
Ein Naturschauspiel der besonderen Art gab es am Freitagabend kurz nach 21 Uhr: Im Bereich zwischen Gerolzhofen und dem Zabelstein bildete sich binnen kürzester Zeit ein schweres Gewitter. Es gab ein Blitzfeuerwerk in den Wolken, ununterbrochenes Donnergrollen und örtlich begrenzte, sintflutartige Regenfälle in einigen Ortschaften. Wenige Kilometer weiter fiel kein einziger Tropfen.
Bei sehr schwülen Temperaturen um die 30 Grad war östlich von Gerolzhofen bei nur schwachem Wind fast aus dem Nichts eine Gewitterzelle entstanden. Zwar hatte es den ganzen Tag über seitens der Wetterdienste schon entsprechende Vorwarnungen gegeben, doch überraschte es dann doch, wie schnell aus einer zunächst einzigen schwarzen Wolke stationär so ein schweres Unwetter entstehen konnte. Auf den gängigen Handy-Wetter-Apps war gut zu erkennen, wie im Regenradar östlich von Gerolzhofen plötzlich eine Unwetterzelle auftauchte, die wegen ihrer Intensität innerhalb weniger Minuten die höchste Warnstufe „violett“ erhielt. Wer auf seinem Handy Unwetterwarnungen als Push-Meldung abonniert hat, der erhielt fast pausenlos Warnmitteilungen.
Wie bei fast allen Unwetter dieses außergewöhnlichen Sommers (etwa wie in Schwebheim oder Unterspiesheim) zog auch das Gewitter am Freitagabend extrem langsam. Die Folge: massive Regenfälle binnen kürzester Zeit, die für Überschwemmungen sorgten.
Auftakt war in Traustadt
Um 21.20 Uhr ging der erste Alarm für die Feuerwehren Traustadt und Donnersdorf raus: überfluteter Keller in Traustadt. Im Minutentakt folgten weitere Alarme, die zugleich die Zugbahn der Gewitterzelle gut dokumentieren. Die Integrierte Leitstelle in Schweinfurt, die angesichts der Flut von eingehenden Notrufen und abzuarbeitenden Einsätzen intern ihr Personal hochfuhr, alarmierte die Feuerwehren aus Dürrfeld, Obereuerheim, Untereuerheim, Weyer, Gochsheim, Schonungen, Schwebheim und Marktsteinach. Insgesamt gab es 25 Einsätze im Landkreis Schweinfurt.
Gädheim schwer getroffen
Schluss- und zugleich Schwerpunkt der recht kurzen Reise der Gewitterzelle war dann gegen 21.45 Uhr das Maintal bei Gädheim (Lkr. Haßberge). Dort blieb das Unwetter quasi stehen und löste sich schließlich komplett auf. Die Folge: Wassermassen schossen durch Gädheim. Kniehoch bahnte sich die braune Brühe ihren Weg durch die Bachgasse hinunter zum Main, berichtet Bürgermeister Peter Kraus dieser Redaktion, der zusammen mit rund 60 Feuerwehrkollegen aus Gädheim-Ottendorf und benachbarter Wehren im Einsatz war.
Um 21.45 hatte es die erste Alarmierung gegeben, ein Keller war vollgelaufen. Dies war der Auftakt zu einem Szenario, wie es Gädheim seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat. „Pechschwarz war es von Untereuerheim her gekommen“, berichtete Florian Schuler. Und dann begann es wie aus Kübeln zu gießen. Wieviel vom Himmel kam, konnte in der Nacht noch niemand so genau sagen. Schuler mutmaßt, dass es stellenweise gar an die 100 Liter pro Quadratmeter gewesen sein könnten. Mehrere Gädheimer berichten, dass ihre Regenmesser übergelaufen sind.
Schlamm von den Äckern
Mit dabei bei den Regenmassen: Erde von frisch bearbeiteten Feldern oberhalb der Ortschaft, so Peter Kraus. Und jede Menge Treibgut, das dafür sorgte, dass der Einlauf in den verrohrten Bach blockiert war und sich die braune Brühe durch die Bachgasse in den Ort ergoss. Kniehoch raste die braune Flut nach 22 Uhr durch die Gemeinde zum Main hin. Überflutet wurde dabei auch die Unterführung an der Staatsstraße, der früheren B 26. Die Gewalt des Wasser wurde gleich mehrmals beschrieben: so führte die Sturzflut gar einen drei Meter langen Baumstamm mit, berichtet Kraus. Als er mit seinem Radlader fuhr, hatte er Mühe, nicht aus der Spur getragen zu werden, so Florian Schuler.
Zahlreiche Feuerwehren waren im Einsatz, die Aufräumarbeiten zogen sich durch die ganze Nacht. Die Höhe der entstandenen Schäden ist noch nicht ermittelt.