Der Weg für die Fusion der Sparkassen Ostunterfranken und Schweinfurt zur Sparkasse Schweinfurt-Haßberge ist endgültig frei: Braut, Bräutigam und die beteiligten Gremien haben am 8. Dezember den Vereinigungsvertrag unterzeichnet – und die Regierung von Unterfranken hat ihre Zustimmung am 11. Dezember erteilt, gaben die Verantwortlichen im Rahmen einer Pressekonferenz in der Sparkassengalerie in Haßfurt bekannt.
Durch die Bündelung der Kräfte beider Häuser mit über 800 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von vier Milliarden Euro entstehe „eine leistungsstarke Sparkasse zum Vorteil der Menschen und Unternehmen der gesamten Region“, war dabei die Kernaussage der Vertreter aus Politik und Sparkasse. Die Fusion tritt am 1. Januar 2018 in Kraft.
Landrat Wilhelm Schneider, der Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse Ostunterfranken ist, erklärte, Kritiker hätten sich am enormen Tempo gestört, mit dem die Beteiligten die Fusion durchgepeitscht hätten – mit ihren Plänen waren die beiden Kreditinstitute im Juli an die Öffentlichkeit gegangen.
Der richtige Weg
In Wirklichkeit zeige die Geschwindigkeit die gute Zusammenarbeit der beiden Häuser und die gemeinsame Überzeugung, dass die Vereinigung der richtige Weg in die Zukunft sei.
Dass dies auch der kleinste Eigentümer der künftigen Sparkasse Schweinfurt-Haßberge so sieht, stellte Königsbergs Bürgermeister Claus Bittenbrünn heraus. „Wir sind von der Fusion überzeugt“, sagte er, sprach vom Mut zur Veränderung und davon, dass es einer der großen positiven Effekte sei, das Filialnetz erhalten zu können. „Wir sehen ja gerade am Beispiel unserer Raiffeisen- und Volksbank in Königsberg, wie schwierig das ist“, meinte das Stadtoberhaupt.
Königsberg wird 5,58 Prozent an der vereinigten Sparkasse halten. Größter Eigentümer ist der Landkreis Schweinfurt (40,52 Prozent), es folgen der Landkreis Haßberge (27,22 Prozent) und die Stadt Schweinfurt (26,68 Prozent). Sitz des Unternehmens ist Schweinfurt.
Dass die Fusion so rasch über die Bühne geht, liegt auch daran, dass es in der Region so gut wie keinen Widerstand dagegen gibt. Die politischen Akteure, die beteiligten Bürgermeister und Landräte, waren dafür; die zuständigen Stadtrats- und Kreistagsgremium haben diesen Schritt nahezu ohne Gegenstimmen als logisch und notwendig erachtet.
Trotz aller Bemühungen und unzähliger Aktivitäten ist es dem bundesweit als Sparkassenfusionskritiker auftretendem Landsberger Betriebswirt Rainer Gottwald nicht gelungen, Mitstreiter in der Region zu finden. Die betroffenen Kommunen, die Bürger und die Unternehmen im östlichen Unterfranken stehen offenbar fest hinter der Sparkassenehe.
Bei der Pressekonferenz wurden nun auch Personalien genannt: Es ist der bisherige Schweinfurter Vorstandsvorsitzende Johannes Rieger, der zunächst die Geschicke des neuen Kreditinstituts lenkt; Rieger geht Ende Juli 2018 in den Ruhestand. Sein Stellvertreter bis dahin ist der bisherige Haßfurter Chef Peter Schleich.
Dazu, ob Schleich im Sommer den Posten des Vorstandsvorsitzenden übernimmt, war nichts zu erfahren. Seine Chancen scheinen gut zu stehen, doch jetzt sei nicht die Zeit, dererlei Debatten zu führen, machte Landrat Schneider klar.
Fünfköpfiger Vorstand
Johannes Rieger rechtfertigte die Entscheidung des fünfköpfigen Vorstandes, den Kritiker für aufgebläht halten. „Unser Erfolg liegt nicht an der Größe, sondern an der festen Verankerung in der Bevölkerung“, unterstrich der Banker, der sich seine Vorstandsmitglieder als Führungsetage zum Anfassen vorstellt. Die Vorstände sollen nicht nur im Büro sitzen, sondern raus zu den Menschen gehen. Zur höchsten Leitungsebene gehören neben Rieger und Schleich Andreas Linder, bisheriger zweiter Mann in Haßfurt, sowie von Schweinfurter Seite Roberto Nernosi und Daniel Gastl, wobei letzterer offenbar Abwanderungstendenzen zeigt.
Die Gemeinden im Geschäftsbereich der vereinigten Bankhäuser werden das Sparkassenwesen künftig über den Zweckverband Sparkasse Schweinfurt-Haßberge fördern. Den Vorsitz dieses Organs übernehmen im jährlichen Wechsel Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Wilhelm Schneider und sein Schweinfurter Landratskollege Florian Töpper, den Beginn macht Remelé. Gleiches gilt für das oberste Entscheidungsgremium Verwaltungsrat, der sich aus Abgesandten der Stadt- und Kreisräte der Eigentümerkommunen sowie fünf Wirtschaftsvertretern zusammensetzt, die die Regierung von Unterfranken bestellt. Insgesamt sind es 15 Mitglieder.
Zur Ausrichtung der Fusionssparkasse, die von der Bilanzsumme heran Position 14 unter den 65 bayerischen Sparkassen stehen wird, erklärte Johannes Rieger: „Die Grundsätze der Geschäftspolitik können mit Gemeinwohlorientierung, flächendeckender Versorgung der gesamten Bevölkerung, Finanzierung der heimischen Wirtschaft, Förderung der gesamten Region und einer nicht ausschließlich an Renditezielen orientierten Geschäftspolitik zusammengefasst werden.“