L'amour, Amore, Love: Das Abschlusskonzert des diesjährigen Schweinfurter Nachsommers in der SKF-Halle 145 stand ganz unter dem zeitlosen Motto Liebe. Mit dem 26-jährigen Newcomer Alexander Stewart aus Manchester stellte sich ein moderner Troubadour vor, der mit den Standards des Great American Songbook und Jazzadaptionen ausgesuchter Pop-Klassiker das Publikum blendend unterhielt und begeisterte. Ihm zur Seite die für den Jazzanteil zuständige erstklassige Begleitband aus Rob Barron (Piano), Nathaniel Facey (Altsaxofon), Rob Anstey (Bass) und Andy Chapman (Schlagzeug).
„Für mich ist wichtig, dass meine Songs eine Geschichte erzählen“, erklärt der junge Sänger. Und die präsentiert er schon heute mit Leidenschaft und Glaubwürdigkeit – ohne große Gesten und Theatralik. Er singt und swingt voller Jazzfeeling, beherrscht Phrasierung und Timing und packt mit seiner warmen Stimme die Zuhörer. Stürzen wir uns hinein in den Strudel der Liebe, der mit Sam Sparros „Black & Gold“ beginnt, in dem ein Trennungsschmerz das Leuchten der Sterne verblassen lässt.
„Part time Lover“ von Stevie Wonder im Up-Tempo beschreibt eine „Undercover-Passion“, die Saxofonist Nathaniel Facey mit einem leidenschaftlichen Solo untermalt. In „At last“ sind endlich die einsamen Tage vorbei, Stewart gestaltet die Ballade behutsam, voller Emotion. Und in „No moon at all“ freut sich ein Liebespaar über die totale Dunkelheit: „Das ist unsere Nacht“. In „Please, please, please“ der britischen Indie-Rockband „The Smiths“ übernimmt Stewart fast völlig die Phrasierung von deren Sänger Morrissey.
Alexander Stewart erzählt mit seinen Songs von grenzenloser Liebe „How glad I am“, von Nächten voller Sehnsucht „My all“ und von verletzender Eifersucht „Jealous guy“ von John Lennon. Im Beatles-Song „Baby you can drive my car“ können die Musiker der Band in großen Soli ihr virtuoses Können zeigen: Klug bauen sie ihre Improvisationen auf, die ständig an Intensität gewinnen und expressive Höhepunkte ansteuern.
Frank Sinatra-Hits liegen dem britischen Sänger besonders am Herzen. Weil die Angebetete „Too marvellous for words“ ist, sollen die Vögel ihr sein Liebeslied singen. Und fühlt sich Frankie-Boy in „Once for my Baby“ auch so richtig schlecht, in „Fly me to the moon“ ist er schon wieder der erfolgreiche Herzensbrecher - „With other words, I love you“. Von Paul Simon hat Stewart etwas gelernt: „Fifty ways to leave your lover“.
Der Abend endet mit einer kleinen Kostbarkeit. Alexander Stewart gestaltet die Kurt Bacharach-Komposition „A house is not a home“ nur mit Pianobegleitung zu einer bewegenden Bitte um Vergebung eines Fehlers: „Traurig, wenn du niemand einen Gute-Nacht-Kuss geben kannst“. Dann schweigt das Klavier, Stewart legt sein Mikrofon beiseite, tritt an die Rampe und wiederholt noch einmal den Refrain. Stille - dann Begeisterungspfiffe und Riesenapplaus.