Auch heuer gaben die unermüdlichen Helfer des humanitären Vereins "Werke statt Worte" wieder alles, um notleidenden Menschen und Familien in den ehemaligen Kriegsgebieten im früheren Jugoslawien zu Weihnachten ein wenig Hoffnung zu schenken und für etwas Glanz in der oft armseligen Hütte zu sorgen. In Ostslawonien als dem "hintersten Winkel" Kroatiens und in Bosnien-Herzegowina, wo tiefe Armut und Depression herrschen, wurde einmal mehr bereits sehnsüchtig auf das „Christkind“ mit den Weihnachtspaketen, Süßigkeitentüten und all den anderen Hilfsgütern aus Unterfranken gewartet. Inzwischen ist Ende Januar bereits der sage und schreibe 426. Hilfstransport seit dem Tag auf die weite Reise gegangen, als der Verein heuer im September vor 25 Jahren noch unter dem Namen „Fenster für Mostar“ als private Hilfsorganisation gegründet worden ist.
Einst war das im Osten Kroatiens an der Grenze zu Serbien, Bosnien-Herzegowina und Ungarn gelegene Slawonien eine der reichsten Gegenden im früheren Jugoslawien. Durch die Balkan-Kriege am Ende des 20. Jahrhunderts ist der Landstrich zu einer der ärmsten Gebiete Europas verkommen. Abseits von touristischen Zielen ist das Elend hier besonders groß. Aber auch in den anderen ehemaligen Kriegsgebieten sieht es nicht viel besser aus.
Hier auf dem Balkan über alle Religionsgrenzen hinweg nicht als „Missionar“, sondern aus reiner Nächstenliebe Menschen zu helfen, wie er sagt, das ist seit vielen Jahren dabei der Lebensinhalt und Antrieb von Hans-Jürgen Runge, dem zweiten Vorsitzenden, und seiner Frau Ingrid. Trotz zunehmenden Alters mit mittlerweile über 80 Lenzen begleitete der Gerolzhöfer auch diesmal ohne Rücksicht auf die Reisestrapazen und Tausender mit dem Auto zu fahrender Kilometer zu nehmen selbst den Weihnachtstransport, um sich von der ordnungsgemäßen Verwendung der Sach- und Geldspenden zu überzeugen und den Dank der Menschen entgegenzunehmen.
Dem Krieg gerade noch selbst entkommen
Im Jahr 1991 war der Balkankrieg ausgebrochen. Die Runges verbrachten in diesem Jahr ihren Urlaub an der kroatischen Küste. Doch der Krieg kam immer näher und die Runges wurden im Urlaub selbst zu Flüchtlingen, konnten aber rechtzeitig zurück in eine sichere Heimat. Seitdem liegt dem Ehepaar die offenbar gottverlassene Region am Herzen.
Was vor 28 Jahren im Kleinen anfing, nahm aber bald immer größere Ausmaße an und war alleine nicht mehr zu bewältigen. So schlossen sich die Runges dem humanitären Verein Werke statt Worte mit seinem Sammellager im Schonunger Ortsteil Löffelsterz an. Diese humanitäre Arbeit ist ihr ganz persönlicher und intensiver Beitrag zum Frieden und zur Fluchtursachenbekämpfung vor Ort auf der Welt. Und wer Hans-Jürgen und Ingrid Runge kennt, der weiß, sie werden unermüdlich weitermachen und ihren Teil auf diesem Gebiet beisteuern , solange es ihnen nur irgendwie möglich ist.
Wie Hans-Jürgen Runge berichtet, hat der Verein mit seiner großen Weihnachtspaket-Aktion ein arbeitsintensives Jahr wieder sehr erfolgreich beenden können. So erreichten im vergangenem Jahr 21 große 40-Tonner-Hilfstransporte die Bedürftigen in Bosnien, Ostslawonien und Rumänien. Allein im Dezember haben vier dieser großen Sattelzüge, also jeder Woche einer, beladen mit insgesamt 3116 großen Lebensmittelpaketen, 3700 Tüten mit Süßigkeiten für die Kinder, warmer Kleidung, Pflegebetten und mehr den Hilfsbedürftigen große Weihnachtsfreude bereitet. Die Verteilung erfolgt in der Regel über die örtlichen Caritasverbände, um sicher zu gehen, dass all das, was so dringend benötigt, auch bei den richtigen Menschen ankommt.
