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SCHWEINFURT/BERLIN
„Die Räuber“ im Berlin des Jahres 2039
Urbane Albtraumlandschaft: Die Moor'sche Burg im Berlin des Jahres 2039.
Foto: gampl | Urbane Albtraumlandschaft: Die Moor'sche Burg im Berlin des Jahres 2039.
Von Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 24.08.2010 16:24 Uhr

Der Film, gedreht 2000, startete 2002 als „The Antman“ bei der Berlinale, hatte über 50 Festivaleinladungen weltweit und war nominiert für „Best European Fantastic Picture“ und „First Movie Award“ von Premiere. Denn verschwand er spurlos von der Bildfläche. Heute heißt er „Antrage“, und seit einigen Tagen ist endlich die DVD im Verkauf: Regisseur Christoph Gampl sind Erleichterung und Stolz anzumerken, dass die achtjährige Odyssee seines ersten Spielfilms zu Ende ist. Gampl, 1969 in Schweinfurt geboren, hat am Humboldt-Gymnasium Abitur gemacht und an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg studiert. Er lebt in Berlin und wurde 2000 mit dem Kulturförderpreis der Stadt Schweinfurt ausgezeichnet.

Beim Zusammenbruch der New Economy gingen alle an der Produktion von „The Antman“ beteiligten Firmen Pleite, die Rechte lagen auf Eis, bis sie Produzent Tom Zickler („Friendship“, „Keinohrhasen“) zurückgekauft hat. „Antrage“ ist ein mit viel Liebe zum Detail und zum Genre inszenierter B-Movie mit Götz Otto, Lars Rudolph, Yasmina Filali, Elisabeth Volkmann und Gojko Mitic. Innen- und Außenaufnahmen sind damals komplett in Babelsberg entstanden. Im Herbst wird der Film, der in einem kleinen mexikanischen Dorf spielt, erstmals in Mexiko im Kino laufen – womit ein Traum Gampls in Erfüllung geht.

Gampls aktuelles Projekt: Schillers Theaterstück „Die Räuber“ als Action-Drama, angesiedelt im Berlin des Jahres 2039. Seit eineinhalb Jahren entwickelt er den Stoff als Autor, Regisseur und Produzent mit seinem Berliner Partner Peter Kuhn. Unterstützt von Filmfördermaßnahmen, entstehen derzeit Trailer, virtuelle Kulissen und Drehbuch. Christoph Gampl strebt ein Budget von fünf Millionen Euro an und hofft, im Herbst 2011 mit den Dreharbeiten beginnen zu können. Noch steht die Finanzierung nicht, derzeit ist er auch in der Region unterwegs auf der Suche nach Kooperationspartnern. Was noch vor wenigen Jahren das Teuerste an einem Film war, wird nun allmählich zum Segen: die Computertechnik wird immer erschwinglicher, Spezialeffekte und Kulissen lassen sich immer günstiger digital herstellen, erzählt Gampl.

Seit über 40 Jahren gab es immer wieder Anläufe, den Schiller-Stoff zu verfilmen, aber bisher seien alle Versuche erfolglos geblieben. Als Vorbilder seiner Version nennt er „Romeo und Julia“ von Baz Luhrman (mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes) und „Sin City“ von Robert Rodriguez. Die ersten, am Computer entworfenen Clips zu „Die Räuber“ erinnern in der Tat an die urbanen Albtraum-Landschaften aus „Sin City“ – ein nächtlicher Stadtdschungel, in dem ein Menschenleben nicht allzu viel wert ist.

Die Moor'sche Burg im Jahr 2039 ist eine High-Tech-Festung, deren riesige gezackte Befestigungen sich öffnen und schließen lassen. Christoph Gampl will vor allem ein junges Publikum davon überzeugen, dass „Die Räuber“ rasante Action und große Gefühle bieten – Schillers Originaldialoge bleiben unangetastet, wenn auch verkürzt.

Schillers „Räuber“ im Berlin des Jahres 2039

Im krisengeschüttelten Deutschland des Jahres 2039 antwortet die Regierung auf die Radikalisierung der politischen Lager mit einem Überwachungsstaat Orwell'schen Ausmaßes. Maximilian von Moor (54), Polizeichef und Regierungsfunktionär, erlebt das zunehmende Chaos und die Spaltung der Gesellschaft bis in die eigene Familie.

Während sein Lieblingssohn Karl zu einer Ikone des Widerstands wird, ist seinem zweiten Sohn Franz jedes Mittel recht, selbst die Macht an sich zu reißen. Karl, angefeuert durch fingierte Nachrichten seines Vaters, führt ein immer kompromissloseres Regiment im terroristischen Untergrund. Seine Verlobte, Amalia, hält trotz aller Propaganda gegen die Aufständischen zu ihrem Karl und widersetzt sich stolz den eitlen Annäherungsversuchen von Franz. Die bürgerkriegsähnlichen Zustände geraten mehr und mehr außer Kontrolle, als der alternde Polizeichef unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt.

Mit der Inthronisierung des Hardliners Franz rüsten die Regierungskräfte weiter auf, und der Konflikt droht zu eskalieren. Als Karl schließlich erfährt, dass sein Vater gar nicht tot ist, sondern von seinem Bruder gefangen gehalten wird, gibt er den Befehl, die Stadt zu stürmen, um an Franz Rache zu nehmen. Es kommt zu einem erbitterten Kampf ohne Gewinner. . .

 
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