Die Idee, sich kein Gottesbildnis zu machen, hat das Judentum geprägt. Es sollte die Bilderanbetung verhindern, um damit der Magie das Werkzeug zu entziehen. Der Umgang mit Bildern im fränkischen Judentum hing auch von der sie umgebenden Kultur ab. Immer wieder wurden antike oder christliche Bildmotive übernommen. Die Darstellung Gottes war untersagt.
Zum Tag der jüdischen Kultur, der in 30 europäischen Ländern veranstaltet wird, boten die VHS Gerolzhofen gemeinsam mit dem "Kulturforum" einen Rundgang über den Israelitischen Distriktsfriedhof in Gerolzhofen an. Stadtführerin Evamaria Bräuer und Georgine Bachmann, Leiterin der VHS, konnten zahlreiche interessierte Gäste begrüßen, heißt es in einer Pressemitteilung.
Themenschwerpunkt beim Betrachten der historischen Stein-Denkmale waren diesmal Motive aus Flora und Fauna. Daneben gab es Informationen zu Pflanzen, die sich im Gelände finden lassen. Der Gerolzhöfer Stadtrat Haderlein beantragte bereits 1940, das Gelände unter Naturschutz zu stellen. Gegenwärtig finden sich auf der Magerwiese, die bewusst nur wenige Male im Jahr gemäht wird, Insekten auf seltenen Blüten und Kräutern. Die besondere Ruhe des seit 1942 geschlossenen Friedhofs schätzen Vögel und Wildkaninchen.
Als Bekrönung des eisernen Eingangstores von 1876 findet sich eine stilisierte Mohnkapsel, sie steht symbolhaft für den ewigen Schlaf. Der milchige Pflanzensaft des Mohns wurde seit der Antike als Schmerz und Beruhigungsmittel eingesetzt. Kunstvoll in Stein gemeißelte Blumenornamentik der heimischen Steinmetze Michael Hofmann, Johann Hillenbrand und Otto Tully sieht man auffallend häufig an Grabsteinen für Frauen. Die Kreisform - ein Symbol der Ewigkeit - spiegelt sich im Blumenkranz. Im jüdischen Gottesdienst wurden Frauen nicht zur Tora-Lesung aufgerufen und hatten meist keinen synagogalen Vornamen. Sie hießen z.B. Rose, Blümchen, Veigele/Veilchen oder Deborah/Biene.
Grabsteine der männlichen Verstorbenen zeigen immergrüne Efeu- oder Weinranken, neben Abstammungs- und Amtssymbolen. Die entsprechende Namensymbolik geht meistens auf den Jakobssegen zurück, Löwenabbildungen, Lamm, oder Adler und Schlange.
Begleitend ging Evamaria Bräuer auch auf die zahlreichen Fragen der Teilnehmer zu jüdisch-christlichen Traditionen und dem Zusammenleben im Fränkischen ein.