat, wie die Esche zum Beispiel.

Angesichts der vielen und immer komplizierter werdenden Baustellen im Wald vor der Haustür wird Stephan Thierfelder auf der Heimfahrt von den Schauplätzen des Eschentriebsterbens im Dingolshäuser Gemeinde- und Gerolzhöfer Stadtwald plötzlich sehr nachdenklich. Der forstliche Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gewährt für einen kurzen Moment einen Einblick in seine Innenwelt, indem er sagt: „Es gibt Stunden, da wird es mir angst und bang, jetzt, wo wir eher als vorhergesagt, die ersten Anzeigen des Klimawandels sehen und zu spüren bekommen. Ich frage mich, ob die Menschheit das noch in den Griff bekommt.“

Wie die Folgen der Erderwärmung den Forstleuten die Suppe versalzt

Wer sich die Augen öffnen lassen möchte, der bekommt in der Tat schon jetzt einen hinreichenden Vorgeschmack darauf, wie der Klimawandel Forstleuten wie Stephan Thierfelder oder Jochen Schenk, dem neuen Förster im Gemeinsamen Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen als auch im Gerolzhöfer Stadtwald, die Suppe versalzt.

Der Eschenbastkäfer nutzt quasi als Trittbrett-Schädling die Gunst der Stunde, indem er sich auf vom Eschentriebsterben vorgeschwächte Bäume häuslich niederlässt, wie  hier im Gerolzhöfer Mahlholz.
Foto: Norbert Vollmann | Der Eschenbastkäfer nutzt quasi als Trittbrett-Schädling die Gunst der Stunde, indem er sich auf vom Eschentriebsterben vorgeschwächte Bäume häuslich niederlässt, wie hier im Gerolzhöfer Mahlholz.

Vorgeschwächte Bäume haben praktisch keine Chance mehr, sie verdursten, verbrennen, verdorren oder werden von Schädlingen hinweggerafft, die sich wie die zur Familie der Borkenkäfer gehörenden Eschenbastkäfer im Stile von Trittbrettfahrern an ihrer Anfällig- und Wehrlosigkeit weiden.

Die Esche sei an sich eine tolle Baumart, stellt dann auch Jochen Schenk fast schon wehmütig fest. Mit sehr guten Holzeigenschaften und vielfältigen waldbaulichen Möglichkeiten. Allerdings schränkt das von einem Pilzbefall verursachte Eschentriebsterben ihre Verwendung im Wald mehr und mehr ein. So muss auch der Laubwald umgebaut werden. Die Esche, der man einst als klimatolerante Mischbaumart viel zugetraut hatte, ist inzwischen zu einem der großen Opfer des globalisierten Handels geworden: Vermutlich wurde der Pilz aus Asien mit importierten Eschenpflanzen nach Europa eingeschleppt.

Der große Dämpfer für den einstigen Hoffnungsträger

Durch das erstmals 2008 in Bayern festgestellte Triebsterben hat die in die Esche gesetzte Hoffnung einen gewaltigen Dämpfer bekommen. Den Eschenanteil absenken und den Eichenanteil dafür als Nachfolgebaumart hochfahren, so lautet die neue Devise. Und das, obwohl die Esche aufgrund ihres schnelleren Wachstums dem Verbiss durch Rehwild wesentlich kürzer ausgesetzt ist als die Eiche.

Durch den Pilz hat die Esche aber in kürzester Zeit in vielen Fällen ihre Standorttauglichkeit verloren, auch wenn es immer noch auf den konkreten Waldort ankommt und die Schäden nicht überall gleich dramatisch auftreten. Die Geländebeschaffenheit und die jeweilige Luftfeuchtigkeit scheinen in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle zu spielen.

Viele Eschen haben bereits Rehwildverbiss oder Mäusefraß im Wald überlebt, ehe der Pilz sie als „letzter Haken“ (Jochen Schenk) hinwegrafft. Meist gelingt es nur den schon höheren und damit älteren Bäumen, sich dank ihrer vitalen Kronen erfolgreich zur Wehr zu setzen.

