Wenn heute von Integration gesprochen wird, dann denken die meisten Menschen an Flüchtlinge. Das aber ist ein viel zu enger Blickwinkel. „Man muss aufpassen, dass über die Integration der Flüchtlinge nicht die anderen vergessen werden, die ebenfalls unsere Hilfe brauchen“, warnt Christine Lindlein vom Integrationsfachdienst (ifd) beim ersten Teilhabeforum der Organisation.
Ziel des ifd ist es Menschen mit Beeinträchtigungen die berufliche aber auch soziale und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Dabei ist die Bandbreite der Aufgaben ebenso vielfältig wie die Qualifikation der inzwischen 16 Mitarbeiter.
Gehörlose und Sehbehinderte, Menschen mit geistiger oder psychischer Beeinträchtigung werden ebenso betreut wie Erkrankte, die nach einer Rehabilitationsmaßnahme wieder in ihren beruflichen Alltag zurückmüssen.
„Die Experten sind immer die Betroffenen selbst“ erklärt Lindlein. Wenn sie ihre Krankheiten benennen, dann gelte es nachzufragen, was dies denn für ihren Alltag bedeute. Auch für die Mitarbeiter gibt es klare Anforderungen, die liegen aber weniger in deren beruflicher Qualifikation. Vom Ergotherapeuten über die Psychologin und den Betriebswirt sind die unterschiedlichsten Berufe vertreten.
Wertschätzender Umgang
Gefragt sind „Empathie und ein respektvoller und wertschätzender Umgang“ mit den Betroffenen, betont Lindlein. Und es brauche ein gesundes Gespür für das richtige Verhältnis von Nähe und Distanz, denn „manche Schicksale sind schwer zu verkraften“
Seit 2001 gibt es in Schweinfurt den ifd, begonnen es als Projekt mit zwei Mitarbeitern. Seit 2004 ist die Einrichtung regelfinanziert und ist dem Zentrum Bayern Familie und Soziales zugeordnet. Offizieller Träger des ifd in Schweinfurt ist die Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi). Zuständig ist der ifd für die Stadt und die Landkreise Schweinfurt, Bad Kissingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld). Bei einem ersten Teilhabeforum stellte sich der Dienst vor.
Das Forum diente aber auch dem Ausbau und der Pflege bestehender Netzwerke, gab die Möglichkeit sich gegenseitig kennenzulernen und auszutauschen. Denn der ifd sieht sich nicht nur als Anwalt für Menschen mit Handicap, sondern begleitet auch Arbeitgeber, steht in Kontakt mit der Agentur für Arbeit, caritativen Einrichtungen, Leistungsträgern und vielen mehr. Wichtig ist Lindlein, „dass alle an einem Strang ziehen“. Das sei „keine leichte Aufgabe, denn die Problemlagen werden immer komplexer“.
Außerdem werden derzeit bundesweit sogenannte „ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB)“ aufgebaut. Elke Rinneck stellte diese Stelle im ifd vor. Unabhängig und kostenlos werde hier in allen Fragen zur Rehabilitation und Teilhabe unterstützt.
Beratung auf Augenhöhe
Dabei erfolge die Beratung auch im sogenannten Peer Counseling. Das heißt durch Betroffene, die selbst mit einem Handicap leben. Die EUTB-Berater werden bundeseinheitlich qualifiziert, die Trainer sind bereits geschult und verfügen über eine langjährige Erfahrung im Peer Counseling.
Das EUTB ist eine der vier Säulen des ifd, Eine weitere stellte Colja Lauterbach vor, sie kümmert sich um die Sicherung bestehender Arbeitsverhältnisse. Dabei machte er deutlich, dass der ifd nicht „die Rolle des sozialen Anwalts“ einnimmt, sondern eher die des Beraters, manchmal Mediators. Neben den Leistungsträgern und Arbeitgebern vernetze man sich hier mit Ärzten und Therapeuten, Arbeitnehmervertretungen und andren Beratungsstellen wie beispielsweise vom VdK oder dem sozialpsychiatrischen Dienst.
Datenbank aufgebaut
Sofie Ohm stellte den Bereich der Vermittlung vor. Über die Jahre habe man eine eigene Arbeitgeber-Datenbank aufgebaut und wisse wohin man Menschen mit handicap zur Erprobung schicken könne. Wichtig sei immer auch der Kontakt zu anderen Beratungsstellen, denn die Klienten hätten weit mehr Problem als nur die Arbeitslosigkeit.
Susanne Dittmann informierte über die „Übergänge“. Ihr Klientel sind meist junge Menschen, die von Förderschulen in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden müssen. Aber auch Menschen, die den Schritt aus einer Behindertenwerkstatt in den normalen Arbeitsalltag schaffen wollen.