Vor 400 Jahren starb der Würzburger Fürstbischof Julius Echter nach einer 44-jährigen Regierungszeit. Auch heute noch sind zahlreiche Spuren seines Wirkens in Gerolzhofen zu entdecken. Die Investitionen des Bischofs in der Stadt waren enorm. In einem Dokument, das den Titel „Juliusbauten im fürstbischöflichen Amte Gerolzhofen bis zum Jahre 1611“ trägt, wurden die Beträge von seinem Amtmann zusammengerechnet, die Echter in Gerolzhofen investiert hatte: 15 522 Gulden – eine riesige, für den einfachen Mann damals unvorstellbare Summe.
Zollhäuser
An zwei Häusern in der Bahnhofstraße und in der Dingolshäuser Straße (Schreinerei Leopold) sind auch heute noch Echter-Wappen zu entdecken. Offenbar haben diese Häuser früher eine hoheitliche Aufgabe erfüllt. Vieles deutet darauf hin, dass es sich hier um die Einnahmestellen für den Pflasterzoll gehandelt haben dürfte. Durch Gerolzhofen verlief eine so genannte „Hohe Straße“, die Magistrale von Würzburg nach Bamberg. Beide Häuser liegen an dieser wichtigen Straße.
Seelhaus
Eines der Ziele, die sich Echter gesetzt hatte, war die Verbesserung der sozialen Lage für die Ärmsten der Armen. Im Jahr 1608 entstand ein so genanntes Seelhaus (es wird auch als Armenhaus oder Ehehaltenhaus bezeichnet) außerhalb der Stadtmauern vor dem Rügshöfer Tor, rechts vom heutigen Friedhofs-Haupteingang. Echter hat für den Bau 300 Gulden ausgegeben. Den Rest der Baukosten übernahm die örtliche Seelhausstiftung. Die Handfron der Bürgerschaft und der ehrenamtliche Einsatz vieler Gerolzhöfer Handwerker hielt die Baukosten niedrig. 1637 wird das Haus schon wieder abgerissen, denn die Steine werden während des Dreißigjährigen Krieges zur Verstärkung der Stadtmauer benötigt. Man mauert damit das Dingolshäuser Tor zu.
Siechhaus
Zu Echters Bemühungen, die Lage für Arme und Kranke zu verbessern, zählt auch der Bau des Siechhauses auf halber Strecke zwischen Gerolzhofen und Dingolshausen im Jahr 1588. Die Kosten betragen 250 Gulden. In dem Haus waren Menschen mit hochansteckenden Krankheiten, zum Beispiel Lepra, untergebracht. 1727 kommt das Ende des Siechhauses, an das heute ein Gedenkstein erinnert. Der Bau wird als Steinbruch freigegeben. Anno 1750 werden letztmals Einnahmen aus dem Verkauf von Material des Siechhauses verbucht.
Brauhaus
1602 erbaute Julius Echter ein neues Brauhaus unterhalb des Oberamtshauses. Dort stand früher eine Ziegelhütte, die allerdings 1589 abgebrannt war. Nachdem eine neue Ziegelhütte außerhalb der Stadt in Richtung Schallfeld errichtet war, entstand auf dem frei geräumten Brandplatz im Bräugäßchen das neue Brauhaus für rund 400 Gulden. Lange stand diese moderne Brauerei aber nicht. Schon 1657, am 15. November um 21 Uhr, ging das Brauhaus in Flammen auf, einzig der Braukessel bleibt unversehrt. Das wiederaufgebaute Gebäude, an dem heute noch das Wappen Echters prangt, ist inzwischen in Privatbesitz.
Pfarrhaus
1604 lässt Julius Echter in der heutigen Kirchgasse ein neues Pfarrhaus bauen. 550 Gulden kostet der repräsentative Bau mit seinen Volutengiebeln. Anno 1810 kauft die Pfarrei die Brauerei-Gaststätte „Goldene Krone“ in der Salzstraße und baut sie zum neuen, heutigen Pfarrhaus um. Der Echter'sche Pfarrhof geht in private Hände über und wird 1908 von der Landwirtsfamilie Hillenbrand durch einen Neubau ersetzt. Lediglich die alte Fußgängerpforte ist noch erhalten.
Schule
Bei Visitationen der Pfarrei wurde seit 1602 regelmäßig der schlechte Zustand der Schule an der Salzstraße moniert: „Die Schule ist notwendig zu decken.“ Zwischen 1607 und 1612 ließ Echter eine grundlegende Renovierung oder einen Neubau durchführen. 1816 wird diese Echter-Schule abgerissen. Es erfolgt ein Schulbau an gleicher Stelle, mit Steinen des eingelegten Tuch- und Wachhauses, das einst zwischen der Stadtpfarrkirche und dem heutigen Modehaus Iff stand.
