Selbst der Regen bei der geplanten Tanzprobe im Freien kann die Vorfreude auf die Euerbacher Kirchweih vom 1. bis 3. Oktober nicht trüben. Zumindest nicht bei den 13 Kirchweihpaaren, die fränkische Rundtänze üben. Die nächste Generation an jungen Tänzerinnen und Tänzern hat sich aufgemacht, diese Tradition weiterzutragen, und gemeinsam mit den Älteren endlich wieder Kirchweih zu feiern.
Denn das Thema Corona schwebt nach wie vor über großen Festen, bei denen viele Menschen zusammenkommen. Bei der Euerbacher Kirchweih am ersten Oktober-Wochenende an der Schäferswiese warten diesmal ein kleineres Zelt und viel Platz im Freien auf die Besucher. Der Festausrichter, der Sportverein VfL Euerbach, hofft auf schönes Herbstwetter an den drei Kirchweihtagen.
"Wir sind froh, dass das Fest wenigstens so stattfinden kann", erklärt Euerbachs Bürgermeisterin Simone Seufert. Denn die Unsicherheit über einen möglichen Corona-Herbst und staatliche Verordnungen war da. Weshalb etliche Entscheidungen erst kurzfristig getroffen wurden.
Die 16-jährige Johanna Baunach ist die jüngste Tänzerin
Auch bei den Kirchweihpaaren entschieden sich einige junge Burschen und Mädchen erst vor wenigen Wochen für eine Teilnahme. Weshalb sie von Tanzleiter Steffen Brandt in kürzester Zeit die Schritte von Rheinländer, Stampfer oder Sternpolka gezeigt bekamen.
"Es macht richtig Spaß", meint die 16-jährige Johanna Baunach, die als jüngste mittanzt. Und für den 18-jährigen Ben Katzenberger ist die Motivation klar: "Ich will mich in die Dorfgemeinschaft einbringen."
Bei den Figurentänzen oder beim Dreher klappt es noch nicht bei allen Neuzugängen, weshalb sie diesen Part den erfahreneren Kirchweihpaaren überlassen, erklärt Brandt. Die Sternpolka aber wollen alle traditionell gemeinsam mit den Tänzern des Heimat- und Trachtenvereins zeigen. Diese sorgen in ihrer prächtigen Schweinfurter Gautracht immer für bewundernde Blicke.
Für manches ältere Tanzpaar wird es der letzte Kirchweihauftritt sein
Unter dem Stichwort Integration könnte bei den Kirchweihpaaren zum einen der 22-jährige Afghane Ghulam Mohibi genannt werden. Er war 2016 nach Deutschland geflohen, hatte in Euerbach Aufnahme gefunden, in Schleerieth eine Ausbildung als Metallkonstruktionstechniker absolviert und 2019 erstmals bei den Kirchweihpaaren mitgetanzt. Diesmal will er nach der Corona-Pause auch bei den schwierigen Figurentänzen dabei sein.
Dorfübergreifende Verständigung gibt es aber auch bei anderen Paaren, etwa wenn Annalena Weinmann aus Gochsheim, dem Ort der Traditionskirchweih, dabei ist. Oder wenn der gebürtige Sömmersdorfer Max Büttner mittanzt: "Weil ich mich im Dorf integrieren will", wie er sagt.
Die bunte Truppe zwischen 16 und 29 Jahren freut sich aufs Bäumles-Ausfahren, den Kirchweih-Umzug, das Tanzen, die gemeinsame Gaudi. Für manches ältere Tanzpaar wird es das letzte Mal sein.