Wann ist ein Museum gut? Wann interessiert eine Sammlung die Besucher, fesselt sie, bleibt dauerhaft in Erinnerung, sorgt für Inspiration? Fragen, denen sich jedes Museum egal welchen Inhalts stellen muss. Fragen, mit denen sich Friederike Kotouc jahrzehntelang beschäftigte. Die Leiterin des Museums-Service MuSe der Schweinfurter Museen ging im Sommer in den wohlverdienten Ruhestand. Ihr Erbe ist nachhaltig, hat sie doch in der Museumspädagogik bayernweit Maßstäbe gesetzt.
„Was ist die Kernaussage des Museums?“, diese Frage stellte sich Kotouc für jedes Haus, für das sie mit zuständig war. Ob das die Kunsthalle war, in der sie seit 2009 ihr Büro und die Arbeitsräume für die vielfältigen, im Schnitt 500 verschiedenen Veranstaltungen pro Jahr, hatte. Oder das Gunnar-Wester-Haus, die Ikonensammlung, die naturkundliche Sammlung, das Museum Otto Schäfer oder früher das Stadtmuseum. Immer war es diese Frage, die am Anfang stand: Wofür steht die Sammlung, was will sie zeigen. Aus aufgrund der großen Vielfalt der Schweinfurter Museen zwangsläufig unterschiedlichen Themen das richtige museumspädagogische Angebot zu entwickeln, machte Kotouc immer am meisten Spaß.
„Natürlich“, erklärt sie, „kann man sich auch in Kunstbüchern zum Beispiel über die Bilder in der Kunsthalle informieren.“ Wirklich begreifen, in Dialog treten, die Intention der Maler verstehen, kann man aber durch Bücher nicht. Und da kommt eine gute Museumspädagogik ins Spiel – Kotouc und ihre gut 20 Führerinnen und Führer bieten einen Strauß an Angeboten, der bayernweit für Hochachtung sorgte, bei Museumskollegen wie bei den Verantwortlichen der nichtstaatlichen Museen.
Vielfältiges Angebot
Kotouc und ihr Team entwickelten mehr als nur gute Führungen für Kinder oder Erwachsene. Die Vielfalt der Vermittlung in den Schweinfurter Museen ist beachtlich – von LTTA-Projekten über Malkurse unter den Arkaden der Kunsthalle im Sommer bis zur Kulturnacht des Celtis-P-Seminars.
Mit am meisten Spaß machte Kotouc die Entwicklung des MuSe-Wegs, für den es den mit 5000 Euro dotierten Preis der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen und der Bayerischen Sparkassenstiftung gab. Mittlerweile hat der MuSe-Weg fünf Stationen in der Kunsthalle – „Malturm“, „Magnetwand Komposition“, „Kunstpause, Pause für die Kunst“, „Hörinsel“ und zuletzt, aus dem Preisgeld mitfinanziert, der „Bildhauerblock“. Allen Stationen zu eigen ist der interaktive Charakter, mit dem Informationen vermittelt werden, wie Kunst entsteht, welche Materialien die Künstler verwenden und was alles hinter einem Kunstwerk steckt, bis man es als Besucher genießen kann. Ganz bewusst sind die Stationen so gestaltet, dass sie für die Besucher als kurze Pause bei einem Rundgang durch die Kunsthalle fungieren. Und Friederike Kotouc freute sich jedes Mal, wenn sie einen Besucher sah, der am Bildhauerblock staunend den Schubkasten aufzog, um nachzuschauen, ob die Figur, die er da aus Stein, Bronze, Holz oder Ton zu erfühlen glaubte, auch das Vermutete ist.
Die Idee zum MuSe-Weg gedieh vor vielen Jahren, als es das Stadtmuseum noch gab. Damals mussten Kotouc und ihre Mitarbeiterinnen immer alle Utensilien, um ihre Führungen anschaulich zu machen, durch das mehrstöckige Gebäude tragen. Alles zentral an einem Platz zu haben, um wie beim Bildhauerblock die Vielfalt der Materialien zu erklären, war immer die Idealvorstellung.
Als die Kunsthalle 2009 eröffnet wurde, zog Kotouc natürlich mit ein, mit dem Ziel, „dem Volk die Kunst nahezubringen“, wie es einmal in Bezug auf den MuSe bei einem Unterfränkischen Museumstag hieß. Das neue Haus wollte erobert werden, was Kotouc schnell gelang. Spannende Themen gibt es unendlich viele. Das Konzept für ein lebendiges Museums ist nie abgeschlossen, findet Kotouc, gerade das habe Spaß gemacht.
Sie sagt von sich selbst, ein durch und durch pädagogischer und neugieriger Mensch zu sein, der gerne Wissen vermittelt, aber nicht nach Art einer strengen Lehrerin, sondern im Dialog. In die Museumspädagogik wuchs sie hinein. Sie stammt aus Gerolzhofen, studierte Biologie, Germanistik und Pädagogik in Marburg, absolvierte ihr Lehramtsreferendariat und kam 1985 als ABM-Kraft zu den Städtischen Sammlungen, wie die Museen und Galerien damals hießen – um das Vogelmuseum einzurichten. Dieses Haus mag sie immer noch gerne und die Biologie ist auch ein Themenfeld, dem sie sich in der Rente wieder mehr widmen möchte.
Was ihr Lieblingswerk in der Kunsthalle sei, wurde Kotouc einmal gefragt. Albert Burkarts „Frauen im Lokal“ aus der Sammlung Joseph Hierling. Ein Gemälde, an Hand dessen man die Schlagworte „Verschollene Generation“ oder „Expressiver Realismus“ besonders gut erklären kann. Ganz die Museumspädagogin. Für den Übergang bei der Museumspädagogik ist übrigens gesorgt. Die Stelle wurde neu ausgeschrieben und ist mittlerweile auch besetzt, wie Kunsthallenchefin Andrea Brandl bestätigt. Mitte Oktober beginnt die neue Mitarbeiterin ihre Arbeit.
Der Museums-Service MuSe in Schweinfurt bietet Rundgänge und Themenführungen in allen Häusern für Erwachsene, Kunstnachmittage, Kreativführungen, kultur- und kunstpädagogische Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Anfragen per Mail unter info@kunsthalle-schweinfurt.de, per Telefon unter Tel. (0 97 21) 51 47 44.