Nach den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der Schweinfurter Loge "Brudertreue am Main", gab es für Interessierte erneut die Möglichkeit, Einblicke in die Arbeit der Freimaurer zu erhalten. Thomas Forwe war als Referent für einen Vortrag mit dem Thema "Vernetzte Intelligenz – Freimaurerei in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts" geladen worden. Das Georg Schäfer Museum bildetet den passenden Rahmen, der Vortragssaal im Erdgeschoss des Museums war gut gefüllt.
Thomas Forwe, von Beruf Associate Partner einer großen mittelständischen Unternehmensberatung, ist seit 2016 Leiter der Forschungsloge "Quatuor Coronati". Diese wurde im Jahr 1951 mit Sitz in Bayreuth gegründet und vereint mittlerweile ungefähr 1600 Brüder. Ihre Aufgabe ist neben Grundlagen- auch angewandte Forschung, die der freimaurerischen Praxis dienen soll. Ebenfalls ist Forwe unter dem Dach der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (kurz A.F.u.A.M.v.D.) für die Aus- und Weiterbildung der Freimaurer zuständig.
Der Stuhlmeister der Schweinfurter Loge, Stefan Muffert, freute sich in seiner Begrüßung über das Interesse der Bevölkerung an der Freimaurerei. Nach den Berichten aus der lokalen Presse über das 150-jährige Bestehen im vergangenen Jahr, habe er sehr viele positive Reaktionen bekommen.
Forwe eröffnete seinen Vortrag mit dem Satz "geht zurück in die Welt und bewährt euch als Freimaurer." Dieser wird immer gesprochen, wenn die Brüder die Loge verlassen. Dieser Satz begleitete das Plenum den kompletten Vortrag hindurch.
Zunächst ging es um die Klärung des Begriffes "Welt" anschließend um das Verhältnis der Freimaurer zu dieser. Forwe näherte sich dem über sieben Thesen zur Gesellschaft, die er anschließend in Bezug zur Loge setzte. In dieser löse man sich von den Zwängen der Gesellschaft und des heute allgegenwärtigen Zeitdrucks und schaffe einen Ort der Entschleunigung. In der Tempelarbeit schließlich baue man weiter am "Tempel der Humanität", indem man verschiedene Szenarien durchspiele, durch die man versuche, an sich selbst zu arbeiten.
Es würden keine ewigen Wahrheiten an dieser Stelle verkündet, daran glaube man in der Freimaurerei nicht, skizzierte Forwe. Man versuche als Teil des Beobachteten, also der Gesellschaft, auch durch Selbstbeobachtung, eine "Einübungsethik" zu schaffen. Hierdurch würden die Brüder einen dauerhaften Habitus gewinnen, dessen Zweck es sei, einen positiven Einfluss auf die Welt auszuüben. Was sich bewährt, solle beibehalten werden, was nicht, würde wieder verworfen. Dabei müsse man sich stets an die Veränderungen in Zeit und Gesellschaft anpassen, was den Prozess wichtiger mache als eine endgültige Lösung, die es faktisch nicht geben könne.
Nachdem Forwe mit seinen Ausführungen geendet hatte, stand er noch für Fragen zur Verfügung. Im Interesse stand an dieser Stelle die Rolle der Frau in der Organisation. Forwe betonte die große Bedeutung und seine große Wertschätzung für die weiblichen Freimaurer. Ebenfalls seien in Deutschland mittlerweile viele Frauen in eigenen Logen als vollwertige Mitglieder aktiv. Zwar sei eine gemeinsame Tempelarbeit verboten, dennoch sei der Austausch in anderem Rahmen äußerst wichtig.