Demzufolge wird die Esche nicht nur im Gerolzhöfer Stadtwald und im Dingolshäuser Gemeindewald, sondern auch im Bürgerwald nach und nach von ihrer Bedeutung als bisher an vielen Standorten wichtige Mischbaumart verlieren.

Besonders betroffen sind die jüngeren Bestände

Es ist dabei besonders das Ausmaß an massiven Ausfällen in jüngeren Beständen, das die Förster bei der Esche überrascht und aufgeschreckt hat. Im „Eichholz“ bei Bischwind, im „Mahlholz bei Gerolzhofen oder im Donnersdorfer Gemeindewald als die markantesten Beispiele im hiesigen Raum sind die Folgen des Pilzbefalls zu sehen.

Im heute zur Gemeinde Dingolshausen gehörenden „Eichholz“ stehen wir dort, wo die vornehmlich mit Kiefern gemischten Eschen standen, auf einer einzigen großen Waldlichtung. Das Eschentriebsterben hatte hier im Winter 2017/2018 so gewütet und zugeschlagen, dass die komplette Fläche vom Holzvollernter (Harvester) eingeschlagen werden musste. Da stark geschädigte Eschen viele abgestorbene Äste in den Kronen aufweisen, wäre der Holzeinschlag durch Waldarbeiter für diese sehr gefährlich gewesen. Vereinzelt stehen noch ein paar Kiefern oder Eichen wie sich im Wind wiegende Kirchweihbäume im Rund, während am Boden die Verbuschung und Vergrasung um sich greift, solange nicht auch auf den noch freien Flächen nachgepflanzt wird.

Der im August 2018 gestorbene Bürger- und Stadtwaldförster Volker Conrad hatte hier noch mit der Ersatzpflanzung durch die Eiche reagiert und begonnen. Dann kam sein Tod dazwischen. Die Aufgabe, den Wiederaufbau an dieser Stelle fortzusetzen kommt nun seinem Nachfolger Jochen Schenk zu, der wie schon Conrad den Dingolshäuser Gemeindewald mitbetreut. Auf dem tonigen Boden kommen nicht so viele Baumarten in Frage. Schenk wird den Eichen etwa Elsbeere, Feldahorn und Hainbuche beimischen.

Der Pilz, der den Eschen den Tod bringt

Der Pilz, der das Eschentriebsterben auslöst, kommt übrigens mit dem relativ harmlos klingenden und fantasievollen Namen „Falsches weißes Stengelbecherchen“ daher, auf Lateinisch: Hymenoscyphus pseudoalbidus. Da er den Eschen durch den Befall der Wasserleitungen quasi den „Saft“ abdreht, werden diese von der Krone her schütter und licht, indem Blätter und Zweige vertrocknen. So ist das Eschentriebsterben auch unter dem Namen Eschenwelke bekannt.

Forstwissenschaftler hoffen, dass ein geringer Prozentsatz der einheimischen Eschen aufgrund ihres speziellen Erbgutes widerstandsfähig gegen diesen aus Asien eingeschleppten Pilz ist. Vermehren sich diese Bäume über Samen, könnte das eine Zukunftschance für die Esche in unserem heimischen Wald sein.

Das Eschentriebsterben lässt beim Blick auf die Kronen grüßen:  Der Pilz, der es  auslöst, lässt die befallenen Bäume von oben her absterben. Indem Blätter und Zweige langsam vertrocknen, wird als erstes die Krone schütter und licht.
Foto: Norbert Vollmann | Das Eschentriebsterben lässt beim Blick auf die Kronen grüßen: Der Pilz, der es auslöst, lässt die befallenen Bäume von oben her absterben.
 
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Kommentare
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  • rebnik
    Wenn Sie meine Beiträge nicht diskutabel finden, wundere ich mich umso mehr, warum Sie stets darauf eingehen. Also sagt mir das, dass ich durchaus ins Schwarze treffe.

