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NIEDERWERRN
Die nächste Sanierung wartet schon
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 15.02.2015 18:28 Uhr

Es sieht ganz danach aus, dass Landratsamt und Baufirmen den Zeitplan einhalten und bis Jahresende die Sanierung der Sattler-Altlast in Schonungen beenden können. Die Bewohner der dann ehemals größten bewohnten Altlast Bayerns werden aufatmen. Die Mitarbeiter des Landratsamtes, die in den zurückliegenden 15 Jahren jede Menge Expertenwissen angehäuft haben, jedoch nicht. Ihr Erfahrungsschatz wird bald in Niederwerrn gebraucht: Auch dort gibt es ebenfalls ein mit Schwermetallen belastetes Gebiet; die detaillierten Vorbereitungen der Sanierung sollen in diesem Jahr beginnen.

In Schonungen geht der verseuchte Boden auf die Farbenproduktion (Schweinfurter Grün) von Wilhelm Sattler zurück; auch in Niederwerrn hat es auf dem Gelände an der heutigen Gademannstraße eine Farbenfabrikation gegeben: Ende des 18. Jahrhunderts hat Johann Georg Gademann mit bis zu 120 Arbeitern Bleiweiß hergestellt. Im Boden befindet sich heute hauptsächlich Blei, Barium und Arsen. Wie in Schonungen sind auch in Niederwerrn die Gebäude in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Wohnungen umgewandelt worden.

Allerdings hat der Fall in Niederwerrn eine deutlich kleinere Dimension als in Schonungen: Dort gab es mehr als 100 belastete Grundstücke. Im Gademann-Umfeld sind bereits vor elf Jahren 50 Parzellen untersucht worden. Danach sind 23 Grundstücke aus dem Altlastenverdacht entlassen worden.

Wie es im Internetauftritt des Landratsamtes heißt, haben allerdings im so genannten Wirkungspfad Boden–Mensch sechs Parzellen erhöhte Prüfwerte aufgewiesen. Bei fünf geht man davon aus, dass Nutzpflanzen von den Schadstoffen betroffen sein könnten. Bei 20 Grundstücken ist nicht auszuschließen, dass sie Gewässer gefährden könnten. Das Hauptschadensgebiet liegt nach den ersten Untersuchungen aus dem Jahr 2004 auf dem Lager- und Produktionsbereich der ehemaligen Bleiweißmühle.

Nun sollen Detailuntersuchungen herausfiltern, wie schwer die einzelnen Grundstücke tatsächlich belastet sind und welcher Sanierungsbedarf entsteht. Intern stimmt das Landratsamt derzeit das weitere Vorgehen ab, deswegen ist man mit weiteren Informationen etwas zurückhaltend.

Das Gademann-Unternehmen hatte seine Farbenproduktion nach Schweinfurt verlagert. In der Wehr schlummern heute noch 200 Tonnen Arsen. Die Stadt hat sich allerdings dagegen entschieden, die belasteten Böden zu bergen, sondern sie sind 2009 mit einem Spezialverfahren in Beton eingekapselt worden.

Mit der Sanierung in Niederwerrn verbindet die Gemeinde einen zusätzlichen Zweck. Wie Bürgermeisterin Bettina Bärmann erklärt, sollen das Wohnquartier in der Gademannstraße aufgewertet und der Hochwasserschutz an der Wern verbessert werden. Langfristig soll der Ort gegen eine Jahrhundertflut geschützt werden. Das Wasserwirtschaftsamt hat das Projekt in der mittleren Prioritätsstufe angesiedelt. Ziel sei es, durch die Inanspruchnahme von finanzieller Förderung die Sanierungskosten für Gemeinde und betroffene Bürger möglichst gering zu halten, teilte die Bürgermeisterin im Dezember der Bevölkerung mit.

Gemeinde und Landratsamt haben für Montag, 23. Februar, im Niederwerrner Gemeindezentrum eine Teilbürgerversammlung anberaumt, in der sie die Niederwerrner informieren wollen.

 
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