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GEROLZHOFEN
Die Online-Filiale hat die meiste Kundschaft
Digitale Banken: Geldgeschäfte lassen sich vielfach über mobile Endgeräte abwickeln. Der Besuch in einer Geschäftsstelle wird überflüssig.
Foto: Sparkasse | Digitale Banken: Geldgeschäfte lassen sich vielfach über mobile Endgeräte abwickeln. Der Besuch in einer Geschäftsstelle wird überflüssig.
Norbert Finster
Norbert Finster
 |  aktualisiert: 06.07.2015 15:32 Uhr

Bildschirmtext (BTX) – das war das Zauberwort Mitte der 80er Jahre. „Das war eine aufregende Neuerung und Geduldsprobe gleichermaßen“, sagt Roberto Nernosi, Vorstandsmitglied der Sparkasse Schweinfurt. Mit BTX fing für ihn die Digitalisierung der Bankenwelt an. Kontostand abfragen und Überweisungen tätigen wurden begleitet durch das typische Einwahlgeräusch eines Modems und eine für heutige Verhältnisse unerträglich lange Wartezeit, bis die Transaktion ausgeführt war.

Dann kamen Sicherungsverfahren wie PIN und TAN dazu, bevor der digitale Boom in den Banken in den vergangenen zehn Jahren voll einsetzte, sagt Klaus Henneberger, Direktor der VR-Bank Gerolzhofen.

In der Bewertung der rasanten Entwicklung auf dem elektronischen Feld sind sich die Bankvertreter relativ einig. „Wir haben es dem Kunden überlassen, wie er mit uns in Kontakt tritt“, erklärt Klaus Henneberger. Kundenerwartungen waren auch bei der Sparkasse das, woran sich die Bank beim Ausbau ihrer digitalen Infrastruktur orientiert hat.

4000 Zugriffe am Tag

Die weiteren Stufen der Digitalisierung: Mitte der 90er Jahre erschien die erste Internetseite der Sparkasse. Ende der 90er bekam das Internet für den Zahlungsverkehr und die E-Mail-Kommunikation immer mehr an Bedeutung. In der jüngeren Vergangenheit rückt die mobile Kommunikation mit Smartphones in den Mittelpunkt, erklärt Roberto Nernosi. Klaus Henneberger: „Jeder kann seine Bankgeschäfte mit sich herumtragen.“

Beide Banken haben noch ein eng gestricktes Filialnetz auch auf dem flachen Land, wo andere sich mit anlogen Filialen schon längst in größere Städte zurückgezogen haben. Der Besuch einer Filiale ist oft nicht mehr nötig. Dafür werben beide Häuser sogar. „Jeder Neukunde kann sich für das Online-Banking per Videolegitimation registrieren und freischalten lassen, ohne eine unserer zahlreichen Filialen besuchen zu müssen“, sagt Roberto Nernosi.

Und Henneberger: „Unsere Online-Filiale ist mit Abstand die größte mit 4000 Zugriffen am Tag. So viele Menschen kommen in alle unsere anderen Filialen zusammen nicht.“ Selbst von der Online-Beratung machen 1000 Kunden am Tag Gebrauch, so viele wie in keiner Zweigstelle.

Trotz aller technischen Möglichkeiten wird für beide Häuser auch in Zukunft die persönliche Kundennähe eminent wichtig bleiben. Anlagen, Baufinanzierung oder Altersvorsorge seien eben immer noch erklärungsbedürftig, heißt es bei der Sparkasse.

Heute und morgen wird es keine Schließung von Filialen geben, sagt auch die VR-Bank Gerolzhofen. Doch für die fernere Zukunft, etwa in zehn Jahren, werden alle Banken mit Privatkundengeschäft ihre Filialdichte dann schon überdenken müssen, sagt Klaus Henneberger erstmals öffentlich. Schuld an möglichen Filialschließungen ist für ihn aber nicht alleine die Digitalisierung, sondern auch die andauernde Niedrigzinsphase, die die Gewinne der Kreditinstitute schrumpfen lässt.

Öffnungszeiten überdenken

Eine über die VR-Bank hinausgehende, neutrale Untersuchung habe ergeben, dass etwa ein Drittel aller Bankkunden nur noch einmal im Jahr persönlich in die Bank kommt. Deshalb müssten auch die Öffnungszeiten überdacht werden. Dass diese Entwicklung auch mit Personalreduzierung einhergehen kann, will Henneberger gar nicht leugnen.

Doch noch ist es nicht so weit. In der VR-Bank kommen schon noch Anrufe wie „Ist meine Rente schon da?“ Und viele Überweisungsträger auf Papier gehen noch ein. Die werden zwar eingescannt und werden damit auch digital, aber der Kunde füllt sein Formular noch wie eh und je aus.

Trotzdem das Fazit: Die digitale Welt hat die Banken bis in die letzten Winkel hinein erfasst. Bleibt die Frage, welche Rolle in dieser Welt überhaupt noch Bargeld spielt. Manche Wirtschaftsexperten halten es inzwischen für verzichtbar. Dass es abgeschafft wird, glauben Roberto Nernosi und Direktor Hubert Zinkl, der zusammen mit Klaus Henneberger an der Spitze der VR-Bank Gerolzhofen steht, aber nicht. Nernosi führt das auf die Historie und Mentalität der Menschen in Deutschland zurück, die anders seien als etwa in Skandinavien.

Auch Zinkl meint, das Bargeld werde nicht verschwinden, wenngleich es ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor für die Banken sei.

 
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