Weniger Chemie als bisher soll im Grettstadter Gemeindewald eingesetzt werden, wenn es um die Bekämpfung der Schwammspinner-Raupen geht. "Von 220 Hektar bleiben noch 70 Hektar", teilte Bürgermeister Ewald Vögler dem Gemeinderat mit. Im Waldgebiet Schnepperle bei Untereuerheim etwa soll nur noch auf einem Viertel der Flächen Chemie gesprüht werden.
Der Hubschrauber, der den Häutungsbeschleuniger "Mimic" versprüht, wird vor allem südlich der Straße Dürrfeld-Grettstadt über den Wipfeln kreisen. "Mimic" sei bislang vor allem im Obst- und Weinbau eingesetzt worden. Für die Gemeinde ist der Einsatz im vielerorts hitzegeschädigten Forst kostenneutral. Kontrollflächen, bei denen besprühte und unbesprühte Areale nebeneinander liegen, um die Konsequenzen zu vergleichen, bleiben erhalten.
Bürgermeister besorgt über Reduzierung der Sprühflächen
Der Bürgermeister sieht die Verminderung der Sprühflächen "als bedenklich", andere Gemeinderäte zeigten sich erfreut über die Reduzierung durch das Amt für Landwirtschaft und Forsten. Man solle nicht alles "tot spritzen", fand Heinrich Lindner. Der drohende Kahlfrass sei vielerorts enorm, meinte der besorgte Bürgermeister: "Wir gehen im Juni oder Juli in den Wald und schauen uns die Stellen an."
Zuvor hatte Karlheinz Paulus, Vorsitzender der Energieagentur Unterfranken, das Ergebnis eines "EnergieCoachings" vorgestellt. Mit staatlicher Förderung wertet der Verein Daten rund um die Erzeugung alternativer Energien aus, analysiert Potentiale und schlägt Wege zur Verbesserung der Ist-Situation vor. Es geht nicht zuletzt um die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Folgen der Klimawandels.
"Unterfranken ist ein Hotspot" sagte Paulus und zitierte damit die Expertenmeinung des Würzburger Experten Prof. Dr. Heiko Paeth. Ein Anstieg der globalen Temperaturen um zwei Grad würde in Unterfranken bereits ein Plus von drei bis vier Grad bedeuten: "In der Rhön können wir dann auch Silvaner pflanzen." Hitzejahre wie 2018 würden dann eher die Regel als die Ausnahme sein, mit entsprechenden Folgen.
Energiecoaching nahm Schule, Rathaus und Kindergarten unter die Lupe
Von den 8,9 Millionen Euro, die in der Gemeinde jährlich für Energieverbrauch ausgegeben werden, entfallen 3,1 Millionen Euro auf Stromkosten, 1,3 Millionen Euro auf Wärmeerzeugung, immerhin 4,5 Millionen Euro auf Treibstoff-Verbrauch. Als öffentliche Gebäude wurden Schule, Rathaus und der Kindergarten in Obereuerheim unter die Lupe genommen.
Im Schulgebäude steht vor allem die Dachdämmung zur Disposition, auch manche Decke des Altbaus ist wenig energieeffizient. Auch im Rathaus geht es ums Dach und die Fenster, der Altbau hat eine besonders schlechte Energiebilanz. Im Kindergarten würde sich unter anderem ein Austausch der Heizungsanlage anbieten. Die Energieagentur schlug nun einen Schüler-Workshop vor, um die Generation, die konkret vom Klimawandel betroffen sein wird, mit einzubeziehen.
Photovoltaik (mit 155 Anlagen) und Biomasse-Nutzung ist in der Gemeinde mit jeweils 2,2 Millionen Kilowattstunden Einspeisung vertreten, wäre aber noch auf zwölf beziehungsweise 14 Millionen kW/h ausbaufähig. Wasserkraft spielt nur eine untergeordnete Rolle. In der Gemeinde nicht vorhanden sind Windkraftanlagen, wo die Fachleute ein (theoretisches) Einspeise-Potential von 7,2 Millionen Kilowattstunden sehen.