Anfangs habe er sich schon die Frage gestellt, ob auch im 71. Jahr nach dem Weltkriegsende in Deutschlands einzigem privat betriebenen Bunkermuseum ein Gedenktag gerechtfertigt sei. Die Antwort, die sich Oberbürgermeister Sebastian Remelé selbst gab, lautete Ja. Erstens, weil es aktuell viele Kriege und kriegerische Auseinandersetzungen gebe. Ein solcher Gedenktag biete Gelegenheit, auch darüber nachzudenken. Zweitens sei der Bunker A 8 heuer vor genau 75 Jahren gebaut worden, sagte der Rathauschef und Schirmherr am Sonntag zur Eröffnung des Hochbunkers.
Der Bunker, 1941 im Rahmen des „Führer-Sofort-Programms“ gebaut, bot in Oberndorf knapp 1100 Menschen Schutz vor Bombenangriffen. Im Volksmund wird er wegen der Nähe zur Firma gegenüber „Fichtel-und-Sachs-Bunker“ genannt, berichtete Museumsbetreiber Nils Brennecke. Vor zwei Jahren haben er und seine Frau Petra den Bunker gekauft, anfangs gar nicht mit dem Plan, ein Museum einzurichten. Mittlerweile sei daraus ein „kleiner Betrieb“ geworden, so groß ist auch übers Jahr das Besucherinteresse.
Am Sonntag rannten den Brenneckes von der ersten Stunde um 9 Uhr bis abends die Menschen den Bunker ein. Auch die, die schon einmal drin waren, sahen viel Neues. Bei Militärbörsen und via Ebay habe er einiges hinzugekauft, schilderte Brennecke. Aber auch der mittlerweile große Bekanntheitsgrad sorge für Kontakte und wachsende Bestände. Sogar am Sonntag: Ein Besucher brachte einen Luftschutzverbandskasten mit. Ein anderer will demnächst bei sich zuhause deponierte Bomberteile abliefern.
Immer interessant ist der in Dauerschleife laufende 23-Minuten-Dokumentarfilm mit vielen Aussagen auch von Zeitzeugen. Im Bunker durften die Oberndorfer und Mitarbeiter der Sachs-Werke Schutz vor Fliegerangriffen suchen, die der Industriestadt – wie bekannt – massiv zusetzten. Auch daran zu denken, empfahl der OB bei der Eröffnung. Die letzten Bomben auf Schweinfurt fielen am 10. April 1945. In drei Wellen warfen US-Bomber ihre Fracht ab. Das waren so genannte Weichbomben zur Unterstützung der Bodentruppen, die am 11. April 1945 in Schweinfurt den – geringen – letzten Widerstand brachen.
Der Hochbunker verfügt über sechs Geschosse mit jeweils rund 400 Quadratmetern Nutzfläche. Die Wände im Keller sind drei Meter, die des Hochbaus zwei Meter stark. Das Zeltdach oben sollte den angreifenden Flugzeugen den Bunker als Wohnhaus darstellen.
Zwischen 1981 und 1983, nicht lange vor dem Ende des „Kalten Krieges“, wurde der Hochbunker vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe als einer von 300 bundesdeutschen Bunkern wieder nutzbar gemacht. Elektrik, Wasserversorgung, inklusive 20 WC wurden komplett erneuert.
Ebenso wurde eine Lüftungsanlage mit einem Sandfilterraum im 4. Geschoss eingebaut. Das alles sollte den Bunker atombombensicher machen. 1943 und 1944, als es die größten Bombenangriffe gab, konnten die Menschen noch nur maximal zwölf Stunden ausharren, dann war der Sauerstoff verbraucht.
Nach dem Krieg wohnten eine Zeit lang Flüchtlinge im Fichtel-und-Sachs-Bunker, danach diente er Sachs kurzzeitig als Lager für Elektro-Zubehör. 2012 ging das Bauwerk in den Besitz des Bundesamtes für Immobilienaufgaben über. Seit 2014 gehört der Bunker den Brenneckes, die Führungen für Gruppen ab zehn Personen anbieten. Sie seien sehr gut nachgefragt, mittlerweile auch von Gruppen weit über die Region hinaus.
Erneut standen Vorträge im Keller auf dem Programm: Main-Post-Redakteur Norbert Vollmann und der in Sennfeld lebende Douglas Dashwood-Howard schilderten den Abschuss eines am 14. Oktober 1943 über Hausen bei Schonungen explodierten US-B-17-Bombers. Vollmann hat die Ereignisse letztes Jahr mit Unterstützung von Dashwood-Howard im Buch „Der Bomber von Hausen und der Amerikaner, der in Sennfeld tot vom Himmel fiel“ beschrieben.
Pfarrer in Ruhe Dieter Schorn berichtete über „Die letzten Kriegstage“, dieses Mal allerdings aus der Sichtweise der Amerikaner. Vor dem Bunker waren historische US Army-Fahrzeuge ausgestellt.