Kunsthallen-Chefin Andrea Brandl liegt das Projekt „Kunst geht fremd“ ganz besonders am Herzen. Auch in diesem Jahr findet es statt, vom 24. Juli bis 3. November, mit einem besonderen Titel: „Kunst geht fremd und zeigt Kante“.
14 Museen aus Unterfranken haben sich neben der Kunsthalle beteiligt und verleihen jeweils eines ihrer Kunstwerke an ein anderes Haus und stellen ein Werk bei sich aus. Aus Sicht von Andrea Brandl ist „Kunst geht fremd“ „ein unterfränkisches Erfolgsprojekt“, in Deutschland nach wie vor einzigartig. Das Konzept beruhe nicht etwa auf der Größe, der regionalen Bedeutung oder dem Sammlungsschwerpunkt der beteiligten Einrichtungen, „sondern es zählen neben dem besonderen Engagement der Kuratoren vor allem die Originalität des jeweiligen Tauschobjektes.“ Das soll im anderen Ausstellungskontext „ganz bewusst als Fremdkörper“ verstanden werden, der vielleicht sogar irritiert, aber ganz besonders Interesse für die Institution des Leihgebers weckt.
Im neunten Jahr des Projekts, das von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in München und dem Bezirk Unterfranken gefördert wird, kamen mit dem Jüdischen Kulturmuseum Veitshöchheim und dem Museum Johanniskapelle Gerolzhofen zwei neue Museen dazu.
Die Kunsthalle verleiht eine 32 Zentimeter hohe Skulptur, den „Eisenschädel“ von Norbert Kleinlein, 1985 entstanden, an das Museum Johanniskapelle in Gerolzhofen. Der 74 Jahre alte Kleinlein studierte zunächst von 1961 bis 1963 an den Werkkunstschulen in Würzburg und Augsburg. Danach absolvierte er eine Bildhauerlehre und ist seit 1970 freischaffend tätig. In den letzten Jahren widmete sich Kleinlein zudem der Zeichnung sowie Malerei und überwindet damit die Gattungsgrenzen, heißt es in der Pressemitteilung der Kunsthalle. Kleinlein lebt und arbeitet in Oberndorf.
Körperelemente, häufig Köpfe, Schädel oder helmartige Plastiken, spielen im OEuvre Kleinleins eine wichtige Rolle. Mit seinen Arbeiten nähert er sich den Grundformen seiner Vorbilder an, bringt sie aber auf eine abstraktere Ebene. Im sakralen Raum der Johanniskapelle in Gerolzhofen mit Kunst im Geiste der Gotik scheint der abstrahierte moderne Eisenkopf zwar auf den ersten Blick einen starken Kontrast zum naturalistisch geprägten, gotischen Figurenprogramm und dem Thema „Frömmigkeit“ darzustellen, in seiner reduzierten Formensprache kommuniziert er dennoch auch eine meditative Aura.
In der Kunsthalle wird die „Maske der Tschäggättä“ aus dem Deutschen Fastnachtsmuseum in Kitzingen gezeigt. Sie stammt aus dem Lötschental, Kanton Wallis, in der Schweiz, ist 60 mal 42 mal 23 Zentimeter groß. Das Lötschental ist ein rauhes Hochtal der südlichen Schweiz, wurde erst 1954 infrastrukturell erschlossen. Die großen Schreckmasken der Tschäggättä sind aus Arvenholz geschnitzt. Zum Gewand gehören Schaffelle, große Schellen und Jutetücher sowie ein Stock mit Glocken und Lärmgeräte. Die ältesten Masken stammen nachweisbar aus dem 19. Jahrhundert. Früher waren die „Tschäggättä“ für ihre grobe Art bekannt, heute bleibt es zumeist bei spielerischen Verfolgungsjagden oder dem Schwärzen der Gesichter mit Ruß. In der Regel treffen sich die Brauchträger spontan und ziehen dann gemeinsam durch das Dorf. Zum zehnjährigen Jubiläum der Kunsthalle zeigt diese eine komplette Neuhängung ihrer Bestände zur Kunst in Deutschland nach 1945. Im Untergeschoss ist zukünftig das gesellschaftspolitisch relevante Thema „Individuum und Gesellschaft“ zu sehen, wo sich die „Schreckmaske“ einfügt.
Kunst geht fremd, 24. Juli bis 3. November, Infos: www.kunst-geht-fremd.de