Befestigung
Enorm viel Geld gab Julius Echter für die Verbesserung der Befestigungsanlagen in Gerolzhofen aus. In dem zeitgenössischen Verzeichnis seiner Tätigkeiten sind dafür 2600 Gulden angegeben. Neben der Restaurierung der drei Stadtmauerringe wurde besonderes Augenmerk auf den Ausbau der zwei großen Doppeltoranlagen am Spital- und am Centtor gelegt. Die großen Türme (vergleichbar mit den heute noch stehenden Türmen in Haßfurt) und die Toranlagen (wie in Rothenburg oder Prichsenstadt) fielen Ende des 19. Jahrhunderts der Spitzhacke zum Opfer. Nur einige aufwändig gestaltete Wappensteine von den Toren haben sich bis heute erhalten.
Schießhaus
Für 187 Gulden renoviert Echter im Jahr 1604 auch das so genannte Schießhaus. Es war ein Zweckbau, der außerhalb der äußeren Stadtmauer im Bereich des heutigen „Schießwasen“ stand. Dort fanden auf einem speziell präparierten Gelände die regelmäßigen Schießübungen der Schoßmeister und Schießgesellen mit Armbrust und Büchsen statt. 1721 kommt das Ende für das Schießhaus. Material des Gebäudes wird von der Stadt meistbietend verkauft. 1723 werden auch die Mauern eingelegt – sprich: Auch dieses Haus wird zum Steinbruch.
Stadtpfarrkirche
Im Jahr 1600 beginnt der Umbau der Stadtpfarrkirche. Man beginnt mit einer Innenrenovierung, die 400 Gulden kostet. Die Wände sind weiß-beige gehalten, die Säulen und die sichtbaren Sandsteinquader an den Ecken sind eisenoxid-rot mit schwarzen Begleitstrichen. In der Folge geht es an die Außenrenovierung. Und das wird teuer. 1605 wird der nördliche Turm um ein Stockwerk erhöht und bekommt eine neue Spitze, was den Bischof 250 Gulden kostet, die Stadt aber weitere 700 Gulden. 1607 wird ein neues Dach auf Langhaus und Chor gebaut. Die Aktion von Zimmermann und Schieferdecker kostet den immensen Betrag von 1400 Gulden.
Dabei wird das Kirchendach erheblich steiler, damit ein höherer First erreicht wird. 1608 wird schließlich auch noch der südliche Turm ausgebessert, ebenfalls um ein Stockwerk erhöht und mit einer neuen, hoch aufragenden Helmstange versehen.
Neue Orgel
Anno 1587 wird eine neue Orgel für die Stadtpfarrkirche geliefert. Es wird von Gesamtkosten von insgesamt 1100 Gulden berichtet, ein riesiger Betrag. Zu erklären ist er damit, dass vor dem Eintreffen der Orgel erst eine neue doppelstöckige Empore in die Kirche eingebaut wurde.
Eulenturm
Schon 1476 wird der Turm als „Feulturm“ erwähnt. 1601 wird unter Echter das Dach erneuert, was 250 Gulden kostet.
Vogtei und Schüttboden
Im Jahr 1602 sind die Bauarbeiten für die neue Vogtei an der heutigen Bürgermeister-Weigand-Straße beendet. Die Kosten werden mit 6627,5 Gulden angegeben. Die gleichzeitige Renovierung des riesigen Schüttbodens („Zenthof“) verschlingt 1000 Gulden. 1955 wurde dieser Speicher abgebrochen.
Spital
1585 beginnen die Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen am Spital „Hospitale beatae Mariae virginis“. Die Kosten sind nicht überliefert. Ab 1600 wird die Spitalkirche für rund 300 Gulden grundlegend saniert.
„Kloster“/Echterhof
Im Bauernkrieg geht 1525 das Beginen-Kloster in Flammen auf. 1530 taucht die Familie Echter erstmals in Gerolzhofen auf, kauft den Bereich des zerstörten Klosters und errichtet den Echterhof. 1602 verkaufen die Brüder Hans Philipp, Ludwig Veit und Karl Fuchs von Bimbach ihren benachbarten Adelssitz an die Familie Echter, die 1609 daraufhin den Echterhof (heute Anwesen Michael Mößlein) deutlich vergrößern kann.
Oberamtshaus
1580 schenkt Julius Echter in Absprache mit seinem Bruder Valentin einen Teil des Echterhofs dem Hochstift. Auf dem so erweiterten Grund baut er dann 1580 das neue Oberamtshaus, das heutige VG-Gebäude.
Privates Wohnhaus
In bester Lage am Marktplatz (heute Hausnummer 11) errichtet Junker Valentin Echter um 1600 ein stolzes Wohngebäude. Es sind die gleichen Baumeister am Werk wie an der Vogtei.