zurück
GEROLZHOFEN
Die Märchen von Wozniak beim Aldi
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 09.11.2015 13:31 Uhr

Gerüchte hat es schon immer gegeben. Und Menschen, die gerne zweifelhafte Nachrichten begierig aufsaugen und aufgeregt gleich weitererzählen, zumeist noch mit zusätzlichen erfundenen Details ausgeschmückt, um die eigene Person möglichst wichtig erscheinen zu lassen. Derzeit kursieren Unterstellungen gegen Asylbewerber und Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak, die sich ebenso hartnäckig halten wie sie bösartig sind.

Urban Legends, moderne Sagen, nennt man diese erfundenen Geschichtchen, die mündlich oder lawinenartig per E-Mail und über soziale Netzwerke weitergegeben werden. Wer die krude Story in die Welt gesetzt hat, lässt sich in aller Regel nicht mehr nachverfolgen. Die NASA war nie auf dem Mond, die Zwillingstürme in New York des 11. Septembers wurden nach den Flugzeugeinschlägen bewusst gesprengt, Männer in schwarzen VW-Bussen halten regelmäßig Ausschau nach kleinen Kindern – und mit den großen Eimern, die Schuh- und Altkleidersammler vor den Haustüren verteilen, werden in Wahrheit Katzen entführt.

Man kann darüber schmunzeln. Muss aber nicht. Bedenklich sind solche bewussten Irreführungen, wenn damit negative Stimmung gegen Mitmenschen gemacht werden soll. Wie bei dem Fall der erfundenen Vergewaltigung einer jungen Frau in Schweinfurt durch mehrere Ausländer. Die Frau soll angeblich mit schwersten Verletzungen im Leopoldina liegen. Auch wenn Polizei, Staatsanwaltschaft und Klinikleitung ausdrücklich betonen, es gebe weder Täter noch ein Opfer, hält sich das Gerücht weiter hartnäckig. „Irgendwas wird schon dran sein“, sagen selbst Personen, denen man eine gewisse Bildung und Seriosität nicht absprechen kann. Es gebe wohl eine geheime Weisung der Regierung an Behörden und Presse, solche Taten unter dem Tisch zu halten, damit die schlechte Stimmung im Volk nicht noch mehr umkippt. Verschwörungstheorien pur, denen mit bloßer Vernunft kaum beizukommen ist.

Eine neue Legende mäandert nun seit einigen Tagen durch die Stadt Gerolzhofen. Das allererste Gerücht: Ein Asylbewerber habe bei Aldi versucht, ein Brot zu stehlen, sei dabei aber erwischt worden. Zufälligerweise sei auch Bürgermeister Thorsten Wozniak im Markt gewesen und habe die offene Rechnung großzügig beglichen. Nach wenigen Tagen war dann die nächste Eskalation der Falschmeldung zu hören: Jetzt waren es schon zwei Asylbewerber, die einen vollen Einkaufswagen durch die Kasse geschoben, nichts bezahlt und auf Kanzlerin Merkel verwiesen hätten, die die Rechnung übernehme. Dann sei Bürgermeister Wozniak erschienen und habe seinen Geldbeutel gezückt. Und nun die dritte Version: Inzwischen sind es zwei volle Einkaufswägen, die die Flüchtlinge aus dem Markt schaffen wollten. Aber auch dies habe der Bürgermeister bezahlt.

„Das ist völliger Quatsch“, sagt Thorsten Wozniak zu den Gerüchten, die ihn seit Tagen schon beschäftigen. Ständig werde er darauf angesprochen, am Telefon, per Mail, in Facebook, unter vier Augen. Er ringt sichtlich um Fassung.

„Dies macht mich zornig“, sagt er, „was sind das für Menschen, die solche Geschichten in die Welt setzen? Und was sind das für Leute, die das auch noch multiplizieren?“ Wozniak verwehrt sich auch gegen Gerüchte, wonach Asylbewerber grundsätzlich kostenlos Freizeiteinrichtungen besuchen können. „Natürlich müssen sie dort Eintritt bezahlen.“ Auch im Geomaris gebe es keinen freien Eintritt. Dies sei auch richtig, betont Wozniak. Denn die Flüchtlinge würden neben Kleidung und Verpflegung auch ein Taschengeld bekommen. Und dies könnten sie, falls gewünscht, für derartige Eintritte verwenden.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gerolzhofen
Klaus Vogt
Aldi Gruppe
Asylbewerber
Bundeskanzlerin Angela Merkel
Flucht
Märchen
NASA
Stadt Gerolzhofen
Thorsten Wozniak
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Veraltete Benutzerkennung
    Auch ich habe vor zwei Wochen bei uns im Ort mündlich von diesen angeblichen
    Vorkommnissen erfahren und dachte mir gleich , dass dies nicht unbedingt der Wahrheit entspricht.
    Ich bin persönlich auch ängstlich wo wir die schutzsuchenden Personen noch alle
    unter bringen sollen , aber deswegen Gemeinheiten zu verbreiten geht nicht und
    dann noch sagen es war ein Mann dabei der hat es genau gesehen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten