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Gerolzhofen
Die Mohnkapsel steht für ewigen Schlaf
Zahlreiche Zuhörer verfolgten die Ausführungen von Evamaria Bräuer zu Ornamenten aus Fauna und Flora am Israelitischen Friedhof bei Gerolzhofen.
Foto: Stefan Polster | Zahlreiche Zuhörer verfolgten die Ausführungen von Evamaria Bräuer zu Ornamenten aus Fauna und Flora am Israelitischen Friedhof bei Gerolzhofen.
Bearbeitet von Norbert Finster
 |  aktualisiert: 12.09.2019 02:10 Uhr

Die Idee, sich kein Gottesbildnis  zu machen, hat das Judentum geprägt. Es sollte die Bilderanbetung  verhindern, um damit der Magie das Werkzeug zu entziehen. Der Umgang mit Bildern im fränkischen Judentum hing auch von der sie umgebenden Kultur ab. Immer wieder wurden antike oder christliche Bildmotive übernommen. Die Darstellung Gottes war untersagt.

Zum Tag der jüdischen Kultur, der in 30 europäischen Ländern veranstaltet wird, boten die VHS Gerolzhofen gemeinsam mit dem "Kulturforum" einen Rundgang über den Israelitischen Distriktsfriedhof in Gerolzhofen an. Stadtführerin Evamaria Bräuer und Georgine Bachmann, Leiterin der VHS, konnten zahlreiche interessierte Gäste begrüßen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Themenschwerpunkt beim Betrachten der historischen Stein-Denkmale waren diesmal Motive aus Flora und Fauna. Daneben gab es Informationen zu Pflanzen, die sich im Gelände finden lassen. Der Gerolzhöfer Stadtrat Haderlein beantragte bereits 1940, das Gelände unter Naturschutz zu stellen. Gegenwärtig finden sich auf der Magerwiese, die bewusst nur wenige Male im Jahr gemäht wird, Insekten auf seltenen Blüten und Kräutern. Die besondere Ruhe des seit 1942 geschlossenen Friedhofs schätzen Vögel und Wildkaninchen.

Als Bekrönung des eisernen Eingangstores von 1876  findet sich eine stilisierte Mohnkapsel, sie steht symbolhaft für den ewigen Schlaf. Der milchige Pflanzensaft des Mohns wurde seit der Antike als Schmerz und Beruhigungsmittel eingesetzt. Kunstvoll in Stein gemeißelte Blumenornamentik der heimischen Steinmetze Michael Hofmann, Johann Hillenbrand und Otto Tully sieht man auffallend häufig an Grabsteinen für Frauen. Die Kreisform - ein Symbol der Ewigkeit - spiegelt sich im Blumenkranz. Im jüdischen Gottesdienst wurden Frauen nicht zur Tora-Lesung aufgerufen und hatten meist keinen synagogalen Vornamen.  Sie hießen z.B. Rose, Blümchen, Veigele/Veilchen oder Deborah/Biene.

Grabsteine der männlichen Verstorbenen zeigen immergrüne Efeu- oder Weinranken, neben Abstammungs- und Amtssymbolen. Die entsprechende Namensymbolik geht meistens auf den Jakobssegen zurück, Löwenabbildungen, Lamm, oder Adler und Schlange.

Begleitend ging Evamaria Bräuer auch auf die zahlreichen Fragen der Teilnehmer zu jüdisch-christlichen Traditionen und dem Zusammenleben im Fränkischen ein.

Mit dieser Anzeige im Boten vom Steigerwald im Januar 1887 gab Michael Hofmann die Eröffnung seiner Stein- und Holzbildhauerei in Gerolzhofen bekannt. Hofmann gestaltete etliche Grabsteine auf dem Israelitischen Friedhof.
Foto: Evamaria Bräuer | Mit dieser Anzeige im Boten vom Steigerwald im Januar 1887 gab Michael Hofmann die Eröffnung seiner Stein- und Holzbildhauerei in Gerolzhofen bekannt.
 
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