In den Schweizer Alpen ist bekanntlich am Samstag auf 2500 Metern Höhe ein fast 80 Jahre altes Oldtimer-Flugzeug vom Typ Junkers Ju 52 abgestürzt. Dabei fanden alle 20 Menschen an Bord, die zwei Piloten und 18 Passagiere, den Tod. Transportmaschinen genau dieses im Volksmund „Tante Ju“ genannten Typs machten im Zweiten Weltkrieg auf dem Flugplatz bei Herlheim regelmäßig auf ihrem weiteren weiten Weg Station, um das Afrikakorps von Erwin Rommel mit Nachschub zu versorgen.
In Dessau, dem Sitz der Junkers Flugzeugwerke, hatte die erste Junkers Ju 52 im September und Oktober 1930 ihre Jungfernflüge absolviert. Da verfügte sie allerdings noch über einen einzigen Motor. Am 7. März 1932 hatte dann zum ersten Mal eine dreimotorige Ju 52 in Dessau abgehoben.
Für den zivilen Luftverkehr konzipiert
Die Überlegungen der Konstrukteure waren zunächst ausschließlich auf ihre Verwendung als Fracht- und Passagierflugzeug im zivilen und damit friedlichen Luftverkehr gerichtet. Doch schon bald wurde das Flugzeug von den Nazis für ihre militärischen und kriegerischen Zwecke missbraucht.
So hatte auch der offiziell als „Fliegerhorst Gerolzhofen“ bezeichnete Feldflugplatz auf dem Herleshof zwischen Zeilitzheim, Herlheim und dem Gut Wadenbrunn im Zweiten Weltkrieg ständigen Besuch von der „Tante Ju“, wie das legendäre Flugzeug wegen seiner "gutmütigen" Flugeigenschaften liebevoll genannt wurde.
Auch als Behelfsbomber im Kriegseinsatz
Die Ju 52 diente der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg hauptsächlich als die Standard-Transportmaschine für Soldaten und Material, bald aber auch als Behelfsbomber.
Vom Flugplatz bei Herlheim aus brachte die Ju 52 ab 1941 Lebensmittel und Versorgungsgüter als Frachtflugzeug nach Afrika, um im Rahmen des Afrikafeldzugs das unter der Führung von Generalleutnant Erwin Rommel (der "Wüstenfuchs" wurde erst 1942 zum Generalfeldmarschall befördert) aufgestellte Afrikakorps mit Nachschub zu versorgen.
Durch den schrecklichen Absturz in der Schweiz ist das populäre Fracht- und Passagierflugzeug jetzt wieder in die Schlagzeilen und den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Charakteristisches Merkmal ist bis heute bei vielen Junkers-Flugzeugen die Wellblechverkleidung geblieben. So auch bei der Ju 52. Auf den Bildern von der Absturzstelle in den Bergen Graubündens ist das geriffelte Wellblech deutlich zu erkennen.
Flugzeug erfüllte hohe Ansprüche
Gesucht wurde seinerzeit ein Flugzeug, das Fracht und Passagiere befördert, den hohen Anforderungen der Lufthansa gerecht wird, gleichzeitig aber auch in wirtschaftlich und verkehrstechnisch noch nicht besonders erschlossenen Ländern eingesetzt werden kann. Gefragt waren Zuverlässigkeit, kurze Start- und Landestrecken bei möglichst geringen Wartungsproblemen.
Was Hugo Junkers bauen sollte, kam jedoch fast der Quadratur des Kreises gleich: Die Frachtflieger wollten ein einmotoriges, die Lufthanseaten ein dreimotoriges Flugzeug haben. Junkers-Chefkonstrukteur Ernst Zindel schaffte das Kunststück in Etappen: Am 11. September 1930 startete die erste noch einmotorige Ju 52 mit der Werksnummer 4001 zum erfolgreichen Jungfernflug.
Die Wünsche der Lufthansa
Doch der wichtigste Kunde, die Lufthansa, war mit dieser Version nicht zufrieden. Die Struktur der einmotorigen Ju 52 war aber in weiser Voraussicht so ausgelegt gewesen, dass in den Tragflächen zusätzliche Motoren eingebaut werden konnten. So entstand die neue, höchst erfolgreiche Version.
