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SCHWEINFURT
Die schonende Operationsmethode
Bearbeitet von Manfred Herker
 |  aktualisiert: 19.10.2020 11:03 Uhr

Als eine besondere Erfolgsgeschichte für die Patienten und Mediziner bezeichnete Prof. Dr. Detlef Meyer, Chefarzt der Chirurgischen Klinik I im Leopoldina, die Entwicklung der minimal-invasiven Chirurgie. Er sprach bei einem Leo-Arzt-Patienten-Seminar über das Thema „Chirurgie der kleinen Schnitte – Darmoperationen in Schlüssellochtechnik“.

Die Vorteile einer minimal-invasiven Operation überwiegen im Vergleich zu einer offenen Operation mit einem großen Bauchschnitt: Nur fünf bis zehn Millimeter kleine Schnitte, eventuell bessere Übersicht, weniger Verwachsungen, weniger Narbenbrüche, weniger Schmerzmittel, kürzere Erholungszeit. Als Nachteile nennt Meyer: Eingeschränkte operative Möglichkeiten (Blutungen schwerer zu beheben), längere Operations- und Narkosezeit, teureres Verfahren (Einmalmaterial, Zeitaufwand).

Nur ein kleiner Hautschnitt

Die minimal-invasive Chirurgie unterscheidet sich durch ihren endoskopischen Zugang und den Einsatz spezieller Instrumente: Durch einen kleinen Hautschnitt wird ein Spezialendoskop (Laparaskop) in den Bauchraum eingeführt. Es enthält eine Videokamera und eine Lichtquelle, mit welcher der Bauchraum und die Bauchorgane betrachtet werden können. Dazu wird die Bauchhöhle mit Kohlendioxyd-Gas aufgebläht. Für die Einführung der Instrumente werden weitere minimale Schnitte gesetzt. Alle weiteren Schritte werden am Bildschirm kontrolliert. Abgetrennte Organ- oder Gewebeteile werden über Arbeitskanäle aus der Bauchhöhle entfernt. „Es ist eben nur ein anderer Zugang zum Körper, ansonsten mache ich haargenau dasselbe“, betont Meyer.

Während anfänglich nur Eingriffe am Blinddarm und an der nicht-entzündeten Gallenblase durchgeführt wurden, sind diese heute auch in Fällen der hoch entzündeten Gallenblase zur Routine geworden, erklärt der Chefarzt. Zwei Drittel aller Leistenbrüche werden ebenfalls minimal-invasiv operiert. Eine Darmresektion (Entfernung eines Darmabschnittes, etwa bei Darmkrebs) wird im Leo routinemäßig in dieser Operationstechnik begonnen. Manchmal müsse man während einer minimal-invasiven Operation auf die „offene“ Methode wechseln, erläutert Meyer dazu. Etwa bei extremen Verwachsungen im Bauchraum aufgrund mehrerer Voroperationen, die man vor der Operation nicht immer abschätzen könne. „Deshalb sollen unsere Ärzte auch weiterhin beide Techniken kennen und beherrschen“. Der Patient wird vor einem minimal-invasivem Eingriff immer über beide Verfahren aufgeklärt. Nur so könne für ihn ein sicheres Vorgehen garantiert werden, sagt Meyer.

Studien belegen den Erfolg

Bis vor einiger Zeit hatten viele Mediziner noch Bedenken, onkologische Erkrankungen wie Darmkrebs minimal-invasiv zu operieren. Sie befürchteten eine schlechtere Sicht und glaubten, dass man den Krebs nicht so gründlich entfernen könne wie bei dem klassischen Verfahren. Meyer: „Im Lauf der Jahre war dieses Argument nicht mehr zu halten. Mehrere Studien belegten die gleiche Erfolgsrate wie bei der offenen Operation. Eben weil sich nur der Zugangsweg geändert hat, nicht aber die Operationsschritte, muss heute eine Krebsoperation nicht mehr zwingend mit großem Bauchschnitt erfolgen“. Außer den bereits erwähnten Fällen wird im Leo die Laparaskop-Technik auch bei Zwerchfellbrüchen, in der Refluxchirurgie (defekter Verschluss zwischen Speiseröhre und Magen), aber auch beim Anlegen eines künstlichen Darmausgangs eingesetzt.

Mit einer neu entwickelten Ultraschallsonde kann inzwischen auch eine Ultraschalluntersuchung während der Operation über einen laparoskopischen Zugang durchgeführt werden. Routinemäßig erfolgt eine Ultraschalluntersuchung bei operativen Eingriffen an der Leber, um das Ausmaß der Resektion exakt festlegen zu können. An der Bauchspeicheldrüse können kleinere Tumore nicht immer während der Operation getastet werden. Sie werden ebenfalls mit Hilfe des Ultraschalls genau lokalisiert und können so Organ sparend operiert werden. Neben dieser Ultraschallsonde wurden aber auch spezielle Instrumente zur Blutstillung weiter entwickelt, um sie an gut durchbluteten Organen wie der Leber und der Bauchspeicheldrüse anwenden zu können. Somit wird sich in naher Zukunft der laparoskopische Zugang bei etwa der Hälfte der Operationen an diesen beiden Organen durchsetzen, erklärt Meyer.

Entwarnung bei Divertikeln

Bei der abschließenden Fragerunde ging es auch um die Zivilisationskrankheit Divertikulose und ihre Gefährlichkeit. Hier kann der Chirurg beruhigen: Bösartig entarten können diese Ausstülpungen der Darmwand nicht. Divertikel finden sich am häufigsten im Dickdarm in der so genannten Sigma-Kurve, wo der Stuhl bereits sehr hart ist. Wenn sich die Kot gefüllten Ausstülpungen entzünden (Divertikulitis), entstehen starke Schmerz-Schübe im Unterbauch, Antibiotika sind sinnvoll. Wenn Divertikel jedoch zu Problemen werden (bluten, platzen, oder häufige Schübe), sollte eine operative Entfernung in Erwägung gezogen werden. Zur Vorbeugung rät Meyer zu einer ballaststoffreichen Ernährung, viel zu trinken und zu regelmäßigem Stuhlgang.

 
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