Die vor Ort persönlich erlebten Situationen der Not auf den Gebieten Kälte, Wohnraum, Arbeits- und Fachkräftemangel, Ausbildung, Sanitär, Hygiene, Krankheit, ärztliche Versorgung, Pflege, Schulausstattung, Rentenniveau, Preise und mehr bestärken den Verein im Willen, die Hilfsaktionen gemeinsam mit den Spendern und dem eingespielten Helferteam fortzuführen, unterstreicht Hans-Jürgen Runge.
Beeindruckende Hilfsbereitschaft
Die beiden Vorsitzenden Rudolph Karg (Löffelsterz) und Hans-Jürgen Runge sind ebenso wie das unermüdliche Helferteam jedes Mal von Neuem tief beeindruckt, ja ergriffen, von der riesigen Hilfsbereitschaft der Bevölkerung in der hiesigen großen Region und würden sich am liebsten bei jedem und jeder Einzelnen persönlich bedanken, auch für das große Vertrauen, so Hans-Jürgen Runge. Angefangen bei den Kindergärten, Pfarrgemeinden, Schulen und Vereinen, über Familien, Firmen und Einzelpersonen bis hin zu Kommunionkindern und überhaupt allen, die in großer Nächstenliebe durch ihre Sach- und die so notwendigen Geldspenden die Hilfsaktionen erst ermöglichen.
Die Caritas-Stellen in Vukovar, Ivankovo, Vinkovci und Koska übermitteln an alle Spender und Helfer in diesem Zusammenhang den aufrichtigen Dank der Hilfsbedürftigen, so Hans-Jürgen Runge. Die Religion oder Nationalität spielt indes bei der Verteilung der Hilfsgüter, wie erwähnt, keine Rolle, allein die Notlage ist immer entscheidend.
Hilfstransporte werden schon sehnsüchtig erwartet
Schon bei der Ankunft der Hilfstransporte bei sehr extremer Kälte seien die Menschen zum Lkw gekommen, um ein Weihnachtspaket zu ergattern, so Runge. Es habe dort tiefer Winter geherrscht und so seien besonders die von der Edeka gespendeten Briketts ein wunderbares Weihnachtsgeschenk gewesen.
Riesige Freude bereiteten besonders den Kindern in Ostslawonien wieder die über 3700 Weihnachtstüten mit süßen Überraschungen, welche auch in diesem Jahr von dem erfahrenen Helferteam in Gerolzhofen in liebevoller Kleinarbeit gepackt wurden. Dabei mussten sage und schreibe über 950 000 Einzelteile gerecht verteilt werden. Diese Aktion unterstützten neben der Firma Eichetti unter anderem auch viele Einzelpersonen und Kindergärten.
Neben den Sachspenden konnten etwa in Vukovar 1000 Euro für Brot und Milch, in Ivankovo 1000 Euro für Holz und Kohlen, 500 Euro an ein an Leukämie erkranktes Mädchen und 500 Euro an einen schwer erkrankten Mann sowie in Koska schließlich dem Ortspfarrer weitere 500 Euro für schwere Notfälle überreicht werden.
Der Dank des Paters aus Vukovar
Bei der Übergabe der Weihnachtspakete in Vukovar sagte Pater Slavko Milic: "Wie in den vergangenen Jahren haben wir auch in diesem Jahr zu Weihnachten große Hilfe aus Deutschland erfahren, um damit weiterhin den Menschen in Not helfen zu können. Unser besonderer Dank gilt allen Helferinnen und Helfern in Deutschland und jenen, welche das Geld und die Hilfsgüter gespendet und sie transportiert haben."
Für die einsatzfreudigen Helfer des Vereins geht es indes bereits wieder mit voller Kraft voraus. Schon ist der erste Hilfstransport dieses Jahres auf die lange Reise gegangen. Seit Gründung des Vereins war es bereits, wie erwähnt, der 426. an der Zahl. Rund 6600 Tonnen Hilfsgüter gelangten so auf diesem Weg in die Krisenregionen.