Kein anderes Bundesland hat eine vergleichbare und vor allem keine günstigere Luftüberwachung als Bayern, wo ehrenamtliche Piloten mit Luftbeobachtern unterwegs sind, wenn Waldbrandgefahr herrscht, Flüsse oder Seen verschmutzt sind, Hochwasser Felder und Ortschaften überschwemmt, der Borkenkäfer die Nadelbäume schädigt, Stürme die Wälder heimgesucht haben, Personen oder Fluchtfahrzeuge gesucht werden. Die Luftrettungsstaffel Bayern fliegt seit 50 Jahren aber nicht nur bei Katastrophen aller Art, sondern sorgt auch bei Staus auf den Straßen oder bei der Suche der Archäologen nach ehemaligen Siedlungen für den Überblick.
300 Einsatzpiloten
Landesweit gehören zur Luftrettungsstaffel über 300 ehrenamtliche Einsatzpiloten aus 32 Luftsportvereinen. Diese garantieren, dass im Falle eines Falles in höchstens 30 Minuten 30 Flieger in der Luft sind. Und für Unterfranken gilt zusätzlich, dass von den vier Stützpunkten in Mainbullau, Hettstadt, Haßfurt und Schweinfurt jedes Eck im Regierungsbezirk nach 20 Minuten ab Start erreicht ist.
Bei den Einsätzen ist die Aufgabe der Piloten mit der von Taxifahrern zu vergleichen. Die erfahrenen Flieger sorgen dafür, dass die Luftbeobachter ins richtige Zielgebiet kommen. Die Luftbeobachter kommen zumeist aus den Landratsämtern, von der Feuerwehr oder aus den Forstbetrieben. Die meisten Einsätze haben sie und die Piloten bei Waldbrandgefahr.
Größte Gefahr am Wochenende
Weil an den Samstagen und Sonntagen durch den Menschen die Gefährdung des Waldes am höchsten ist, sind ab Warnstufe 4 von den Vereinen Flugzeuge und Piloten zu stellen. Vom Stützpunkt Schweinfurt aus wird dann immer am Samstag die gleiche Route abgeflogen, die in zwei Stunden über fast alle großen Waldstücke im Osten Unterfrankens führt. Jeder der vier Stützpunkte kommt an einem solchen Wochenende zu Einsatz – entweder auf der Ost- oder der Westroute, am Samstag oder am Sonntag. Verschärft sich die Lage, wird auch während der Woche geflogen. Selbstverständlich ist, dass bei Verdachtsmomenten die betreffende Stelle näher angeschaut wird.
Schweinfurt seit Herbst 2017 dabei
Der Aero Club Schweinfurt ist mit zehn Piloten und zwei Vereinsflugzeugen erst seit letzten September Stützpunkt und hat Bad Kissingen (Personalprobleme) abgelöst. Bislang hatte der Neuling noch keinen Einsatz, von denen die Regierung in Würzburg in regenreichen Jahren nur einige wenige anordnet. In extrem heißen Perioden wird dagegen täglich geflogen – normal in einer Höhe von 300 Metern, notfalls aber auch tiefer als die ansonsten von Sportflugzeuge nicht zu unterfliegenden 150 Meter.
Die Aufgaben
In dieser Woche kamen zum Flugplatz bei Schwebheim 22 der 55 unterfränkischen Luftbeobachter, um sich vor der Saison schulen zu lassen. Aus der Angabe von fünf Ortschaften mussten die Teilnehmer die Flugroute erstellen und die Flugzeit errechnen. Anschließend hatten sie sich um die Funkausrüstung zu kümmern, mit der im Falle eines Falles Kontakt zu Behörden und Organisationen gehalten wird. Per Funk müssen die Beobachter auch die Einsatzkräfte am Boden sicher führen können. Beim Job in der Luft braucht der Beobachter zusätzlich Kenntnisse in der Wetterkunde, in der Navigation und beim Erkennen von Geländepunkten.
Jedes Team bekam diesmal auch sechs Fotos mit auf den Flug. In den 40 Minuten in der Luft war zu zu melden, falls eines der Motive auftauchte (in einer Entfernung zur Flugroute von bis zu 3,5 Kilometer).
Entscheidung des Piloten
Die jährliche Schulung an einem der Stützpunkte baut auf einem einwöchigen Grundkurs für Luftbeobachter an der Feuerwehrschule in Würzburg auf. Als dritte Ausbildungsstufe gibt es nach mehrfacher Teilnahme an den Standortübungen noch einen einwöchigen Fortbildungskurs – erneut an der Feuerwehrschule in Würzburg.
Ob ein Flug stattfindet, oder ob dieser etwa wegen schlechten Wetters ausfällt, entscheidet übrigens nur einer, der Pilot. Und diese über 300 in Bayern haben sich auch verpflichtet, bei all ihren Flügen nach Gefahren Ausschau zu halten und als fliegende Augen des Gefahren- und Katastrophenschutzes unterwegs zu sein.