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Schweinfurt
Die Schwangerenberatung des SkF hilft seit 40 Jahren
Oft ist der Sozialdienst katholischer Frauen der rettende Strohhalm für werdende Mütter.
Mit einer Fotoausstellung feierte der SkF vor zehn Jahren das 30-jährige Bestehen seiner Schwangerenberatungsstelle.
Foto: Ursula Lux | Mit einer Fotoausstellung feierte der SkF vor zehn Jahren das 30-jährige Bestehen seiner Schwangerenberatungsstelle.
Ursula Lux
Ursula Lux
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:03 Uhr

Die junge Frau war verzweifelt. Sie war schwanger, ihr Freund hatte sich aus dem Staub gemacht und ihr Arbeitsvertrag lief aus, bevor der Mutterschutz begann. Das ist inzwischen sechs Jahre her. Geholfen hat ihr damals die Schwangerenberatung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF).

"Ganz gemütlich und entspannt war das, die haben sich Zeit genommen und sie haben mir gezeigt, was ich wo beantragen muss, damit ich nicht vor dem Nichts stehe", erzählt sie. Die Beraterin habe mit ihr die Anträge ausgefüllt und sogar eine Erstausstattung fürs Baby sei ihr angeboten worden, erinnert sie sich. "Die haben mir einfach Sicherheit gegeben", sagt die junge Mutter heute.

Früher durften auch Beratungsscheine ausgestellt werden

Diese Sicherheit gibt es bei der Schwangerenberatung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) seit 40 Jahren. Zwei Beraterinnen arbeiten dort, Leiterin Karin Seufert ist eine Frau der ersten Stunde und seit 1981 als erste hauptamtliche Kraft dabei. "Damals waren wir noch eine staatlich anerkannte Beratungsstelle und konnten Beratungsscheine ausstellen", erzählt sie. Papst Johannes Paul II. hat dann im November 1999 verfügt, dass in den katholischen Schwangerenberatungen keine Beratungsscheine mehr ausgestellt werden dürfen, weil diese die Voraussetzung für eine straffreie Abtreibung sind.

Sie nehmen sich Zeit, die beiden Ansprechpartnerinnen der Schwangerenberatung Schweinfurt Ute Keller-Scheder(links) und Karin Seufert.
Foto: Ursula Lux | Sie nehmen sich Zeit, die beiden Ansprechpartnerinnen der Schwangerenberatung Schweinfurt Ute Keller-Scheder(links) und Karin Seufert.

Während Seufert und ihre Kollegin Ute Keller-Scheder das bedauern, hat die Vorsitzende des SkF Elisabeth Maskos auch Verständnis. Die Kirche wollte halt nicht mit Abtreibung in Verbindung gebracht werden, meint sie. "Damals haben wir gedacht, jetzt kommt kein Mensch mehr", erinnert sich Scheder, aber dem war nicht so. Nach wie vor führen die beiden jährlich rund 450 Beratungen durch.

In 40 Jahren habe sich auch einiges geändert, stellen sie fest. Jede Schwangerschaft ob gewollt oder ungewollt, ist eine einschneidende Veränderung, damals wie heute. War es vor 40 Jahren noch eine "Schande", ein uneheliches Kind zu bekommen, ist es heute fast schon normal. Dennoch habe das soziale Netz der Familie damals die Frauen noch mehr abgefangen. Diese familiäre Stütze fällt heute weg, Familien sind auseinander gerissen, die Großeltern oft selbst noch berufstätig.

Häufig ist es auch so, dass der Mann alleine seine Familie nicht mehr ernähren kann, weiß Keller-Scheder, dann geht es erst einmal um die Existenzsicherung. Neu dazu gekommen sei die Pränataldiagnostik, die Eltern sehr verunsichere. Was tun, wenn das Kind behindert ist? Was in den letzten beiden Jahren ebenfalls eklatant wurde, ist die Wohnungsnot. Mit Kind brauche man oft eine größere Wohnung, die aber stünden bezahlbar kaum zur Verfügung.

Ein breites Aufgabenfeld und Hilfe beim Ämtergang

Das Angebot der Beraterinnen ist vielfältig. Sie informieren bei juristischen und finanziellen Fragen. "Nicht jede finanzielle Hilfe passt zu jeder Frau", sagt Scheder. Sie vermitteln bei Konflikten und ermöglichen vertrauliche oder anonyme Geburten. Sie begleiten Familien bis das Kind drei Jahre alt ist oder gehen mit den Frauen auf die Ämter. Sie gehen in die Schulen und arbeiten präventiv. Auch bei Verlust eines Kindes durch Fehl- oder Totgeburt bieten die Beraterinnen Unterstützung an. Wichtig ist beiden, sich Zeit zu nehmen. Auch wenn nur ein Formular ausgefüllt werden müsse, komme man so gut ins Gespräch und könne so manches abfangen.

Keine Frau treibe ein Kind leichtfertig ab – in all den Jahren habe sie das erst zweimal erlebt, so Keller-Scheder. Wurden in Deutschland 1997 noch 130 000 Kinder abgetrieben, so waren es 20 Jahre später noch 100 000. Die Zahlen sind also rückläufig. Trotzdem glauben die Beraterinnen nicht, dass ihr Dienst in den nächsten Jahrzehnten überflüssig wird. Der Druck auf die Mütter, gesunde Kinder zur Welt zu bringen, sei durch die Pränataldiagnostik gestiegen. Auch der Druck eine perfekte Mutter, Ehefrau und möglichst auch noch im Beruf erfolgreich zu sein, steige. Das soziale Netz der Familie bekomme immer größere Löcher und die vielen gesetzlichen Leistungen griffen nicht so, wie es propagiert würde, stellen sie fest.

Einen Weg aus dem Dilemma sehen sie unter anderem in fairen Löhnen für Frauen und Arbeitgebern, die die ganze Familie im Blick hätten. Arbeitslos wird die Schwangerenberatung in den nächsten 40 Jahren wohl nicht, und ihr Klientel werden die Beraterinnen wie bisher vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda bekommen.

 
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