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Schweinfurt
Die Linke: "Inhalte statt blöder Sprüche"
Noch gut zwei Wochen bis zur Stadtratswahl: Beim Politischen Aschermittwoch der Linken hat heuer die lokale Politik mehr elektrisiert als die ganz große in Berlin.
'Die haben zwölf Jahre abgewartet': Frank Firsching knöpft sich beim Politischen Aschermittwoch der Linken die politischen Gegner im Stadtrat vor.
Foto: Stefan Sauer | "Die haben zwölf Jahre abgewartet": Frank Firsching knöpft sich beim Politischen Aschermittwoch der Linken die politischen Gegner im Stadtrat vor.
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 02.03.2020 02:10 Uhr

Erst gibt's den Matjeshering mit Kartoffeln, dann Saures für die anderen – die politischen Gegner – von Frank Firsching und Klaus Ernst, und zwar in dieser Reihenfolge. So ist es Tradition beim Politischen Aschermittwoch der Linken in Oberndorfer TVO-Heim. So war es auch am Mittwochabend wieder – zum 13. Mal.

Die ganze Zeit abgewartet

Frank Firsching, der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, hält sich nicht lange mit Vorreden auf: "Unsere Wahlplakate sind denen der anderen überlegen", sagt er, "da stehen nämlich Inhalte drauf und nicht nur blöde Sprüche." Erster Beifall von den 80 Anwesenden. Die Wahlplakate zu sechs zentralen Themenfeldern für die Stadt Schweinfurt hängen alle sauber nebeneinander im TVO-Nebenzimmer, zum Nachlesen. Die Themen: Bezahlbares Wohnen, 1000 Kitaplätze mehr, Aussagen zu Pflege, Bildung, ÖPNV, Integration. 

Was plakatieren die anderen? Firsching zitiert's genüsslich: "Deine Stadt, deine Zukunft, deine Stimme – CSU". Die SPD: "Aufbruchstimmung". Die Grünen: "Mutig voran". Aha. Etwas länger hält er sich bei den Freien Wählern auf: "Anpacken statt abwarten". "Die haben die letzten zwölf Jahre abgewartet, und jetzt, kurz vor der Wahl, wollen sie plötzlich anpacken?" Stimmung im Saal. Firsching wird konkret, geht ins Detail. So zur Forderung nach Sozialwohnungen, zum geplanten Pflegeheim anstelle des Friedrich-Rückert-Baus, das wegen immenser Investitionskosten wohl nur für die Reicheren in Frage komme. Für den OB und die CSU "ein "Wahlkampfthema, sie sind aber noch auf der Suche nach Geld".

Da wird hin und her gewechselt

Freie Wähler/Schweinfurter Liste und Proschweinfurt? "Da wird hin und her gewechselt", stellt der Fraktionschef der Linken fest: "Ein Wechselspiel – und warum? Weil's egal ist, die sind inhaltsleer." Keinen einzigen Antrag hätten SWL/FW zu den Haushaltsberatungen gestellt, außer auf einen Hundespielplatz: "Herzlichen Glückwunsch, solche Stadträte brauchen wir nicht." Große Heiterkeit. Dann wünscht Firsching dem amtierenden CSU-OB Remelé ab Mai den verdienten Ruhestand und sich für Schweinfurt eine Oberbürgermeisterin. Die Linke unterstützt für die OB-Wahl die SPD-Kandidatin Marietta Eder, derzeit ver.di-Gewerkschaftssekretärin in Schweinfurt.  

Linke-MdB Klaus Ernst: 'In der Union ist gerade die Narrenzeit verlängert worden.'
Foto: Stefan Sauer | Linke-MdB Klaus Ernst: "In der Union ist gerade die Narrenzeit verlängert worden."

Dass Remelé nach der Wahl nicht mehr an der Spitze der Stadt stehen soll, hält auch Linke-MdB Klaus Ernst für sinnvoll. Nur "ob ein Ruhestand verdient wäre", da ist er nicht so sicher. "Der soll schon noch was tun, aber in einem anderen Job." Da lacht der TVO-Saal. Und er lacht gleich weiter, als er aus einer Parlamentsrede seiner Partei-Kollegin Janine Wissler zitiert: "Wie erklärt man der FDP den Klimawandel und warum die Energiewende, die sie dauernd bekämpft, dringend nötig ist? Ich hab es mal so versucht: Wenn der Meeresspiegel steigt, schwimmt auch das Eigentum weg."

Die Narrenzeit verlängert

Bei CDU und CSU sieht Ernst gerade die Faschings- und Narrenzeit verlängert, und zwar durch die Kandidatenkür für den CDU-Vorsitz, wobei ihm der liberale Laschet deutlich lieber wäre als der reaktionäre Merz. Dass der "Oberfaschingsprinz Scheuer", der mit seinen Maut-Verträgen wohl hunderte Millionen Euro in den Sand gesetzt habe und als "Totalversager in die Geschichte eingehen wird," noch immer im Amt ist, sei das Schlimmste. Und: "Die CSU wird sich mit unseren Inhalten auseinandersetzen müssen, ob es ihr passt oder nicht."  

 
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