Spektakuläre Ereignisse kündigen sich beim Museumsfrühling am 19. und 20. März in Stammheim zur Eröffnung der diesjährigen Saison in Deutschlands größtem Privatmuseum für Militär- und Zeitgeschichte an. Museums-Chef Günter Weißenseel lässt dazu schon einmal wissen: „Es wird wieder nicht an Action, Information und Pulver gespart.“ Im Mittelpunkt steht die Erinnerung an den Mainfeldzug vor 150 Jahren im sogenannten Deutschen Krieg von 1866.
Das Museum für Militär- und Zeitgeschichte pickt sich für den Museumsfrühling traditionell ein wichtiges militär- und zeitgeschichtliches Ereignis heraus. Diesmal ist es mit dem Deutschen Krieg eines, dessen Bedeutung gerade für den mainfränkischen Raum lange verkannt wurde. Erst jetzt zum 150. Jahrestag hat man sich landauf, landab wieder richtig auf die damaligen militärischen Bewegungen und Schlachten auf fränkischem Boden im sogenannten „Bruderkrieg“ besonnen.
Der Deutsche Krieg von 1866 ist geprägt von der Rivalität zwischen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft im Deutschen Bund. Mit der Niederlage Österreichs, an dessen Seite Bayern stand, geht der Sieg schließlich an Preußen. Österreich wird aus Deutschland herausgedrängt. Die Weichen zur Einigung Deutschlands unter preußischer Führung sind damit gestellt.
Es folgen die Auflösung des Deutschen Bundes und der Zusammenschluss des Norddeutschen Bundes unter preußischer Führung. Aus diesem geht 1871 das Deutsche Reich als kleindeutscher Nationalstaat mit dem Preußenkönig Wilhelm als deutschem Kaiser Wilhelm I. hervor.
Gerade Unterfranken wird von diesem Krieg schwer in Mitleidenschaft gezogen. Auf dem sogenannten Mainfeldzug lieferten sich im Juli 1866 preußische Truppen und Soldaten der süddeutschen Verbündeten der Habsburgermonarchie in der Region heftige, verlustreiche Gefechte und hinterlassen eine Spur der Verwüstung.
Insbesondere das Gebiet im Westen des Landkreises Würzburg spielt in der Endphase eine bedeutende Rolle. Hier finden am 25. und 26. Juli 1866 bei Roßbrunn, Uettingen und Helmstadt letzte Gefechte zwischen preußischen Divisionen und den bayerischen Truppen statt.
Die Niederlagen besiegeln das bayerische Schicksal. Im Pfarrhaus von Eisingen, dem preußischen Hauptquartier, kommt es zu einem ersten Waffenstillstand zwischen Preußen und Bayern. Der Friede von Prag am 23. August 1866 beendet endgültig den Krieg und damit auch das Leid der Zivilbevölkerung. Die muss nicht nur Einquartierungen und Plünderungen erdulden, sondern auch Hunger und Cholera.
Es ist dem Arbeitskreis Deutscher Krieg 1866 zu verdanken, dass nun im Gedenkjahr 2016 an diesen Krieg in zahlreichen Veranstaltungen erinnert wird. Dies geschieht nicht in einer zentralen Gedenkveranstaltung, sondern an den verschiedenen Schauplätzen des Krieges entlang der Marschrouten der Armeen. Eingebunden sind Kommunen der vier Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen.
Gedenkveranstaltungen finden zwischen der Rhön und dem Spessart im Sommer in Bad Kissingen (15. Juni und 10. Juli), Nüdlingen (9./10. Juli), Aschaffenburg (17. Juli) sowie vom 29. bis 31. Juli in Greußenheim, Neubrunn, Helmstadt, Eisingen, Uettingen und Roßbrunn/Waldbüttelbrunn statt.
Der Museumsfrühling am Wochenende vor Ostern in Stammheim stellt die Auftaktveranstaltung dar. Sie soll einen Vorgeschmack bieten und dazu anregen, die Gedenkveranstaltungen zu besuchen.
Unter dem Motto „Der Deutsche Krieg von 1866“ gibt in Stammheim eine Sonderausstellung Einblicke in die damalige Zeit sowie in die Hintergründe des Deutschen Bruderkrieges. Zugleich erinnert ein Rahmenprogramm an die Kämpfe um die Vormachtstellung im Deutschen Bund. Dabei dürfen ein Feldlager königlicher und kaiserlicher Truppen mit Darstellern in Uniformen aus jener Zeit und lebendige szenische Darstellungen mit Soldaten, Marketenderinnen und Kanonen nicht fehlen. Dem Festakt zum Start am Samstag, 19. März, um 10 Uhr in der Festhalle des Museums machen zahlreiche Ehrengäste und hohe Persönlichkeiten ihre Aufwartung. So allen voran der österreichische Generalkonsul Helmut Koller und der Schirmherr, der Landtagsabgeordnete Ludwig von Lerchenfeld.
Auch eine Abordnung aus dem böhmischen Königgrätz, heute Hradec Kralove in Tschechien, dem Schauplatz der blutigen Entscheidungsschlacht des Deutschen Krieges zwischen österreichischen und preußischen Truppen, hat sich angesagt.
Im Mittelpunkt des Festaktes steht ein geschichtlicher Vortrag von Professor Dirk Götschmann von der Universität in Würzburg.
Die lokalen Arbeitskreise, die sich in der Region mit dem Krieg von 1866 beschäftigen, nutzen die Gelegenheit, um sich und ihre Veranstaltungen in Stammheim vorzustellen und so für einen Gesamtüberblick über den Veranstaltungsreigen zu sorgen.
Museumsleiter Günter Weißenseel würde sich schon jetzt besonders darüber freuen, wenn die Sonderausstellung vor allem von Schulklassen angenommen würde.
Das Programm
Der Museumsfrühling 2016 im Museum für Militär- und Zeitgeschichte in Stammheim läuft wie folgt ab: Samstag, 19. März: 10 Uhr Festakt mit einem geschichtlichen Vortrag von Professor Dirk Götschmann von der Universität Würzburg, 12.30 Eröffnung der Sonderausstellung „Der Deutsche Krieg von 1866“, 19 Uhr Gemütliches Beisammensein mit Darstellern und Gästen. Sonntag, 20. März: 10 Uhr Weißwurstfrühstück, 12 Uhr Essen aus Feldküche und Feldbäckerei; 17 Uhr Rückzug mit Abbau der Feldlager.
An beiden Tagen: Lebendige Darstellung königlicher und kaiserlicher Truppen, Sonderausstellung, Essen aus der Feldküche und Feldbäckerei, Filmvorführungen, Militärmodellbau, Panzerfahren im Gelände.
Infos: Museum für Militär- und Zeitgeschichte Stammheim, Tel. (0 93 81) 92 55, E-Mail: info@museum-stammheim.de