Die erste dreimotorige Ju 52/3m startete am 7. März 1932 ihren Erstflug und trat damit ihren großen Siegeszug an. Denn kaum ein Flugzeug in der Geschichte der Luftfahrt - ausgenommen die amerikanische DC-3 - wurde so populär wie der von Zindel und Junkers geschaffene Tiefdecker, der bei einer Höchstgeschwindigkeit von 270 Stundenkilometern neben der Besatzung 17 Passagieren Platz bot. Viele Jahre lang war die Ju 52/3m das am meisten verbreitete Verkehrsflugzeug der Welt.
Obwohl der Name Junkers vor allem im Zweiten Weltkrieg mit den späteren Kampf- und Bombenflugzeugen dieses Namens in Verbindung gebracht wird, die von den Nationalsozialisten als mörderische Kriegsinstrument missbraucht wurden, gilt, was Hugo Junkers Freund und Konstrukteur Ernst Zindel einmal betonte: „Wir hatten bei der Entwicklung der Ju 52 keinen Augenblick an eine militärische Verwendung gedacht. Alle Überlegungen waren ausschließlich auf deren Verwendung im friedlichen Luftverkehr gerichtet."
Vielen rettete die Ju 52 das Leben
Dennoch diente dieses Flugzeug auf allen Kriegsschauplätzen der 1930er-, 1940er- und sogar noch der 1950er-Jahre auch als Bombenflugzeug. Gleichzeitig sorgte es als Transportflugzeug im Zweiten Weltkrieg für Nachschub der Deutschen Wehrmacht und rettete in dieser Zeit auch Tausenden, vornehmlich verwundeten Soldaten, das Leben, indem es sie immer wieder aus größter Not und Gefahr herausholte und in die Heimat brachte.
Der große Vorteil der „Tante Ju“: Sie war nahezu unverwüstlich und flog auch noch, wenn andere Flugzeuge nicht mehr vom Boden hoch kamen oder sich nicht mehr in der Luft halten konnten.
Wie zuverlässig das Flugzeug von Anfang an war, zeigt die Zahl der Notlandungen. Sie konnte auf 1,5 pro eine Million Flugkilometer gedrückt werden - eine für die 1930er-Jahre beispiellose Leistung.
Das tragische Ende des Flugzeugpioniers
Hugo Junkers, der in der Weimarer Republik viele Künstler und liberale Geister zu seinen Freunden zählte, war der Ruhm seiner Erfindungen und Konstruktionen jedoch nicht vergönnt. Er galt bei den Militärs und Machthabern jener Zeit als politisch unzuverlässig und war demzufolge in diesen Kreisen verhasst.
Hugo Junkers wurde nach der Machtergreifung der Nazis de facto enteignet und durfte seine Werke nicht mehr betreten. Er starb – gedemütigt, drangsaliert und verbittert – am 3. Februar 1935, exakt an seinem 76. Geburtstag, nur knapp drei Jahre nach dem Jungfernflug seiner berühmtesten Schöpfung, der Ju 52.
Absturz einer Ju W 34 auf dem Zabelstein
Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs stürzte übrigens im Winter 1944 auf dem Zabelstein in der Nähe der damaligen Brandhütte, dem heutigen Kohlenmeiler, mit einer Junkers W 34 eine weitere Konstruktion Junkers aus unbekannten Gründen ab. Bei dem Unglück kamen alle vier Besatzungsmitglieder des Schulungsflugzeugs ums Leben: Der Flugzeugführer, der Bordfunker und zwei Flugschüler. Die Ju W 34 diente vor allem zur Ausbildung von Piloten und speziell für den Nachtjagdeinsatz geschulte Bordfunker.
Für die Besatzung kam jede Hilfe zu spät
Die Maschine der Flugzeugführerschule in Schweinfurt war bereits seit dem Vorabend vermisst worden, ehe am nächsten Morgen über das Forstamt in Hundelshausen Suchtrupps zusammengestellt und ausgesandt worden sind. Aufgrund zunächst falscher Angaben zum Absturzort dauerte es längere Zeit, bis die Unglücksstelle und das Wrack gefunden wurden. Für die vierköpfige Besatzung kam jede Hilfe zu spät.