Der neue Mann als musikalischer Leiter und Dirigent der Gerolzhöfer Stadtkapelle hat einiges vor. Horst Hohner möchte die Musikkapelle, die zuletzt wenig in Erscheinung getreten war, gemeinsam mit dem Vorstand nicht nur völlig neu aufstellen. "Wir wollen, dass die Stadtkapelle wieder ein musikalisches Aushängeschild der Stadt Gerolzhofen wird." Für junge und ältere Musiker soll der Klangkörper so attraktiv werden, dass es erstrebenswert sei, dort aktives Mitglied zu sein. So formuliert Hohner die Zielsetzung für die Zukunft.
Eine "Vision" nennen die Verantwortlichen den Neuaufbau der Kapelle auf ihrer Internetseite. Ein "Treffpunkt für Musikanten in und um Gerolzhofen" soll entstehen. Gleichzeitig wolle man offen für verschiedenste musikalische Genres sein. Das ist ein Ergebnis des Konzepts, das der Vorstand mit Valentin Endres an der Spitze gemeinsam mit dem neuen Dirigenten Horst Hohner in den letzten Monaten erstellt hat. Viel breiter möchte sich die Musikkapelle aufstellen, um künftig die Stadt bei verschiedensten Anlässen musikalisch zu vertreten. "Ein klingendes Gerolzhofen, in das sich jeder einbringen kann", so schwebt es Hohner vor.
Dirigent spielt Trompete
Aus eigener Initiative stieß der ehrgeizige Neue im Frühjahr zu den Gerolzhöfer Musikern. In einem Zeitungsartikel habe er zuvor von den Problemen der Kapelle und der Suche nach einem Dirigenten gelesen. Die Aufgabe reizte ihn. In einer Kleinstadt wie Gerolzhofen sollte doch einiges möglich sein, dachte der erfahrene Musiker.
Bereits als Kind begann Horst Hohner mit der Musik. Talent als Trompeter hat er. Als Hospitant spielte er einst am Staatskonservatorium in Würzburg vor. Später folgten manch große Auftritte, etwa mit dem Schweinfurter Bandleader Conny Eckers. Oder bei Germann Hofmann, wo er zeitweise mitwirkte. "Als Trompeter zur Aushilfe, aber auch fest, habe ich da in verschiedenen Formationen mitgewirkt", schaut er zurück.
Des Berufs wegen zog es ihn nach Norddeutschland, wo er 30 Jahre lebte. Dort blieb Hohner der Musik treu. "Ich leitete dort mehrere Kapellen, da musste ich teilweise auch Aufbauarbeit leisten". Nun lebt der passionierte Musiker wieder im Raum Gerolzhofen und führt den Dirigentenstab derzeit auch bei der Musikkapelle im Hofheimer Stadtteil Goßmannsdorf.
Verschiedenste Genres geplant
Hohner will nun beim Neuaufbau der Stadtkapelle mithelfen. Diese habe zuletzt "nur noch aus wenigen Enthusiasten" bestanden, wie es der Vorsitzende Endres beschreibt. Also musste man überlegen, ob und wie es weiter gehen soll. Da kam Horst Hohner genau richtig, der seine Ideen mit einbrachte. Dem Leiter schwebt ein flexibles Orchester vor, das verschiedenste Genres bieten kann. "Wir wollen nicht die hundertste Blaskapelle machen und in Wettbewerb mit allen anderen treten. Da gibt es hier in der Gegend schon genügend und gute." Statt dessen will sich die Stadtkapelle flexibel aufstellen, von Dixieland über Jazz, Marsch, bis hin zu klassischer Barockmusik solle das künftige Repertoire reichen. Beim Programm können und sollen die künftigen Musiker selbst mitreden und mitbestimmen, so Hohner.
In mehrere Sparten unterteilt
Um die gesamte Bandbreite zu bedienen, will er die Kapelle künftig in mehrere Sparten unterteilen. Vom großen Orchester bis hin zur kleinen Besetzung, sind verschiedenste Formen angedacht. Die wechselnden Besetzungen sollen mehr Flexibilität ermöglichen. "Damit wir immer spielfähig sind. Dann können wir Anfragen der örtlichen Vereine bedienen, von der kleinen Zweier-Besetzung bis zum großen Programm", erläutert es Valentin Endres.
Damit das Vorhaben realisiert werden kann, braucht die Kapelle einige Musiker. Aus Ehemaligen, aus Neulingen oder auch von anderen Kapellen sollen diese rekrutiert werden. "Wir wollen aber keinen Wettbewerb zu bestehenden Musikkapellen, sondern ein schönes Miteinander, einen Austausch", macht Horst Hohner klar. Der Dirigent und die Vorstandsmitglieder haben dazu ihre "Netzwerke" bereits in Gang gesetzt und viele Gespräche, etwa mit ehemaligen Musikern der Kapelle, geführt. Interesse zum Wiedereinstieg hätten einige bekundet. Dazu wolle man auch die Verbindung zur Musikschule Gerolzhofen nutzen, um vielleicht über diese Schiene neue junge Musiker zu werben.
Mit Trommeln und Pfeifern
Integrierern würde Horst Hohner gerne auch Anfänger. Hier schwebt ihm eine Abteilung mit Trommeln, Percussion-Instrumenten und Pfeifern vor, ähnlich wie bei einem Spielmannszug. Dort könne sich jeder einbringen. Er könne sich das "auch mit einem gewissen historischen Hintergrund" vorstellen. Dazu würden schmucke Uniformen als entsprechende Bekleidung passen, meint Hohner.
Um das ehrgeizige Vorhaben des Neustarts anzuschieben, will die Stadtkapelle auch ihre Internetseite nutzen. Bezeichnenderweise wird auch die gerade auf einen neuen Stand gebracht. Auf der Seite stehen bereits die ersten musikalischen Vorhaben, um sich der Öffentlichkeit vorzustellen. Falls es die Corona-Pandemie zulässt, ist für den 5. Dezember und 19. Dezember eine Adventsmusik am Marktplatz geplant. Und am Heiligen Abend will die Kapelle dort ebenfalls musikalische weihnachtliche Stimmung verbreiten.