    Ich mag die Forstwirtschaft nicht besonders, weil ich in den letzten Jahren erfahren habe, wie sie die Öffentlichkeit zum Narren hält, weil ich ihren Habitus fragwürdig finde und weil sie den Nationalpark Steigerwald bis heute mit verhindert hat.

    Ich bin nicht ein Gesprächspartner zur Findung irgendeiner Zukunft für irgendwas Gemeinsames. Meine Aufgabe ist eine andere! zwinkern
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  • rebnik
    Die Esche hat möglicherweise wie die Buche eine enorme genetische Bandbreite, es könnte also resistente Exemplare geben. Hätte die Forstwirtschaft zur Beobachtung ausgedehnte Schutzgebiete, wo die natürlichen Prozesse eine bewertbare Auslese bewirken, müssten sie heute nicht rumjammern. Aber höchstmögliche Holzproduktion und die mit Klauen und Zähnen verteidigte allumfassende Deutungshoheit haben diesen Berufsstand bis auf wenige Vertreter blind und ungeduldig gemacht.

    Aber warum jammern die Förster heutzutage so hingebungsvoll, gerne aufgegriffen von den Medien? Weil sie Geld dazu haben wollen, unser aller Steuergeld!

    Mein Steuergeld, um immer den gleichen Wahnsinn zu betreiben! Ich bin strikt dagegen! Viele Förster und besonders die Landesforstbetriebe müssen endlich einsehen, dass ihre Hochleistungsforstwirtschaft am Ende ist. Neue Konzepte müssen her, eine schonendere Waldbehandlung und die Bereitschaft, in Zukunft viel weniger aus dem Wald zu holen, die Natur regieren zu lassen.
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  • DieWahrheit
    Lieber Herr Rebnik,

    alles was Sie so von sich geben sind persönliche Meinungen und spekulative Behauptungen von denen keine einzige als brauchbare Argumentation für eine weitere Diskussion zu verwenden ist.

    Ich frage mich schon immer, warum Sie so eine negative Energie entwickeln um alle Förster zu diskreditieren?

    Was haben Sie den Menschen vorzuwerfen?

    Menschen, die wie Sie nur introvertiert sind und andere Sichtweisen nicht in ihrer Entscheidungsfindung einbinden können, sind letztendlich nicht der richtige Gesprächspartner um zukunftsorientierte gemeinsame Lösungen zu finden.

    Gruß
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  • DieWahrheit
    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich lade Sie mal ein den Verein „Unser Steigerwald“ kennen zu lernen.

    „Unser Steigerwald“ setzt sich seit über 10 Jahren im engeren Sinn für Umweltschutz ein und damit verbundenen für Klimaschutz.

    Wir müssen aktiv unseren Wald umbauen!

    Der Verein „Unser Steigerwald“ unterstützt das Trittsteinkonzept der Staatsforsten in Ebrach, welches bei Expertenkommissionen größte Anerkennung findet.

    „Unser Steigerwald“ setzt sich dafür ein, dass der Steigerwald zukunftsfähig umgebaut wird, dem Klimawandel somit standhält und weiterhin als CO2 Speicher und Sauerstofflieferant funktioniert.

    Deshalb fördern wir von „Unser Steigerwald“ den intelligenten und modernen Waldumbau und fordern die Diskussionen um einen Nationalpark im Steigerwald endlich zu beenden.

    Nur wenn wir uns zusammensetzen können wir gemeinsam die wirklichen Probleme der Wälder lösen.

    Gruß
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  • richtig
    Nun, Oskar Ebert ließ kürzlich verlauten, dass er schon lange einen geheim gehaltenen Plan zum Waldumbau besitzt, er aber wohl nicht gehört wurde.

    Also nicht verzagen Oskar fragen!

    Wozu soll sich da noch wer auch immer zusammen setzen, wenn er schon den intelligenten und modernen Plan in der Schublade hat?
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